Vorsaison
einen Piccolo zu bestellen. Ich
wollte jedoch auch keinen Piccolo mehr trinken und schaffte es auch nicht, diesen
zügig zu leeren, egal, mit wie vielen wütenden Blicken Corinna mich auch
bombardierte. Schließlich entschuldigte unser Gast sich, weil er zur Toilette
musste — Bier wegbringen und Corinna schnauzte mich an, was denn in mich
gefahren sei. Sie machte hier die ganze Arbeit und ich schaffte es noch nicht
mal, auf Zeit mein Glas zu leeren! Es befanden sich zurzeit keine anderen Gäste
in der Bar und Augenblicklich kam Paco zu uns beiden herüber. So als ob er
verstanden hätte, was Corinna da zu mir gesagt hatte, bedeutete auch er mir,
dass ich schneller trinken müsste. Nun wurde auch ich sauer und sagte zu Paco,
dass ich gerne trinken würde, aber keinen Alkohol in meinen Copas wollte und nach
acht Piccolos auch keinen billigen Champagner mehr sehen könnte! Ich war so
sauer, dass ich es tatsächlich mühelos schaffte, dies Paco auf Spanisch
begreiflich zu machen. Er wollte etwas darauf erwidern, doch ich fiel ihm ins
Wort und wiederholte: >>Yo no alkohol, no alkohol en copas. Yo trabajo aquí OK, pero no más alkohol,
excepto piccolos!<<
Meine Grammatik ließ zwar noch sehr
zu wünschen übrig, doch ich wusste, dass man mein Spanisch dennoch gut
verstehen konnte. Die Wochen des Lernens in Deutschland hatten sich auf jeden
Fall gelohnt, obwohl drei Monate Theorie nichts im Vergleich zu einer Woche
Praxis waren. Paco machte wieder dieses undefinierbare Geräusch, wobei mir übel
wurde. Er und ich würden niemals Freunde werden, dessen war ich mir in dem Moment
absolut sicher. Dennoch würde ich versuchen, mich mit ihm zu arrangieren,
zumindest solange, bis ich einen besseren Job gefunden hatte! Und ich wusste,
dass er dies ebenfalls tun würde — zumindest so lange er noch verzweifelt neue
Barmädchen suchte. Wie zur Bestätigung nahm Paco daraufhin meine Piccolo
Flasche und schüttete fast den ganzen restlichen Inhalt in die Spüle und
verdünnte den Rest dann mit billiger Limonade.
>>Gracias<<, murmelte ich
und bevor Corinna noch etwas sagen konnte, kam auch schon unser Gast zurück. Corinna
tat so, als ob nichts geschehen wäre. Natürlich hatten die anderen Mädchen
unseren kleinen Zwist mitbekommen und ich fragte mich auch, ob ich denn
tatsächlich die Einzige war, die nicht ständig Alkohol trinken wollte oder konnte.
Manolo war auch nicht bereit, weitere Copas zu spendieren, wenn nicht eine von
uns, am liebsten ich, mit ihm ins Séparée gehen würde. Ich war empört. Corinna
fasste mich jedoch am Arm und erklärte Manolo, dass er sich dafür an Rosi
wenden müsse. Manolo lachte daraufhin bloß und schüttelte den Kopf. Dann sagte
er etwas, wobei der Begriff „Japόn“ fiel, zahlte und ging.
Mittlerweile war es fast 2.00 Uhr
morgens und ich ging davon aus, dass der Abend gelaufen war. Doch dann ging die
Tür erneut auf und zwei weitere Spanier kamen herein und gleich darauf kamen
nochmals zwei. Plötzlich war wieder was los und Paco drehte gleich die Musik
wieder etwas lauter. Die vier Männer gehörten allem Anschein nach zusammen und
hatten auch schon einen über den Durst getrunken. Ich fragte Corinna, ob sie
die Männer kennen würde, doch sie schüttelte den Kopf. Paco hatte mittlerweile
ihre Bestellungen aufgenommen und die vier machten es sich an der Theke
gemütlich. Auch die Schottinnen standen schon bei ihnen und selbst Rosi war aus
ihrer Ecke beim WC hervorgekommen. Corinna sagte jedoch, dass sie für einen
Abend genug verdient hätte und gähnte. Mit sollte es recht sein. Doch dann
drehte sich einer der Spanier zu uns um und winkte uns zu sich herüber. Corinna
reagierte nicht und ich tat es ihr nach. Ich hörte wie der Spanier seine
Freunde auf uns aufmerksam machte und dabei Begriffe wie, guapas-Schöne und rubias-Blondinen benutzte. Zwei seiner Freunde waren jedoch schon in
angeregte Gespräche mit den Schottinnen verwickelt, die ebenfalls sehr gut Spanisch
zu sprechen schienen und die auch gerade zwei Copas serviert bekamen. Auch Rosi
näherte sich nun der Gruppe, fand aber keine Beachtung. Da Corinna und ich
nicht reagierten, kam der Spanier schließlich zu uns herüber, stellte sich vor
und fragte sogleich, was wir denn trinken würden. Corinna änderte daraufhin
sofort ihre Einstellung, lächelte und sagte, sie wolle einen licor de menta .
Ich sagte, dass ich Wodka mit zumo de naranja-Orangensaft trank. Ich
warf Paco einen Blick zu und er nickte. Statt des Wodkas,
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