Vorsicht, Casanova!
dir meinen Schock vor, als ich dich dann mit Isobel auf der Motorhaube deines Wagens sah …“
Sie erinnerte sich, dass sie einen Laut abgegeben haben musste, denn plötzlich drehten sich beide um und blickten sie an. Im ersten Moment stand Mariel wie angewurzelt da, während ihr Gehirn nur langsam begriff, was die beiden gerade trieben, und dann brach ihr das Herz.
„Ich hasse dich, Dane Huntington! Ich will dich nie wiedersehen!“
Sie wusste nicht mehr, wie sie es in die rettende Zuflucht ihres Wagens geschafft hatte – vielleicht lag es an dem weiblichen Kichern und dem „Arme Mariel“, was in ihrem Kopf widerhallte, und der Klang von Danes Schritten hinter ihr, seine Rufe, dass sie warten solle. Warten?
Dane schüttelte den Kopf, und da wusste sie, dass auch er sich erinnerte. „Die Sache ist die, Mariel, so nah wir uns auch standen, sosehr du mir am Herzen lagst, die eine Sache, über die wir nie gesprochen hatten, war unser Sexleben.“
„Wohlgemerkt unser nicht vorhandenes Sexleben.“ Sie schaute ihn durchdringend an.
„Wir hätten es tun sollen, dann wäre es nicht zu solchen Missverständnissen gekommen. Ich bin am nächsten Morgen zu dir gefahren, um mich zu entschuldigen, aber du warst bereits abgereist. Also entschuldige ich mich jetzt. Dafür, dass ich dich verletzt habe.“
Mariel nickte. „Entschuldigung angenommen. Obwohl du keinen Grund hattest, dich zu entschuldigen, das ist mir jetzt klar. Du hast mich nicht so gesehen wie ich dich.“
Damals vielleicht nicht. Sie las die Botschaft in seinen Augen, worauf ihr Herz sofort einen Satz machte. Oder vielleicht war es etwas anderes, was ihn gestoppt hatte.
„Ich habe mehrfach versucht, mit dir Kontakt aufzunehmen“, verriet er. „Du hast meine Anrufe nicht angenommen. Natürlich weißt du nichts davon, dass ich ein paar Jahre später in Paris war. Ich kam vorbei, um dich zu besuchen, doch deine Vermieterin sagte mir, du würdest das Wochenende mit deinem Freund in London verbringen.“
„Er war nicht mein Freund; er war ein Kommilitone.“
„Kommilitone, Freund – das macht keinen Unterschied mehr.“ Himmel, er brauchte Luft. „Ich geh jetzt und sehe mich im Garten noch mal um.“
Es dauerte ungefähr zehn Minuten, um das große Areal zu durchforsten. Nicht, dass es absolut notwendig gewesen wäre. Aber es gab ihnen beiden etwas Zeit.
Als er zum Haus zurückkehrte, sah er Mariel neben dem Gartenteich sitzen. Eine steinerne Jungfrau goss Wasser von einem Krug in den Teich.
Ihre Träume hatten in Frankreich gelegen, dachte er, während er auf sie zuging. Es war richtig gewesen, nicht zuzulassen, dass ihre Beziehung ihren logischen nächsten Schritt ging. An dem Glauben festzuhalten, in ihn verliebt zu sein, hätte ihr nur Kummer gebracht. Vielleicht wäre sie nie nach Frankreich gegangen, und dafür wollte er nicht verantwortlich sein.
Heirat hatte nie auf seiner Agenda gestanden.
Er betrachtete sie genauer. Sie hatte die Arme auf die Knie gestützt und hielt eine Dose Bier in der Hand. Vermutlich wusste sie gar nicht, dass ihr Kleid recht offenherzig den Blick auf ihr seidiges Dekolleté freigab. Eine zweite Dose Bier stand neben ihr.
Er fasste es als Einladung auf.
3. KAPITEL
Mariel führte die Dose an die Lippen und ließ das bittere australische Bier die Kehle hinabfließen. So viel zu der Entscheidung, an diesem Abend keinen Alkohol zu trinken. Irgendwie schien die Situation danach zu verlangen. Sie versteifte sich, als sie Danes Schritte auf den Marmorfliesen hörte, doch gleich darauf unternahm sie eine bewusste Anstrengung, sich zu entspannen. Keinesfalls wollte sie ihm zeigen, wie stark die Wirkung war, die er auf sie ausübte.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du zu den Frauen gehörst, die gern Bier trinken“, bemerkte er.
„Nur hin und wieder.“ Sie warf ihm die zweite Dose zu. „Nochmals ein Frohes neues Jahr.“
Er fing sie mit einer Hand auf und öffnete sie, blieb allerdings ein paar Schritte von Mariel entfernt stehen. Dadurch erhielt sie die Möglichkeit, den ganzen Mann zu betrachten. Und was für ein Mann. Er hatte schon immer einen muskulösen Körper gehabt, aber er war nicht mehr der Achtzehnjährige, an den sie sich erinnerte. Nein, jetzt war er achtundzwanzig und stand in der Blüte seiner Jahre.
Rasch bekämpfte sie den Schauer, der sie erfasste, und musterte ihn weiter. Model-Material? Nein, dazu war er nicht glatt genug, nicht konventionell genug, mit diesem überlangen Haar.
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