Vorsaison
sie das auch nicht weiter! Wie gesagt,
Körpergröße war für sie wirklich zweitrangig. Ich jedoch fand, dass Männer auf
jeden Fall grösser als ich sein mussten — was die Sache schon erschwerte. Immerhin
war ich gut 10 cm größer, als Corinna. Außerdem stand ich nicht so sehr auf die
extrem dunklen Typen und zu lange Haare bei Männern fand ich viel zu weibisch.
Damals fing ich aber auch erst an
überhaupt herauszufinden, welchen Typ Mann ich bevorzugte;
äußerlich, charakterlich und sexuell. Ich hatte zudem noch nie mit einem Mann
geschlafen der doppelt so alt war wie ich, und auch das war eine neue Erfahrung
wert, wie ich fand. Aber wenn ich aus dieser Nacht überhaupt irgendwelche
brauchbaren Erkenntnisse zog, dann auf jeden Fall die, dass ich mir nie im
Leben Satin-Bettwäsche kaufen würde und ein zu weiches Wasserbett auch nicht
für guten Sex taugte!
Später am nächsten Morgen, oder
besser gesagt, am Mittag und nachdem wir in einer Bodega noch zusammen
gefrühstückt hatten, riefen uns die beiden ein Taxi und bestanden darauf, dies
auch zu bezahlen. Beide hatten uns auch ihre Telefonnummer aufgeschrieben,
falls wir mal in Barcelona wären und ausgehen wollten. Sollte das mit dem
„Romance“ klappen, würde man sich in Zukunft sowieso öfter treffen. Bei dieser
Gelegenheit hatte Jaime auch gleich gefragt, was Corinna denn so arbeiten würde
und ob wir beide nicht Lust hätten, für sie in ihrem Club in Barcelona oder
später gegebenenfalls im „Romance“ zu arbeiten. Corinna hatte, ohne mit der
Wimper zu zucken, erklärt, dass sie guia sei und im Winter von ihrem
Ersparten lebe — und dann den Job danken abgelehnt.
>>Nein danke, aber ich arbeite
nicht als Bedienung<<, hatte sie etwas pikiert geäußert. Jaime hatte
daraufhin jedoch bloß gelacht und dann erklärt, dass es sich dabei auch nicht
um Jobs als Bedienung handele — jedenfalls nicht so, wie Corinna sich das wohl
vorstelle.
>>Bei uns bedient jedes Mädchen
nur einen Klient. Manchmal auch zwei und wenn du ihm nicht gerade etwas zu
trinken holst, bleibst du einfach bei ihm sitzen und leistest ihm
Gesellschaft<<, sagte Alejandro dann und selbst ich begriff nun, um was
für eine Art Club es sich dabei handelte!
Im Taxi auf dem Weg zurück nach
Lloret, konnte Corinna sich vor Lachen kaum noch halten.
>>Die beiden haben eine
Copa-Bar, wie Paco — wenn auch wahrscheinlich um einiges exklusiver! Wer hätte
das gedacht? Und dann haben die beiden auch noch ganz frech versucht, uns
anzuwerben!<<
Corinna schüttelte sich vor Lachen
und rief: >>Wenn Jaime wüsste, wo ich in Wirklichkeit arbeite. Aber er
hat das mit der guia einfach so geschluckt! Sehe ich etwa so prüde aus?<<
Nachdem sie sich dann wieder einigermaßen
beruhigt hatte, sagte Corinna: >>Siehst du — und genau das tust du im
Mau-Mau auch. Du lachst ein bisschen, flirtest ein bisschen, machst ein
bisschen small talk und schon rollen die Copas!<<
Sie sagte auch, dass nicht alle
Spanier, die ins „Mau-Mau“ kämen, baratos seien. Corinna spie das Wort
dabei förmlich aus. Barato war billig auf Spanisch und wieder einmal
störte ich mich ein wenig an Corinnas Ausdrucksweise. Ich wusste genau, welchen
Typ Spanier sie damit meinte: den, der mit Stoffhosen und Wollpullunder, nach
Schweiß riechend, auch im „Moby’s“ anzutreffen war. Einfache Arbeiter, die
wenig Geld verdienten. Auch mir ging deren plumpe Anmache gehörig auf die
Nerven, zumal sie ein einfaches nein, ich habe kein Feuer oder nein,
ich rauche nicht , auch nicht zu akzeptieren schienen und ständig fragten, por
qué no, por qué no? – warum nicht, warum nicht ? Aber ich fand, dass man
deshalb auch nicht gleich so ausfallend werden musste, wie Corinna es tat. Spanier
mit ein wenig mehr Stolz zogen sich zudem sofort nach der ersten Abfuhr zurück.
Nur, dass die in der Regel auch besser oder gepflegter aussahen und sich deshalb
gar nicht so schnell eine Abfuhr einhandelten! Damals kapierte ich aber auch
noch nicht, wie ausgebrannt Corinna durch die Arbeit im „Mau-Mau“ schon war und
dass diese einfachen Spanier mit ihrer plumpen Anmache auf sie wie das
sprichwörtliche rote Tuch auf einen Stier wirkten!
Corinna erzählte weiter vom
„Mau-Mau“. Zu den wirklichen baratos würde sie auch gar nicht erst
hingegen und die würden sie wiederum auch schon gar nicht mehr anlabern, weil
sie wüssten, dass Corinna ihre Copas immer ziemlich schnell austrank. Ein
Schwätzchen mit ihr sei für die
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