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Vorsatz und Begierde (German Edition)

Vorsatz und Begierde (German Edition)

Titel: Vorsatz und Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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willen oder des von einem leichten Schauder durchsetzten Bewußtseins, daß die wohlgestalteten Hände, die ihnen Wein einschenkten oder ihnen beim Aussteigen aus dem Mercedes halfen, im allgemeinen minder gefällige Tätigkeiten ausführten. Die Zusammenarbeit mit ihm als Arzt war nicht leicht, wie Rikkards erfahren hatte. Aber er schätzte ihn als einen erstklassigen Gerichtspathologen, und diese waren überaus dünn gesät. Wenn er einen der klar abgefaßten, ausführlichen Obduktionsberichte Dr. Maitland-Browns las, verzieh er ihm sogar sein exquisites Rasierwasser.
    Rikkards entfernte sich von der Toten und begrüßte den Photographen, den Kameramann und den Gerichtsbiologen. Man hatte den Tatort abgesperrt und den von Scheinwerfern beleuchteten Weg mit einer Plastikfolie gesichert.
    »Wir haben einen Fußabdruck entdeckt, Sir«, berichtete Sergeant Oliphant. »Etwa vierzig Meter von hier im Innern des Kiefernwaldes.«
    »Auf Gras und Kiefernnadeln?«
    »Nein, Sir. Auf einer Sandschicht. Jemand, ein Kind vielleicht, muß da Sand – etwa aus einem Eimer – ausgeschüttet haben. Mit dem Abdruck läßt sich was anfangen, Sir.«
    Rikkards folgte ihm in den Wald. Der ganze Pfad war abgedeckt; an einer Stelle steckte auf der rechten Seite im weichen Erdreich ein Pflock mit einer Markierungstafel. Sergeant Oliphant hob die Kunststoffplane an und entfernte die Abdeckung über dem Fußabdruck. Im Licht der darüber hängenden Scheinwerfer war er deutlich zu erkennen. An dieser Stelle bedeckte feuchter Sand die Kiefernnadeln und das plattgedrückte Gras, und darauf hatte sich das Sohlenmuster eines rechten Schuhs mit allen Einzelheiten erhalten. »Wir haben den Abdruck gleich nach Ihrer Abfahrt entdeckt, Sir«, berichtete Sergeant Oliphant. »Zwar nur diesen einen hier, aber dafür ist er mit allen Details zu sehen. Er ist bereits photographiert. Die genauen Maße werden dem Labor heute morgen vorliegen. Schuhgröße zehn, würde ich sagen. Man wird die einzelnen Merkmale schnellstens analysieren. Aber eigentlich brauchen wir darauf nicht zu warten. Es handelt sich um einen Joggingschuh der Marke Bumble, Sir. Sie kennen sie sicherlich. Am Absatz ist eine Hummel abgebildet. Die Umrisse einer Hummel sind auch auf der Sohle zu sehen. Hier erkennt man deutlich den Umriß eines Flügels. Das ist unverkennbar.«
    Ein Bumble-Joggingschuh also. Einen detaillierteren Abdruck konnte man sich nicht wünschen. Sergeant Oliphant schien seine Gedanken zu erraten. Er sagte: »Eine bekannte Marke, wenngleich die Schuhe nicht weit verbreitet sind. Die Bumbles sind die teuersten auf dem Markt, sozusagen die Porsches unter den Joggingschuhen. Jugendliche, die Geld haben, kaufen sie. Ein komischer Name; ein Teil der Firma gehört tatsächlich einem gewissen Bumble. Die Schuhe gibt es erst seit ein paar Jahren, aber der Mann rührt kräftig die Werbetrommel. Er rechnet damit, daß der Firmenname sich einprägt und daß bei den Leuten seine Bumbles ebenso begehrt sein werden wie Gummistiefel.«
    »Der Abdruck sieht noch frisch aus«, sagte Rikkards. »Wann hat es zum letztenmal geregnet? Am späten Samstag abend, nicht?«
    »Gegen 11. Um Mitternacht nicht mehr. Aber es war ein heftiger Schauer.«
    »Dieser Teil des Weges wird nicht von den Bäumen abgedeckt. Der Abdruck ist noch nicht verwischt. Wenn er am Samstag vor Mitternacht entstanden wäre, müßte er undeutlicher sein. Interessant ist ferner, daß es nur diesen einen gibt und daß er vom Meer wegführt. Wenn am Sonntag irgend jemand mit Bumble-Joggingschuhen den Weg entlanggelaufen ist, müßte man doch einen ähnlichen Abdruck am oberen Saum des Strandes finden.«
    »Nicht unbedingt, Sir. Der grobe Kies reicht stellenweise bis zum Pfad. Wenn jemand auf dem Kies gelaufen ist, werden wir keine Abdrücke finden. Aber wäre dieser eine noch da, wenn er am Sonntag vor dem Tod der Robarts gemacht worden wäre? Sie muß doch selbst auf diesem Weg gegangen sein.«
    »Warum hätte sie auf den Abdruck treten sollen? Er befindet sich auf der rechten Seite des Weges. Dennoch kommt mir das alles etwas merkwürdig vor. Der Abdruck ist mir allzu deutlich, allzu klar, allzu augenfällig. Man könnte denken, er sei absichtlich gemacht worden, um uns zu täuschen.«
    »Das Sportartikelgeschäft in Blakeney führt Bumble-Joggingschuhe, Sir. Ich könnte einen meiner Männer hinschicken, damit er uns gleich in der Frühe ein Paar der Größe zehn beschafft.«
    »Aber er soll in Zivil hingehen und ein

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