Vorsaison
versprochen, dass er mir sofort
einen Job als Reiseleiterin gibt, wenn ich erst einmal perfekt Spanisch gelernt
habe!<<
Mittlerweile waren wir vor Ernies
Appartementhaus angekommen und ich bat ihn, nichts davon Babs gegenüber zu
erwähnen. Die Leute hier konnten ruhig wissen, wo ich mein Geld verdiente. Aber
ich wollte nicht, dass man in Deutschland anfing herumzuerzählen, dass ich nun
in Spanien als Barmädchen arbeiten würde. Bei Babs‘ Namen verdrehte Ernie
sogleich die Augen und stöhnte.
>>Mein Gott, ist die
dämlich<<, sagte er dann und erzählte, wie er sich gestern mit Detlef
über AIDS unterhalten habe. Babs hatte ihn daraufhin gefragt, was das sei. Sie
hatte eine leichte Akne und Detlef, der keine Chance ungenützt ließ, jemanden
auf den Arm zu nehmen, hatte zu ihr gesagt, AIDS sei ein neues und sehr
wirksames Heilmittel gegen Hautunreinheiten, das man aber nur in Spanien kaufen
könne. Daraufhin hatte Babs angefangen Detlef und Ernie damit in den Ohren zu
liegen, wo man dieses Mittel denn kaufen könnte. Detlef hatte ihr dann schließlich
erklärt, es sei leider nur in Apotheken und auch nur gegen Rezept zu haben — in
der Hoffnung, Babs würde dann Ruhe geben. Bei seinen letzten Worten hatte Ernie
angefangen zu glucksen und musste einen Moment lang inne halten und Luft holen,
bevor er fortfuhr. Er sagte, Babs hätte sich nun in den Kopf gesetzt, hier in
Lloret unbedingt noch vor ihrer Abreise zu einem Arzt zu gehen, damit der ihr AIDS
gegen Pickel verschrieb. Dann konnte Ernie jedoch nicht mehr an sich halten
und bekam einen regelrechten Lachkrampf.
>>AIDS gegen Pickel!<<,
widerholte er prustend vor Lachen und auch ich musste lachen. Gleichzeitig schimpfte
ich aber mit Ernie und nahm mir vor, bei nächster Gelegenheit auch gleich ein
ernstes Wort mit Detlef zu reden. Babs war nun mal extrem naiv. Ihr konnte man weiß
Gott alles weismachen — wie sonst hätte es einem Schmarotzer wie Hermann
auch so leicht gelingen können sie glauben zu machen, er sei in sie verliebt?!
Ich bat Ernie deshalb auch gleich mit Babs zu reden und ihr zu sagen, dass man
sie nur aufgezogen hätte und AIDS auch kein Akne-Mittel, sondern eine
Geschlechtskrankheit sei. Aber wer wusste 1984 schon genau, was AIDS war? Die
Angst ungewollt schwanger zu werden, war jedenfalls grösser als die Angst vor
AIDS.
Ernie hatte sich mittlerweile wieder
von seinem Lachkrampf erholt und winkte ab. Dann sagte er, dass Babs wahrscheinlich
noch schliefe und ich ihr das mit dem AIDS mal schön selbst erklären könnte!
Oben in der Wohnung kochte uns Ernie dann zuerst einmal einen spanischen café und angelockt durch den Duft, erschien auch tatsächlich bald darauf eine ziemlich
verschlafen aussehende Babs in der Küche. Sie traf sich nun jeden Abend mit
Hermann im „Moby‘s“ und übernachtete immer mit ihm in Lloret Blau. Detlef
setzte sie dann morgens, bevor er und die anderen los mussten, wieder bei Ernie
ab. Dort verschlief Babs einfach den Tag, um nachts wieder fit zu sein. Babs
wollte wissen, wo ich denn die letzten Tage über gewesen wäre, und erst da
wurde mir bewusst, dass wir uns tatsächlich kaum gesehen oder zumindest immer
knapp verpasst hatten.
>>Och<<, machte ich
deshalb und sagte dann, dass ich halt mit Corinna unterwegs gewesen wäre. Dabei
warf ich einen Seitenblick auf Ernie, aber der ließ sich nichts anmerken.
Plötzlich erhellte sich Babs‘ Gesicht. Ganz aufgeregt fragte sie, ob das
tatsächlich Corinna und ich gewesen wären, die da vorgestern in diesen geilen Porsche
gestiegen waren. Ich nickte. Ich versuchte die ganze Sache jedoch ein wenig
herunterzuspielen und meinte, dass es sich bei den Typen um alte Bekannte von
Corinna gehandelt habe, mit denen wir bloß zum Essen ins „El Reno“ gefahren wären.
>>Ja, ja<<, machte Babs
und kam mit erhobenem Finger auf mich zu. Dann sagte sie, Maurice sei ganz
schön enttäuscht gewesen, weil er natürlich auch gesehen hätte, wie ich in den Porsche
gestiegen war. Ich zuckte die Schultern. Langsam kam ich mir vor, wie bei einem
Verhör. Erst musste ich mich vor Ernie rechtfertigen, dem es anscheinend nicht
passte, dass ich im „Mau-Mau“ arbeitete und jetzt auch noch vor Babs! Zum Glück
hatte Babs ihren café schnell ausgetrunken und verschwand kurz darauf
ins Bad.
Nachdem Babs im Bad war, fragte
Ernie, ob ich vorhätte, abends wieder mit Corinna um die Häuser zu ziehen und ich nickte. Ich wusste, was Ernie mit um-die-Häuser-ziehen
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