Vorsicht, frisch verliebt
versuchte Giulia zu erklären: »Ein ... wie heißt es doch bei Ihnen?«
Ren lächelte versonnen. »Muttersöhnchen.«
Vittorio lachte. »Alle italienischen Männer sind Muttersöhnchen.«
»Das stimmt«, pflichtete Giulia ihm unumwunden bei. »Es ist hier Tradition, dass die Männer bis zu ihrer Hochzeit bei den Eltern leben. Ihre Mütter kochen für sie, machen für sie die Wäsche, kaufen für sie ein, behandeln sie wie Prinzen. Und dann wollen die Männer gar nicht mehr dort ausziehen, weil sie wissen, dass die jüngeren Frauen sie nicht so verwöhnen wie ihre mammas.«
»Ah, aber dafür tut ihr andere Dinge.« Vittorio berührte ihre nackte Schulter.
Isabels eigene Schulter begann bei dem Anblick zu prickeln, und Ren schenkte ihr ein Lächeln, das ihr Blut in Wallung geraten ließ. Sie kannte dieses Lächeln von der Leinwand. Für gewöhnlich brachte er arglose junge Frauen mit diesem Lächeln um. Tja ... sicher nicht die schlimmste Art zu sterben.
Giulia lehnte sich gegen ihren Mann. »Trotzdem heiraten immer weniger italienische Männer. Das ist auch der Grund, weshalb wir in Italien eine so niedrige Geburtenrate haben, eine der niedrigsten der Welt.«
»Ist das wahr?«, fragte Isabel erstaunt.
Ren nickte. »Wenn sich der Trend nicht wieder ändert, könnte sich die italienische Bevölkerung in Zukunft alle vierzig Jahre halbieren.«
»Aber dies ist ein katholisches Land. Bedeutet das nicht automatisch viele Kinder?«
»Die meisten Italiener gehen nicht mal mehr zur Messe«, erwiderte Vittorio. »Meine amerikanischen Gäste sind immer schockiert, wenn sie erfahren, wie gering der Prozentsatz praktizierender Katholiken in Italien ist.«
Die Scheinwerfer eines Wagens, der den Weg herunterkam, unterbrachen das Gespräch. Isabel sah auf ihre Uhr. Es war bereits nach elf, für Gäste also etwas spät. Ren erhob sich von seinem Platz. »Ich gehe mal gucken, wer uns da beehren will.«
Ein paar Minuten später kam er in Begleitung von Tracy Briggs, die Isabel mit einem müden Winken grüßte, in den Garten zurück. »Hallo.«
»Setz dich, bevor du zusammenbrichst«, forderte Ren sie knurrend auf. »Ich hole dir etwas zu essen.«
Während Ren im Haus war, stellte Isabel die Anwesenden einander vor.
Abermals trug Tracy ein teures, aber zerknittertes Kleid und dieselben ausgetretenen Sandalen wie am Vortag und sah trotzdem fantastisch aus.
»Wie war der Ausflug?«, wollte Isabel von ihr wissen.
»Herrlich. Endlich einmal ohne Kinder.«
Einen Teller mit etwas übrig gebliebenem Essen in den Händen, kam Ren zurück an den Tisch, knallte ihn seiner Exfrau wenig freundlich hin und füllte ihr ein Glas mit Wasser. »Iss und fahr dann wieder zurück.«
Vittorio wirkte schockiert.
»Wir waren mal verheiratet«, erklärte Tracy, während die letzte Kerze aus dem Leuchter zischend erlosch. »Ren hat die alten Feindseligkeiten noch nicht zur Gänze überwunden.«
»Lassen Sie sich Zeit«, meinte Isabel zu ihr. »Ren ist halt ein unsensibler Klotz.« Doch nicht so unsensibel, um nicht dafür zu sorgen, dass die gute Tracy noch jede Menge köstlicher Dinge vorgesetzt bekam.
Tracy blickte sehnsüchtig zum Haus. »Hier unten ist es so herrlich friedlich. So wunderbar erwachsen.«
»Vergiss es«, fauchte Ren. »Ich bin bereits hier eingezogen, und für dich haben wir ganz sicher keinen Platz.«
»Du bist nicht eingezogen «, widersprach ihm Isabel, obgleich sie wusste, dass das definitiv der Fall war.
»Regt euch ab«, bat Tracy. »So sehr ich es genossen habe, ein paar Stunden ohne sie alle zu sein, habe ich sie doch nach kurzer Zeit wahnsinnig vermisst.«
»Dann lass dich nicht länger von uns aufhalten.«
»Inzwischen liegen sie alle friedlich in ihren Betten. Es besteht also kein Grund zur Eile.«
Außer, um endlich anzufangen, Frieden zu schließen mit Ihrem Mann, dachte Isabel, enthielt sich jedoch eines Kommentars.
»Erzählen Sie mir, wo Sie heute waren«, bat Vittorio Tracy, und das Gespräch wandte sich den Sehenswürdigkeiten der Umgebung zu.
Einzig Giulia blieb stumm, und Isabel erkannte, dass sie seit Tracys Erscheinen in sich zurückgezogen, ja beinahe feindselig gewesen war. Da sich Tracy ihr gegenüber sehr nett verhalten hatte, konnte Isabel den Grund für Giulias Verhalten nicht verstehen.
»Ich bin müde, Vittorio«, fiel sie ihrem Mann abrupt ins Wort. »Wir müssen nach Hause.«
Isabel und Ren begleiteten die beiden bis zu ihrem Wagen und bis sie dort angekommen waren, hatte Giulia
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