Vorsaison
gleichnamigen
Dorfplatz in Lloret‘s Innenstadt. Das Café „Canaletas“ lag gleich neben der
„Bar Parada“ unweit von Ernies piso . Im Sommer hatte das Café eine
riesige Terrasse, von wo aus man sehr gut die vorbeikommenden Touristen
beobachten konnte. Der „Plaza Canaletas“ war nämlich zugleich auch der
Knotenpunkt, wo sich die beiden Hauptverkaufsstraßen trafen. Außerdem standen
hier im Sommer abends viele Propper. Jetzt im Winter war jedoch wenig los. Dennoch
gab es auf der Terrasse des Café „Canaletas“ schon eine Reihe mit Tischen und
Stühlen unter der Markise. Zusätzlich hatte man gasbetriebene Terrassenheizer
aufgestellt, sodass es sich draußen ganz gut aushalten ließ. Ich bestellte mir
einen bikini , einen spanischen Toast mit Schinken und Käse und einen café
solo und kramte meine Spanischbücher zum Vorschein.
Dann entdeckte jedoch eine größere
Gruppe deutscher Rentner die Terrasse für sich und fing an, alle Tische
zusammenzuschieben. Als sie daraufhin auch noch mit viel Getöse Erdbeerkuchen
und Jakobs Krönung bestellten, zahlte ich und ging. Ich benötigte immer
noch eine geeignete Handtasche, die groß genug war, um darin auch gewisse
Toilettenartikel und Kleidungsstücke unterzubringen, ohne dass sie gleich wie
ein Sturmgepäck wirkte. Schließlich wurde ich fündig, in der Filiale von „Modas
Taurus“ in Lloret. Ich kaufte dort eine schwarze, dezente Tasche aus ganz
weichem Leder. Die Tasche sah zwar ein wenig wie eine Aktentasche aus, aber sie
war schmaler und etwas kleiner und verfügte über einen langen Trageriemen. Oben
konnte man sie zudem mit einem Reißverschluss verschließen. Die Tasche war mit
fast 20.000 Peseten ziemlich teuer gewesen, aber sie war wirklich gut
verarbeitet und hatte mir zudem auf Anhieb gefallen. Außerdem entdeckte ich
dort eine wunderschöne, schwarze, kurzgeschnittene Lederjacke, die auf Taille
gearbeitet war — mit passendem Minirock. Beides zusammen kostete jedoch fast
100.000 Pesten und so verzichtete ich darauf.
Als ich zurück nach Hause kam,
beschloss ich noch schnell bei Ernies Vermietern zu klingeln. Ich hatte mir im
„Canaletas“ die spanischen Wörter aus dem Wörterbuch gesucht, die ich
benötigte, um zu fragen, ob es für sie OK war, wenn ich ihre Telefonnummer in
Deutschland einer Freundin gab. Die Frau öffnete mir die Tür und bat mich
sofort in die Wohnung, wo ich im Wohnzimmer Platz nehmen musste. Sie erinnerte
sich sogar noch an meinen Namen und bot mir café an, den ich aber dankend
ablehnte. Eigentlich wollte ich ja auch gar nicht lange stören. Die Frau
fragte, wie es mir ginge und was Ernie machte und dann fragte sie auch nach
Peter. Da Ernie im Laufe der Zeit immer wieder wechselnde Untermieter gehabt
hatte, schien es sie weder zu stören, noch zu wundern, dass so viele Leute bei
Ernie ein und aus gingen.
>>Peter muy bien<<, sagte
sie und ich wusste nicht so recht, ob dies eine Frage sein sollte oder eine
Feststellung. Ich konnte noch nicht beurteilen, ob Peter nun nett war —
jedenfalls sah er ziemlich heruntergekommen und verwahrlost aus! Deshalb
lächelte ich nur und kam dann auf mein Anliegen zu sprechen. Natürlich war es kein
Problem, wenn ich die Telefonnummer an meine Freundin in Deutschland weitergab.
Die Frau notierte sich dazu sogar Sonjas Namen und legte den Zettel dann unter
den Telefonapparat. Ihr Mann war nicht da und sie erklärte, er sei einkaufen.
Sie selbst war offensichtlich nicht mehr gut zu Fuß, denn mir war auch schon
aufgefallen, dass sie hinkte. Dann klopfte sie auf ihre Hüfte und ich verstand.
Sie bot mir erneut café an und ich hatte das Gefühl, als ob sie ein
wenig einsam wäre. Also nahm ich den café doch noch an und unterhielt
mich mir ihr, so gut es ging.
Peter war gerade dabei zu kochen und
aus Ernies Stereoanlage erklang grässlicher Heavy Metal. Als ich die
Wohnungstür aufschloss steckte Peter den Kopf zur Küchentür hinaus und fragte,
ob mich der Krach störte. Ich nickte und Peter machte die Musik wieder aus. Später
servierte er dann ein typisches Hamburger Gericht: gekochte Birnen, mit grünen
Bohnen und einer fiesen, dicken Scheibe Speck für jeden! Die einzigen, denen es
schmeckte, waren Peter selbst und Pepe, der zu einer Gratismahlzeit auch nicht
nein zu sagen schien. Ernie und ich rümpften jedoch die Nase. Peter war
begeistert von der Vielfalt und der Frische der Produkte in den spanischen
Supermärkten. Nur bedauerte er, dass man ausgerechnet heute
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