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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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sie bloß an Paco?! Doch
ich war einfach zu müde und zu benebelt, um Corinna jetzt noch danach zu
befragen.
     
    Zurück in Ernies piso ging ich
erst einmal unter die Dusche und wusch auch meine Haare. Alles war ruhig. Ohne
zu wissen, ob ich nun alleine in der Wohnung war, oder ob Ernie oder Babs/Hermann
ebenfalls schon in ihren Betten lagen und schliefen, ging ich in mein Zimmer
und war in dem Moment eingeschlafen, als mein Kopf das Kissen berührte! Am
nächsten Tag legte ich dann mein sauer/leicht verdientes Geld erst einmal in
neuer Garderobe an. Viel zum Anziehen besaß ich nicht, doch ich hatte bemerkt,
dass eigentlich jeder, der in Lloret lebte und zur Szene gehörte, tagsüber
vorzugsweise in Jogginganzügen herumlief und diese dann abends gegen Lederhosen
oder Leggings eintauschte. Jeans lagen eigentlich nicht so im Trend. Natürlich
kaufte ich mir als erstes den rosafarbenen Jogginganzug und dazu dann auch
gleich zwei dieser Leggings und ein paar dieser bunten T-Shirts. In einem
Schuhgeschäft erstand ich ein paar schwarze, traumhaft schöne Wildlederstiefel,
die zwar bis über die Knie reichten, aber ansonsten eher wie Westernstiefel
geschnitten waren und somit auch über ein wenig Absatz verfügten. Passend zu
dem rosa Jogger kaufte ich mir ein paar ebenfalls rosafarbene Westernstiefel —
und ja, genau das war damals modern: Man steckte die Beine der
ebenfalls ziemlich eng geschnittenen Jogginghosen einfach in die Stiefel und
damit alles schön stramm saß, steckte man die Bündchen der Hosen auch noch vorzugsweise
mit in die Socken. Oben herum kniff man sich den Bund der Hose mit einem Gürtel
ab und damit dieser nicht einfach unter dem Gürtel hindurch wegflutschte, wenn
man sich mal hinsetzte, zog man den Bund so weit über den Gürtel, dass man ihn
darüber umschlagen konnte.  
     
    Natürlich hatte ich bei meinem
Einkaufsbummel wesentlich mehr ausgegeben als die 19.500 Peseten. Aber ich
wusste, dass ich in Zukunft genug verdienen würde und so hatte ich auch einiges
von meinem Ersparten auf den Kopf gehauen. Ich kam gerade schwer bepackt von
meinem Einkaufsbummel zurück und überlegte, dass mir nun eigentlich nur noch
eine dieser Wildlederjacken mit Fransen an den Armen und hinten entlang der
Schultern fehlen würde, als ich Ernie über den Weg lief. Er kam gerade vom
Einkaufen. Zusammen machten wir uns auf den Weg zurück zum piso.
    >>Ganz offensichtlich hat sich
der Abend gestern ja so richtig für dich gelohnt<<, bemerkte Ernie dann
mit Blick auf meine Einkäufe. Ich erinnerte mich an das, was Corinna mir gesagt
hatte, und dass wir besser niemandem erzählen sollten, wie viel wir verdienten.
Deshalb versuchte ich das Ganze ein wenig herunterzuspielen.
    >>Och — geht so<<, sagte
ich darum nur und fügte hinzu, dass ich ja auch noch ein bisschen eigenes Geld
gespart hätte. Ernie verzog das Gesicht, so als ob er dies besser wüsste. Er brummte,
ich sei alt genug und müsste selbst wissen, was das Beste für mich sei.
    >>Übrigens ist Maurice gestern
Abend noch hier gewesen — gerade nachdem du und Corinna weg waren<<,
erklärte er dann. >>Ich habe ihm mal nicht gesagt, wo du bist,
aber ich wüsste gerne, was ich ihm in Zukunft sage, wenn er mal wieder wie ein
rolliger Kater hier an der Tür kratzt!<<
    Bei dieser Vorstellung musste ich
unwillkürlich lachen, erntete von Ernie aber nur einen verständnislosen und
missmutigen Blick. Ich hatte jedoch nicht vor, ein Geheimnis daraus zu machen,
wie — oder wo — ich mein Geld verdiente und deshalb sagte ich zu Ernie:
>>Du kannst Maurice ruhig sagen, dass ich nun im Mau-Mau arbeite. Obwohl
ich finde, dass es weder ihn noch dich etwas angeht, wie oder wo ich mein Geld
verdiene!<<
    >>Da hast du allerdings
Recht<<, meinte Ernie, >>aber irgendwie finde ich nun mal, dass du
für die Bararbeit einfach zu schade bist!<<
    >>Was ist schon dabei?<<,
erwiderte ich. >>Außerdem ist es ein Job wie jeder andere auch und ich
brauche wenigstens nicht meinem Geld hinterherzulaufen oder jeden Pfennig
zweimal umzudrehen.<<
    Ernie schüttelte jedoch den Kopf:
>>Was glaubst du, wie lange du die Spanier hinhalten kannst ohne mit ihnen
ins Séparée zu gehen?<<, fragte er gerade heraus. Ich blieb stehen und
blickte ihn bestürzt an.
    >>So etwas würde ich nie tun —
und Corinna tut es auch nicht<<, antwortete ich schnell. >>Corinna sagt,
im Sommer arbeiten wir sowieso hauptsächlich mit Touristen und von denen kommen
jede Woche neue an. Außerdem hat mir jemand

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