Vorsicht, frisch verliebt
langsamen, seit Anbeginn der Welt heiligen, rituellen Tanz. Ihr Körper klebte vom Saft, und ihre Liebesknospe war geschwollen wie eine reife Traube.
Plötzlich jedoch riss er sich von ihr los. Die Abruptheit der Bewegung brachte sie ins Schwanken, doch mit einem rauen Knurren hob er ihren Hut vom Boden auf, drückte ihn ihr in die Hand und drehte sie in Richtung Haus. »Für so etwas bin ich inzwischen eindeutig zu alt.«
Wies er sie etwa zurück?
»Signore Gage!«
Sie wandte den Kopf und sah, dass Massimo den Weg heruntergeschlendert kam. Keine Zurückweisung, sondern eine grässlich unpassende Unterbrechung. Sie hielt ihre Bluse vor der Brust zusammen und stolperte davon. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie so etwas erlebt, und sie wollte mehr.
Sie erreichte das Haus, stürzte hinauf ins Bad und klatschte sich dort kaltes Wasser ins Gesicht. Dann stützte sie sich mit den Händen auf dem Rand des Beckens ab und rang erstickt nach Luft. Wie hatte sie doch selbst in einem ihrer Vorträge gesagt?
Wenn wir nie die Grenzen unseres Lebens erweitern, wie können wir dann als Menschen wachsen, meine Freunde? Gott lächelt, wenn wir nach den Sternen greifen, selbst wenn es uns nicht ganz gelingt, sie zu berühren. Unsere Bereitschaft, es zumindest zu versuchen, zeigt, dass wir das Leben nicht als selbstverständlich nehmen. Dass wir auf den Putz gehauen, den Mond angeheult und die Heiligkeit dieses Geschenks, das uns zuteil geworden ist, erkannt haben ...
Sie schälte sich aus ihrer zerknitterten, mit Saft befleckten Bluse. Ihr Verlangen nach Lorenzo Gage war alles andere als heilig. Andererseits konnte sie dem Bedürfnis, nach den Sternen zu greifen, einfach nicht länger widerstehen.
Nachdem sie sich gesäubert hatte, sprang sie in den Panda und fuhr hinunter in den Ort.
Auf dem Weg über den Markt auf der kleinen Piazza versuchte sie, mit Gott zu sprechen, doch fand sie nicht die rechten Worte, Für andere konnte sie inzwischen wieder beten, nicht aber für sich selbst,
Atme ... Sie konzentrierte sich auf die fetten, purpurroten Auberginen, den rubinroten Radicchio und den saftig grünen Salat, auf die Körbe mit schwarzen, runzligen Oliven, die Apfel- und Birnenpyramiden, die Flechtkörbe mit Steinpilzen, an deren Stielen noch die Erde klebte, und merkte, dass sie allmählich etwas zur Ruhe kam.
Vor ihrer Ankunft in der Toskana hatte sie sich keine großen Gedanken über ihre mangelhaften Kochkünste gemacht, doch in einer Kultur, in der Essen alles für die Menschen war, hatte sie das Gefühl, als ob sie als miserable Köchin etwas Wichtiges verpasste. Vielleicht könnte sie einen Teil von ihrer Energie darauf verwenden, ein paar Kochstunden zu nehmen, wenn sie nicht gerade schrieb. Und dass sie etwas schreiben würde, daran bestand kein Zweifel. Trotz Rens spöttischen Kommentars.
Sie näherte sich den Blumenständen, entschied sich für einen bunten, rustikalen Strauß, und noch während sie bezahlte, bemerkte sie Vittorio, der zusammen mit Giulia Chiara, der wenig effizienten Immobilienmaklerin, aus einem Geschäft auf der anderen Seite der Piazza kam. Er zog Giulia an seine Brust und gab ihr einen eindeutig mehr als freundschaftlichen Kuss.
Sie waren beide jung und attraktiv, und da in Casalleone sicher jeder jeden kannte, war es nicht weiter überraschend, die beiden als Liebespaar zu sehen. Doch als Isabel in Verbindung mit ihren diversen Hausproblemen über Giulia gesprochen hatte, hatte Vittorio seine Beziehung zu der jungen Frau mit keinem Wort erwähnt.
»Danke, dass du mich einfach im Stich gelassen hast.«
Ihr Herz machte einen Satz, sie wirbelte herum und entdeckte einen hoch gewachsenen, schäbig gekleideten Arbeiter mit einer ausgefransten Augenklappe und einer zerknautschten Kappe auf dem zerzausten dunklen Haar. Sie wünschte sich, er hätte sie in Ruhe gelassen, um ihr die Gelegenheit zu geben, sich neu zu orientieren. »Ich hatte zu tun. Wie bist du hierher gekommen? Ich dachte, dein Wagen wäre in der Werkstatt.«
»Ich habe mir Annas Wagen ausgeliehen.« Er tat, als wäre ihre erotische Begegnung nicht mehr gewesen als ein bloßes Händeschütteln, was eine weitere Erinnerung an den tiefen emotionalen Graben zwischen ihnen war. Und sie hatte die Absicht, mit diesem Mann zu schlafen ...
Dieses Wissen machte ihr zu schaffen, und geistesabwesend rammte sie mit einem Ellenbogen gegen einen Pfosten.
»Pass auf.«
»Genau das versuche ich ja gerade.« Sie hatte zu laut gesprochen, und
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