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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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er
jetzt auf sein Zimmer verschwinden würde. Oliver sah zuerst mich und dann
Maurice wutentbrannt an und stand dann so abrupt auf, dass sein Stuhl umkippte.
Auch Maurice war aufgestanden. Doch Oliver ging zur Treppe und dann hinunter in
das Untergeschoss, wo auch sein Zimmer war.
    >>Na, Klasse<<, murmelte
Detlef, nachdem Oliver außer Hörweite war. >>Wieder kein neues Personal
für mich!<<
    Maurice sagte, er würde mich jetzt
lieber zurück nach Lloret fahren und ich hatte nichts dagegen. Natascha und
Katarina hatten erschrocken zugesehen, wie mein Kaffee in Richtung Oliver
geflogen war, und vor allen Dingen Katarina kam mir nun regelrecht verängstigt
vor. Graham forderte die beiden auf, ihm ebenfalls zu folgen und verbeugte sich
sogar vor ihnen — so, wie es auch ein Butler tut. Auch Ernie sprang nun von
seinem Stuhl auf und bat Graham, ihn mitzunehmen.
    >>Wir sehen uns dann zu Hause<<,
sagte Ernie zu mir und warf dann einen Blick auf Maurice, der nickte. Detlef
war nun ziemlich still und schmollte.
     
    >>Warum arbeitest du eigentlich
für jemanden wie Detlef?<<, fragte ich Maurice auf der Fahrt zurück nach
Lloret. Maurice lachte und fragte mich seinerseits, warum ich im „Mau-Mau“
arbeiten würde.
    >>Weil ich da ziemlich viel
Geld verdienen kann<<, antwortete ich.
    >>Eben<<, meinte Maurice.
>>Und genau aus diesem Grund arbeite ich bei Detlef. Wenn ich schon nicht
auf legalem Wege an einen anderen Pass komme, so kann ich mir zumindest
irgendwann eine andere Staatsbürgerschaft erkaufen.<<
    Ich glaubte jedoch nicht, dass
Maurice so gut bei Detlef verdienen würde. Aber damals wusste ich auch noch
nicht, was zum Beispiel eine Verkäuferin bei „Modas Taurus“ verdienen konnte, wenn
sie auf Provisionsbasis bezahlt wurde! Vor Ernies piso ließ Maurice mich
austeigen und sagte, er würde mich bewusst nicht fragen, wann wir uns
wiedersehen würden. Er war wieder auf Distanz zu mir gegangen. Dann fielen mir
die Hosenträger ein und ich bat ihn, noch einen Moment zu warten. Als ich
wiederkam, hatte ich seine Hosenträger und auch das T-Shirt dabei, welches er
mir an meinem Abreisetag geliehen hatte. Ich hatte in Deutschland einige Sachen
in die Wäscherei gebracht, so auch das T-Shirt.
    >>Behalte es<<, meinte
Maurice. >>Es war zwar mal mein Lieblings-T-Shirt, aber es sieht an dir
wesentlich besser aus als an mir!<<
    Abgesehen davon, dass es mir zu groß
war, mochte ich die grüne Farbe und so beugte ich mich durch das Fenster und
gab Maurice einen Kuss. Er sagte, er hätte noch ein paar Wochen, bevor er
wieder nach Calella ginge. Danach würden wir uns wohl kaum noch sehen können,
aber solange würde er alles nehmen, was ich bereit wäre ihm zu geben. Dann hupte
ein Auto hinter dem Mini. Es war Graham in Detlefs alten Citroën und gerade
stieg Ernie aus. Offensichtlich hatten sie zuerst die beiden Polinnen nach
Hause gebracht. Maurice fuhr daraufhin los und auch Graham fuhr gleich weiter
und winkte mir zu.
     
    Im piso räumte Ernie zuerst
all die leeren Bierflaschen vom Wohnzimmertisch und aus der Küche in Tüten und stellte
diese demonstrativ vor die Wohnungstür.
    >>Peter kauft immer nur neue,
vergisst aber jedes Mal, die alten Flaschen mitzunehmen<<, knurrte er dabei.
Aus dem Wohnzimmer erklang unterdessen lautes Schnarchen. Peter lag dort auf
dem Sofa und schlief seinen Rausch aus. Wahrscheinlich hätte Ernie gleich neben
ihm nun auch Trompete spielen können, ohne dass Peter davon wach geworden wäre.
Ernie warf einen Blick auf ihn und seufzte.
    >>Was soll‘s<<, sagte er
dann, >>er schläft halt lieber auf dem Sofa. Die Bandscheibe lässt
grüßen!<<
    Ernie griff sich dabei selbst an den
Unterrücken und streckte dann die Brust hervor, so als ob er und nicht Peter,
die Nacht auf dem Sofa verbracht hätte. Dann fragte er, ob ich noch einen café wollte, bevor auch er sich wieder aufs Ohr hauen würde.
     
    Wir tranken den café diesmal
jedoch in der Küche und Ernie kam nochmal auf vorhin zu sprechen. Er sagte, ich
sollte mir nichts aus Detlefs spitzen Bemerkungen machen. Detlef würde immer
zuerst versuchten, jemand neuen bis aufs Blut zu reizen. Das habe er am Anfang
auch mit ihm gemacht. Wenn er dann aber merke, dass man sich von ihm nicht
reizen ließe, würde er bald das Interesse verlieren und sich ein neues Opfer
suchen. Ich fand trotzdem, dass Detlef zu weit gegangen war und ich mochte ihn
von Mal zu Mal weniger! Außerdem hatte er ja nicht nur mich beleidigt. Noch
schlimmer wie Detlef fand ich

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