Vorsaison
vorzurechnen.
>>Ein Piccolo sind drei normale
Copas — mal acht macht das vierundzwanzig Copas. Das sind 14.000 Pesten, leicht
verdientes Geld!<<, rief Corinna und strahlte. Ich wollte schon
antworten, dass sie sich verrechnet habe, doch dann fiel mir wieder ein, dass
sie gesagt hatte, das Geld von jeder fünften Copa sei ganz für das Mädchen und
somit stimmte ihre Rechnung tatsächlich. Vierzehntausend Peseten für drei
Stunden small talk war wirklich nicht schlecht!
>>…wenn du nur 5.000 Peseten am
Abend machst und trotzdem einen Abend frei nimmst, dann machst du immer noch
120.000 Peseten im Monat — das ist das Dreifache von dem, was die meisten anderen
hier verdienen<<, hörte ich Corinna gerade sagen. Ich dachte an den
gutaussehenden Adelio und den rosafarbenen Jogginganzug von „Uncle Sam“ und
dann fielen mir plötzlich auch noch die 5.000 DM wieder ein, die meine Mutter ja
noch von mir bekäme, und ich sagte zu Corinna, dass ich einverstanden sei, in
Zukunft mit ihr zusammen im „Mau-Mau“ zu arbeiten.
***
Wir kamen wesentlich später zurück,
als vorgesehen und hatten die Stunde Essenspause ziemlich überzogen. Als
Corinna Paco dann erneut ihre Tasche zur Aufbewahrung reichte, machte er dabei wieder
dieses unappetitliche Geräusch. Corinna ignorierte es einfach und bestellte
sich bei Paco sogleich ein Gin-Tonic. Ich verstand nicht, wie sie nach all dem
billigen Sekt nun einfach so weiter trinken konnte! Genauso wenig verstand ich
jedoch, was sie bloß an Paco fand! Ich nahm mir vor, sie bei nächster Gelegenheit
einmal darauf anzusprechen. Die beiden Spanier, die schon vorhin bei den
Schottinnen gestanden hatten, waren gerade im Begriff zu gehen. Auch der einsame
Spanier war immer noch da und rauchte. Anscheinend hatten wir also nichts
verpasst. Paco verweigerte Corinna jedoch ihren Drink und selbst ich verstand,
dass er nun von uns erwartete, dass wir zu dem einsamen Spanier hinübergingen. Aber
Corinna schüttelte den Kopf und als sie etwas sagte, fiel auch der Name Rosi,
woraufhin Paco den Kopf schüttelte. Offenbar hatte Rosi schon ihr Glück bei dem
Spanier versucht, wenn auch vergebens. Rosi saß auch immer noch hinten in der
Ecke beim WC, wo man sie kaum sehen konnte.
Paco konnte Corinna zwar nicht
zwingen, zu dem Spanier hinüber zu gehen, aber er konnte ihr ihren Drink
verweigern. Also fragte Corinna mich schließlich, ob ich Lust hätte, mit ihr
gemeinsam zu dem einsamen Spanier hinüberzugehen. Lust hatte ich zwar keine,
doch ich nickte. Wie ein junger Hund trottete ich dann hinter ihr her. Ganz
nüchtern war ich jedenfalls immer noch nicht! Aber ich überließ Corinna auch
nur zu gerne die Führung. Immerhin hatte sie Erfahrung mit der Bararbeit und
ich nicht. Corinna stellte uns wieder vor und ich verstand, dass der Spanier
Manolo hieß. Er war mindestens sechzig, sah aus wie ein Penner und roch auch
so. Seine Nägel waren schwarz und rissig und der schmierige Kragen seines Hemdes
lag voll mit Schuppen aus seinen fettigen Haaren — kein Vergleich zu Titus und
Adelio! Bei dem hilft selbst Schön saufen nicht mehr-!, meldete sich das
Stimmchen zu Wort und brachte mich zum Lachen. Dies jedoch gefiel Manolo, aber
er wusste ja auch nicht weshalb ich lachte.
Allerdings hatte ich dieses Mal ein
Sprachproblem. Manolo gab vor, ausschließlich Katalanisch zu sprechen, womit Corinna
aber anscheinend auch kein Problem hatte. Sie übernahm wieder den Hauptjob,
redete was das Zeug hielt und probierte, Stimmung zu machen. So meinte sie zu Paco,
er solle doch die Musik etwas lauter stellen und fing an zu tanzen. Ich hielt
mich zurück, doch schließlich gelang es Corinna Manolo zwei Copas für uns aus
der Tasche zu labern. Zu meinem Entsetzen befand sich jedoch Alkohol in meinem
Glas und ich rührte es nicht an. Corinna warf mir mehrmals ungehaltene Blicke
zu und zischte dann, was denn mit mir los sei — ich solle endlich trinken! Weil
ich davon ausgehen konnte, dass Manolo eh kein Deutsch verstand, scheinbar war
er ja noch nicht einmal in der Lage, seine eigene Landessprache zu sprechen, zischte
ich genauso verärgert zurück, in meinem Glas befände sich Alkohol! Und Alkohol
trank ich nun mal nicht, außer Piccolos! Letzteres hatte Manolo dann aber doch verstanden
und da Corinna ihr Glas mittlerweile fast geleert hatte, bestellte er für sie noch
eine normale Copa und für mich einen Piccolo. Corinna protestierte, aber Manolo
ließ sich nicht erweichen für sie ebenfalls
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