Vorsaison
dann
bewusst darauf, wie die wenigen anwesenden Frauen sich kleideten; Leggins und
kniehohe Stiefel waren absolut hot! In Deutschland hingegen hatte ich noch
niemanden in Leggings gesehen und ich begriff, dass Spanien oder zumindest die
Touristengebiete ihre ganz eigene Mode hatten. Noch später begriff ich auch die
genauen Zusammenhänge. Als nämlich zwei bis drei Jahre später diese Leggings in
Deutschland ebenfalls modern wurden; dieser spezielle Look war zum Trend
geworden. Genauso, wie die neuen Musikrichtungen, die vornehmlich von Ibiza aus
aufs Festland überschwappten — bevor sie von dort den Rest des Kontinentes
eroberten, eroberte auch die dazugehörige Mode so den Rest der Welt. Corinna
hatte sich ebenfalls wieder in Schale geworfen und trug ein schwarzes, extrem
kurzes Minikleidchen — diesmal mit Mini-Mouse Aufdruck. Dazu trug sie schwarze,
blickdichte Strümpfe und schwarze Stiefel. Das Kleidchen selbst war allerdings
eher so etwas, wie ein XL-T-Shirt, das sie sich einfach mit einem roten,
breiten Ledergürtel in der Taille zusammengerafft und dann so weit nach oben
geschoppt hatte bis es gerade mal noch den Po bedeckte! Auf die anwesenden Spanier,
insbesondere auf die mit der nervigen Zigaretten-Anmache, wirkte Corinna dabei wie
Honig, auf einen Grizzlybären! Doch im Gegensatz zu mir war Corinna ziemlich
rabiat. Noch bevor man ihr eine Zigarette anbieten oder sie um Feuer hätte
fragen können, knurrte sie den Betreffenden auch schon an, dass er sich verpissen
solle und was ihm überhaupt einfiele! Ihr Spanisch war jedenfalls ausgezeichnet
und ihr Vokabular zumindest vielseitig. Nachdem sich so innerhalb von kürzester
Zeit gleich mehrere Spanier die Finger verbrannt hatten, hatten wir endlich
unsere Ruhe. Ich war ein bisschen erschrocken, als ich sah, wie giftig Corinna
werden konnte und fand, wenn sie sich so schnell belästigt fühlte, dann hätte
sie sich besser nicht so aufreizend anziehen sollen. Doch Corinna sagte, sie
ziehe an, was sie wolle und dieses Andalusenpack solle gefälligst ins
„Mau-Mau“ kommen, wenn sie sie anbaggern wollten.
Plötzlich stieß sie mich in die
Rippen und macht mich auf einen Spanier aufmerksam, der ganz alleine bei der
Treppe zur unteren Etage stand. Er war nicht sehr groß, hatte schulterlange,
pechschwarze und sehr glatte Haare und trug einen violett-farbigen Lederanzug
mit schwarzem Satinhemd, das mindestens genauso glänzte wie sein Haar. Außerdem
war er braun gebrannt und Corinna meinte, dass er unmöglich ein Einheimischer aus
Lloret sein könnte — zumal sie ihn auch noch nie zuvor hier gesehen hätte. Auch
er schien Corinna bemerkt zu haben, die auf einmal kerzengerade auf ihrem
Hocker saß und sich betont lässig eine Zigarette anzündete. Zwei Minuten später
stand der Spanier an ihrer Seite und fragte sie nach Feuer — offensichtlich zog
die Masche also doch! Er verwickelte Corinna dann in ein Gespräch und kurz
darauf sagte Corinna zu mir, dass Jaime uns gerne einladen würde. Sie
wollte wissen, was ich trank. Nun, ich trank Wasser. Corinna verdrehte daraufhin
kurz die Augen, sagte aber nichts weiter. Stattdessen widmete sie sich wieder
der Unterhaltung mit Jaime. Ganz offensichtlich hatten die beiden Gefallen aneinander
gefunden. Dann winkte Jaime einem anderen Spanier zu, der gerade erst
hereingekommen war und sich suchend umblickte. Jaime stellte uns daraufhin
seinen amigo Alejandro vor. Beide kamen aus Barcelona, wo sie einen Club
für reiche Spanier betrieben — so erzählten sie zumindest. Was genau für ein
Club dies war, sagten sie jedoch nicht. Nach Lloret waren sie gekommen, weil es
hier eine Discothek gab, die zum Verkauf stand und die man sich heute angesehen
hatte. Bevor sie jedoch zurück nach Barcelona fuhren, hatten die beiden noch herausfinden
wollen, was denn in Lloret im Winter so los war. Kein Vergleich zum Sommer, lautete
die einstimmige Antwort von uns allen!
Corinna war überrascht und fragte, um
welche Discothek es sich denn handele. Der Name „Romance“ fiel, woraufhin
Corinna sogleich einen kurzen Schrei ausstieß. Dann erzählte sie, dass sie das
„Romance“ noch von früher kennen würde. Sie sei dort vor zwei Jahren oft mit
ihrem damaligen Freund Paolo gewesen, weil der Laden immer bis 8.00 Uhr morgens
geöffnet gewesen wäre. Als Corinna Paolos Namen erwähnte, nahm ihr Gesicht kurz
einen verträumten Ausdruck an. Die beiden Spanier nickten und der Begriff after
hour fiel. Genau das planten die
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