Vorsaison
kamen nämlich auch aus Argentinien, Brasilien,
Chile oder Venezuela. Einige sogar aus Mexiko, Peru oder gar Kuba.
Corinna war gut drei Jahre älter als
ich und hatte im Sommer 1982 zusammen mit ihren Eltern in Blanes Urlaub gemacht.
Dort hatte sie sich in einen spanischen Reiseleiter verliebt und ihn sogar
ihren Eltern vorgestellt. Sie beschrieb ihre Eltern als sehr aufgeschlossen und
modern. Corinna hatte damals gerade erst ihr Abitur vermasselt, dennoch waren
ihre Eltern mit ihr, sozusagen als Trotzpflaster, nach Blanes in den Urlaub
gefahren. Corinna sagte, sie hätte zum damaligen Zeitpunkt auch nicht gewusst,
wie es zu Hause hätte weitergehen sollen; nochmal Abi versuchen oder lieber
eine Lehre anfangen. Deshalb waren ihre Eltern auch einverstanden gewesen, als
Corinna erklärt hatte, sie würde noch ein paar Wochen länger in Blanes bleiben.
Sie war dann vom Hotel in die Wohnung dieses Reiseleiters gezogen, der sich
jedoch schon alsbald als extrem eifersüchtig entpuppt hatte. Schließlich, nach nur
ein paar Wochen war Corinna bei Nacht und Nebel aus der Wohnung geflohen und
erst einmal in einer Pension untergekommen. Dort hatte sie dann eine Spanierin
namens Marí kennengelernt. Corinna, die ihren Eltern nicht hatte mitteilen wollen,
dass der nette Reiseleiter in Wirklichkeit ein absolutes Arschloch war, ließ
diese weiterhin im Glauben, sie wohne noch bei ihm und wäre glücklich. Sie
hatte dann angefangen, für eine Discothek zu proppen, und so hatte sie
schließlich Paolo kennengelernt. Paolo war Italiener und zog zusammen mit einem
Freund, sowie einem Geparden und einem Schimpansen nachmittags über den Strand oder
die Einkaufsstraßen, wo auch Corinna proppte. Paolo und sein Freund verdienten
ihr Geld, indem sie Touristen anboten, sich mit dem Geparden oder dem Affen
fotografieren zu lassen. Das kleinformatige Polaroid-Foto kam dann in einen Schlüsselanhänger,
den man für 1.000 Peseten erwerben konnte. Paolo hatte Corinna angesprochen und
sie hatten sich dann für abends in der Discothek, für die Corinna arbeitete, verabredet.
Kurze Zeit später war sie dann zu Paolo und seinem Freund gezogen. Doch da war
der Sommer und damit auch die Saison an der Costa Brava schon fast zu Ende und Paolo
und sein Freund verbrachten die Wintermonate immer auf den Kanarischen Inseln. Corinna
erzählte zwar, Paolo habe ihr damals angeboten, ihn nach Teneriffa zu
begleiten, nach ihrer schlechten Erfahrung mit dem Reiseleiter sei sie jedoch
misstrauisch gewesen und so hatte sie abgelehnt.
Nach seiner Abreise war Corinna
wieder in die Pension gezogen, bereit, in den nächsten Tagen nach Deutschland
zurückzufahren. Die Discothek, für die sie proppte, schloss ebenfalls saisonbedingt
und damit hatte sie keine Möglichkeit mehr, Geld zu verdienen. Doch dann hatte
sie Marí in der Pension wiedergetroffen. Diese erzählte Corinna, dass sie in
einer Copa-Bar arbeite und wenn Corinna gerne den Winter über bleiben wollte,
so wäre dies die Möglichkeit für sie, das nötige Geld dafür zu verdienen. Corinna
sagte, sie sei am Anfang genauso skeptisch gewesen wie ich. Doch im Gegensatz
zu mir habe sie sich ein eigenes Bild gemacht und Marí einen Abend in die Bar in
Blanes begleitet. Am Ende des Abends habe sie dann 10.000 Peseten in der Tasche
gehabt und das nur dafür, dass sie den ganzen Abend an der Theke gesessen und
sich köstlich amüsiert hätte! Corinna erzählte, sie sei damals die einzige
Nicht-Spanierin dort gewesen. Sie kicherte bei dem Gedanken daran und meinte,
sie hätte sich vor Drinks kaum retten können. An manchen Abenden habe sie so
viel verdient, wie sie als Propperin nicht in drei Wochen verdient hätte! Sie
und Marí hatten dann ein Arbeits-Team gebildet, wovon auch Marí sehr profitierte.
Die meisten Spanier kamen nämlich zu zweit in die Bar, wo Corinna mit ihren
superblonden Haaren der absolute Star gewesen war. Corinna sagte, es habe sich
dann ganz schnell herumgesprochen, dass dort ein blondes, deutsches Mädchen
arbeite und so seien viele Spanier, die sonst in andere Bars gegangen wären,
nur ihretwegen dorthin gekommen. Es sei auch gar nicht weiter tragisch gewesen,
dass sie damals kaum Spanisch gesprochen hätte. Es sei nur darauf angekommen,
an den richtigen Stellen zu lachen und freundlich zu sein — den Rest habe dann Marí
besorgt.
Ich merkte, dass Corinna mich
bequatschen wollte, doch mal einen Abend mit ins „Mau-Mau“ zu kommen! Aber ich
wollte das nicht und das sagte ich
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