Vorsaison
beiden nun ebenfalls wieder. Ich fragte,
warum das „Romance“ denn jetzt geschlossen sei und Corinna erzählte, der ehemalige
Besitzer wäre wohl in größere Drogengeschäfte verwickelt gewesen und säße nun
im Knast. Jedenfalls wollten die beiden Spanier aus Barcelona das „Romance“ nun
kaufen oder zumindest pachten — vorausgesetzt sie bekämen vom Stadtrat eine
Konzession, um wieder so lange öffnen zu können. Was das anbelangte waren sie jedoch
ganz zuversichtlich und sagten, immerhin sei dies Spanien und hier könnte man
für Geld eben alles kaufen. Geld schienen die beiden jedenfalls genug zu haben,
auch wenn ich nicht mit Bestimmtheit sagen konnte, ob ihre goldenen, mit
Brillanten besetzten Rolex-Uhren echt waren. Ihre Klamotten waren auf jeden
Fall nicht billig gewesen und als Corinnas Begleiter Jaime später die Drinks
bezahlte, zog er ein dickes Packet Peseten aus seiner Jacke. Beide sprachen ein
bisschen Englisch und da auch Corinna Englisch sprach, konnte ich mich an der
Unterhaltung ebenfalls beteiligen.
Wie gewöhnlich, war es wieder sehr
laut im „Moby’s“, sodass wir uns fast anschreien mussten. Jaime schlug vor,
woanders hinzugehen — außerdem habe er Hunger, wobei er sich den Bauch rieb.
Dann sah er uns fragend an. Corinna war einverstanden die Lokation zu wechseln und
ich nickte ebenfalls. Beim Verlassen des „Moby’s“ drückte Alejandro dem Türsteher
dann ein paar Scheine in die Hand und murmelte gracias . Ich verstand
zuerst nicht, warum er dem Türsteher überhaupt etwas zugesteckt hatte, bis die
Meute, die am Straßenrand stand, auseinanderstob und den Blick auf einen
nagelneuen Porsche freigab. Der Porsche gehörte Alejandro und er fragte uns,
wohin wir denn jetzt fahren könnten und wo es auch noch etwas Gutes zu essen
gäbe. Während Corinna noch überlegte, sagte ich schon „El Reno“. Corinna nickte
sogleich. Das einzige Problem bestand nun jedoch darin, wie wir zu viert in dem
Porsche fahren sollten. Schließlich kletterte ich auf die Rückbank und Jaime
nahm Corinna auf den Schoss, die nicht mehr aufhören konnte zu kichern. Gerade
als wir losfahren wollten, sah ich durch die Heckscheibe, wie Maurice, begleitet
von Detlef, Hermann und Babs das „Moby’s“ betrat. Alarmiert durch das röhrende
Motorengeräusch des Porsches, drehten sich alle vier dann in unsere Richtung um
und ich war mir sicher, dass Maurice genau gesehen hatte, wer da hinten
in dem Porsche saß.
Im „El Reno“ war unter der Woche
nicht so viel los, aber vielleicht war es dafür auch einfach noch zu früh, denn
es war erst kurz nach Mitternacht, als wir das Restaurant betraten. Unsere
beiden Begleiter waren jedenfalls von der Qualität der Speisen dort sehr
angetan und bedankten sich für den Tipp. Ich hatte allerdings keinen Hunger und
so bestellte ich mir lediglich einen café solo und einen mel i matό. Unsere beiden Begleiter waren erstaunt darüber, dass ich überhaupt wusste,
was ein mel i matό ist, denn mittlerweile hatte ich schon erzählt,
dass ich eigentlich nur Urlaub machte. Auch Corinna war ganz verblüfft
und gestand, noch nie von dieser Nachspeise gehört zu haben und das, obwohl sie
nun schon so lange hier wohnte! Nach dem Essen bot man uns an, mit nach Barcelona
zu fahren und natürlich wussten Corinna und ich, worauf dies hinauslaufen
würde. Dass uns dabei etwas hätte zustoßen können, auf die Idee wären wir beide
jedoch nicht gekommen. Die beiden Spanier waren äußerst nett. Zwar waren sie
cool, aber nicht von oben herab, wie so viele andere vermeintlich coole Typen — noch dazu, wenn sie Geld hatten. Corinna fuhr voll auf Jaime ab und ich fand
Alejandro auch nicht unattraktiv, obwohl er wesentlich älter als Jaime zu sein
schien und ich ihn auf mindestens 40 Jahre schätzte. Beide waren sehr gepflegt,
hätten vom Typ her aber nicht unterschiedlicher sein können. Jaime war eher
klein und dunkel, der typische Spanier eben. Alejandro hingegen war relativ
groß. Außerdem hatte er kurze Haare, was mir ebenfalls besser gefiel. Corinna
scherzte später einmal, dass wir uns in Punkto Männer nie in die Haare bekommen
könnten. Sie stand nämlich auf die langhaarigen und extrem südländisch
aussehenden Typen, wobei Körper größe bei ihr keine Rolle spielte. Mit circa
1.65 m war sie nämlich meistens eh etwas kleiner, als der durchschnittliche
Spanier. Und wenn darunter mal einer war, der wirklich noch ein paar Zentimeter
kleiner war als Corinna, so störte
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