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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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verdient. Hast du mal gesehen, was sie alles hier
eingekauft hat? Außerdem hat sie auch Hermann regelmäßig Geld zugesteckt. Hast
du dich denn wirklich nie gefragt, woher sie all das Geld hat?<<
    Während Maurice sprach, hatte er den
Mini wieder gestartet und war erneut losgefahren. Ich schüttelte den Kopf und
wartete darauf, dass Maurice fortfuhr. Natürlich war mir der Gedanke sogar
schon mehrmals durch den Kopf gegangen, zumal ich wusste, dass Babs ihren
Verdienst zu Hause bei den Eltern abgeben musste. Aber ich war immer viel zu
sehr mit mir beschäftigt gewesen, als dass ich diesen Gedanken jemals ernsthaft
weiterverfolgt hätte. Das sagte ich auch zu Maurice.
    >>Ich weiß es nicht
genau<<, erklärte Maurice daraufhin, >>aber ich denke, dass sie
nicht zum ersten Mal anschaffen geht. Hermann und ich haben sie am Japόn
abgeholt. Entweder sie ist ein Naturtalent oder ein Profi. Jedenfalls hat ihr
die Arbeit nichts ausgemacht und sie hat an nur einem Abend fast 20.000 Peseten
verdient. Auch wenn sie danach ziemlich voll war! Für jemanden der
normalerweise keinen Alkohol trinkt, so wie du, muss das nicht einfach sein.<<
    Maurice warf mir während der Fahrt
wieder einen Blick zu. Doch auch ich konnte ein Pokerface machen und ging nicht
darauf ein. Es ging hier nämlich nicht um mich, sondern um Babs.
    >>Und was hat Babs mit dem Geld
gemacht?<< fragte ich stattdessen.
    >>Na was wohl<<, erklärte
Maurice, >>sie hat es Hermann als Anzahlung auf die Kaution für ein piso
gegeben! Den Rest will sie ihm dann von zu Hause aus per telegrafischer
Postanweisung schicken.<<
    >>Und du glaubst, dass Hermann
von dem Geld auch tatsächlich ein piso für sich und Babs mieten wird?<<
    Maurice nickte.
    >>Aber sicher. Babs ist die
goldene Kuh. Wie gesagt, solange sie genug ranschafft und Hermann nichts besseres
findet…<<
    Er ließ den Satz unvollendet.
    >>Ich begreife immer noch
nicht, wie du mit so jemandem befreundet sein kannst. Hermann ist der letzte
Abschaum!<<
    >>Ich bin nicht mit ihm
befreundet<<, wiederholte Maurice daraufhin. >>Aber du siehst
Hermann nur von seiner negativen Seite. Außerdem ist das Überleben hier sehr
hart, gerade für Ausländer, und wahrscheinlich werden du und auch Babs das noch
herausfinden.<<
    Als wir bei Ernie eintrafen, war es
höchste Eisenbahn. Dennoch hatte ich Maurice schließlich doch noch gesagt, dass
Paco nur Saft in meine Copas gab. Es ging ihn zwar einerseits nichts an,
trotzdem war es mir irgendwie wichtig, dies klarzustellen.
     
    Ich hatte schon am Vorabend alles
soweit zusammengepackt, wollte aber auf jeden Fall noch mal duschen. In Ernies piso war noch alles still und ich musste Babs und auch Hermann erst wecken. Babs
hatte zudem noch nichts gepackt und ich schnauzte sie an, sich zu beeilen.
Maurice kochte in der Zeit café und auch Ernie kam, geweckt durch den
plötzlichen Lärm, aus seinem Zimmer. Keine vierzig Minuten später war alles im
Mini verstaut. Für zwei Passagiere war jedoch kein Platz mehr und so hatten
Hermann und Babs sich schon zu Fuß auf den Weg zum Busterminal gemacht. Ich
fuhr wieder bei Maurice mit. Wenn Babs nun tatsächlich vorhatte, wieder zurück
nach Lloret zu kommen, so bedeutete dies für sie auch, dass sie ihre Lehre
nicht beenden würde. Doch Maurice sagte nur wieder, das ginge mich nichts an. Dies
sei ganz alleine Babs‘ Entscheidung. Er sagte, Lloret hätte scheinbar mehr für
Babs zu bieten als ihr Heimatland und ihr Leben dort. Jedenfalls glaubte sie
das wohl und mir erginge es doch offensichtlich ähnlich! Deshalb wunderte sich
Maurice auch, dass ich für Babs nicht mehr Verständnis aufbrachte. Ich fand jedoch,
dass Maurice viel zu wenig über mich wusste, als dass er sich darüber ein
Urteil hätte erlauben können. Babs wollte einzig und alleine wegen Hermann
zurückkommen. Bei mir lagen die Gründe jedoch ganz wo anders! Aber ich war auch
nicht bereit, ihm mehr über meine Vergangenheit zu erzählen. Jedenfalls nicht
jetzt. Außerdem hieß die Vergangenheit so, weil sie vergangen war und ich fand
dass man Vergangenes ruhen lassen sollte. Für mich zählte die Zukunft und das,
was vor mir lag.

Kapitel IV: Noch einmal zurück ins
alte Leben.
     
    In Deutschland herrschte, abgesehen
vom nasskalten Regenwetter, erst einmal so richtig miese Stimmung. Babs hatte
sich ein Taxi nach Hause genommen und weil ich nicht genau gewusst hatte, wie
spät wir wieder zurück sein würden, hatte ich mir ebenfalls ein Taxi nehmen
wollen. Umso größer war

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