Vorsicht, frisch verliebt
zog ihn jedoch, ehe sie daran knabbern konnte, wieder heraus. »Eins aber glaube ich ganz sicher: Hier ist irgendwas versteckt.«
»Überall in der Toskana sind irgendwelche alten Kunstgegenstände vergraben.« Er klopfte auf die Tasche seiner Jeans, doch seine tägliche Zigarette hatte er längst geraucht. »Selbst wenn ein solches Stück auf einem Privatgrundstück gefunden wird, ist es Eigentum des Staates. Vielleicht haben die braven Bürger von Casalleone ja von einer Sache Wind bekommen, die so wertvoll ist, dass sie sie für sich behalten wollen.«
»Du glaubst, der ganze Ort hat sich verschworen? Bernardo ist ein Polizist. Es erscheint mir ziemlich unwahrscheinlich, dass er bei so was mitmacht.«
»Korrupte Bullen gibt es seit ewigen Zeiten. Hast du eine bessere Idee?« Er schaute zu den Hügeln.
»Müsste wirklich ein ganz besonderes Kunstwerk sein.« Ein Blatt landete neben ihr auf der Mauer, und sie wischte es fort. »Trotzdem, fürchte ich, bleibt uns zurzeit keine andere Wahl, als so zu tun, als ob wir ihnen glauben.«
»Das denke ich auch. Allerdings will ich dabei sein, wenn sie die Mauer auseinander nehmen.«
»Ich auch.« Eine der Katzen strich um ihre Beine, und sie streichelte das samtig weiche Fell.
»Ich muss noch den Wagen holen, und dann muss ich kurz rauf in die Villa. Gott steh mir bei.«
»Gut. Ich muss nämlich, arbeiten, und dabei lenkst du mich nur ab.«
»Etwa an dem Krisen-Buch?«
»Ja. Und spar dir deinen Kommentar.«
»Selbstverständlich. Dann lenke ich dich also ab?«
Sie presste sich den Daumennagel in die Faust. »Ich meine es ernst, Ren. Mach dir am besten gar nicht erst die Mühe zu versuchen, mich rumzukriegen, denn die Sache zwischen uns beiden wird nicht eher weitergehen, als bis wir miteinander geredet haben.«
Er seufzte. »Wir könnten heute Abend in San Gimignano essen. Und dabei werden wir reden.«
»Danke.«
Er grinste spitzbübisch. »Aber sobald wir mit dem Reden fertig sind, werde ich dich überall berühren, wo ich will. Und zieh ja etwas Verführerisches an! Möglichst tief ausgeschnitten. Und auf Unterwäsche verzichtest du am besten ganz.«
»Ich hatte schon immer eine Vorliebe für pubertierende Jünglinge wie dich. Sonst noch irgendwelche Wünsche?«
»Nein, ich glaube, ich habe an alles gedacht.« Pfeifend trollte er sich und wirkte dabei eher wie ein umwerfender Sonnyboy als wie Hollywoods beliebtester Psychopath.
Sie nahm ein Bad, schnappte sich einen Stapel Manuskriptpapier und machte sich ein paar Notizen für ihr Buch. Doch ihr Hirn versagte binnen kurzem den Dienst. Seufzend legte sie den Stift beiseite und lief stattdessen hinauf zur Villa, um sich zu erkundigen, wie es Tracy Briggs inzwischen ging.
»Bescheiden.« Rens Exfrau lag mit geschlossenen Augen auf einer Liege neben dem Pool. »Harry und die Kinder hassen mich, und selbst das Baby tut alles, mir das Leben so schwer wie möglich zu machen.«
Isabel hatte die Kinder mit eisverschmierten Gesichtern aus Harrys Wagen klettern sehen. »Wenn Harry Sie hassen würde, wäre er doch bestimmt schon wieder fort.«
Tracy klappte die Rückenlehne ihrer Liege hoch und schob sich ihre Sonnenbrille auf die Nase. »Er ist nur deshalb noch nicht weg, weil er den Kindern gegenüber ein schlechtes Gewissen hat. Spätestens morgen wird er das Weite gesucht haben.«
»Haben Sie beide inzwischen wenigstens versucht, miteinander zu reden?«
»Ich habe geredet, und er hat mich herablassend behandelt.«
»Warum versuchen Sie es nicht noch einmal? Heute Abend, wenn die Kinder schlafen. Schenken Sie ihm ein Glas Wein ein, und bitten Sie ihn, drei Dinge aufzulisten, mit denen Sie ihn glücklich machen könnten.«
»Ganz einfach. Ich müsste meinen IQ um mindestens zwanzig Prozentpunkte erhöhen, endlich ordentlich werden statt immer nur schwanger und meine Persönlichkeit von Grund auf ändern.«
Isabel gluckste amüsiert. »Manchmal ist es richtiggehend erholsam, sich ein bisschen in Selbstmitleid zu aalen, finden Sie nicht auch?«
Tracy sah sie mit zusammengekniffenen Augen über den Rand von ihrer Sonnenbrille an. »Sie sind eine wirklich seltsame Seelenklempnerin.«
»Ich weiß. Aber denken Sie darüber nach. Stellen Sie Ihrem Mann die Frage, und zwar in möglichst neutralem Ton. Ohne jeden Sarkasmus.«
»Ohne jeden Sarkasmus? Das kriege ich nicht hin. Und jetzt erzählen Sie mir von sich und Ren.«
Isabel lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Lieber nicht.«
»Sieht aus, als könnten Sie
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