Vorsicht, frisch verliebt
Schwierigkeiten zu ertragen, weshalb sie bei der Erstellung der Regeln für ihre bevorstehende Affäre am besten die größte Vorsicht walten ließ.
Der kleine Speiseraum im Hotel Cisterna bot weiß gekalkte Wände, Tischdecken aus pfirsichfarbenem Leinen und eine phänomenale Aussicht, wie es sie in der Toskana so häufig gratis gab. Von ihrem in einer Ecke zwischen zwei Fenstern stehenden Tisch aus sahen sie die geschwungenen, roten Dächer von San Gimignano sowie die erleuchteten Fenster der Bauernhäuser der Umgebung.
Er hob sein Glas zu einem Toast. »Auf das bevorstehende Gespräch. Möge diese Unterhaltung gnädig kurz und unermesslich ergiebig für uns sein.«
Während sie an dem frischen Vernaccia nippte, sagte sie sich, dass auf Frauen, die sich nicht auf ihre eigene Kraft besannen, herumgetrampelt wurde. Also erklärte sie entschieden: »Wir werden eine Affäre miteinander haben.«
»Gott sei Dank.«
»Aber nach meinen Bedingungen.«
»Das ist eine echte Überraschung.«
»Musst du immer auf alles mit Sarkasmus reagieren? Wenn ja, lass mich dir sagen, dass das alles andere als attraktiv ist.«
»Du bist kein bisschen weniger sarkastisch.«
»Was der Grund ist, weshalb ich sicher weiß, wie wenig anziehend das ist.«
»Sprich einfach weiter, ja? Ich weiß, dass du es kaum erwarten kannst, mir darzulegen, was für Bedingungen du stellst. Wobei ich hoffe, dass legen das Schlüsselwort in diesem Satz ist, oder ist das schon wieder zu sarkastisch?«
»Folgendes muss uns beiden klar sein.« Sie ignorierte das amüsierte Blitzen seiner Augen. Es war ihr egal. Zu viele Frauen verloren eines Geliebten wegen den Verstand, doch ginge es nach ihr, gehörte sie nie wieder dazu. »Als Erstes ... darfst du mich nicht kritisieren.«
»Weshalb zum Teufel sollte ich das tun?«
»Weil ich im Gegensatz zu dir keine sexuelle Triathletin bin und weil ich dich bedrohe. Was dir nicht gefällt.«
»Okay. Keine Kritik. Aber du bedrohst mich nicht.«
»Zweitens ... bei etwas Perversem mache ich nicht mit. Ich möchte ganz normalen Sex.«
Durch die Gläser seiner Intellektuellenbrille hindurch musterte er sie mit zusammengekniffenen Augen. »Wie definierst du ›ganz normalen Sex‹?«
»Genau wie man ihn im Allgemeinen definiert.«
»Verstanden. Keine Gruppen. Kein Spielzeug. Keine Bernhardiner. Enttäuschend, aber damit kann ich leben.«
»Vergiss es! Ach, vergiss es!« Sie warf ihre Serviette auf den Tisch. »Ich bin dir eindeutig nicht gewachsen, und ich weiß nicht, wie ich nur für einen Minute auf den Gedanken kommen konnte, wir könnten diese Sache durchziehen.«
»Tut mir Leid. Ich war einfach etwas gelangweilt.« Er beugte sich über den Tisch und legte die Serviette zurück in ihren Schoß. »Willst du nur die Missionarsstellung, oder bist du lieber oben?«
Sie hätte sich denken müssen, dass er das Gespräch ins Lächerliche zöge. Tja, Pech. Männer hatten Dutzende von Arten, sich die Illusion zu wahren, sie wären den Frauen überlegen. Sie ginge am besten achtlos darüber hinweg. »Das können wir spontan entscheiden.«
»Können wir unsere Kleider ausziehen?«
»Dass du dich ausziehst, ist sogar nicht nur gestattet, sondern ausdrücklich erwünscht.«
Er grinste breit. »Wenn du dich nicht ausziehen willst, ist mir das durchaus recht. Mit hübschen schwarzen Netzstrümpfen und einem netten Hüftgürtel bleibt dein Sinn für Anstand doch sicherlich gewahrt.«
»Du bist ein echter Schatz.« Sie strich mit dem Finger über den Rand ihres Glases. »Auch wenn das offensichtlich ist, werde ich noch einmal wiederholen, dass es bei dieser ganzen Affäre ausschließlich um unser beider Körper geht. Gefühle spielen keine Rolle.«
»Wenn du es sagst.«
Jetzt wurde es schwierig, aber sie sprach die Worte trotzdem aus: »Eins noch ... Oralsex gibt es mit mir nicht.«
»Und warum nicht?«
»Es ist nicht mein Ding. Ich finde ihn etwas zu ... derb.«
»Damit schränkst du meine Möglichkeiten natürlich erheblich ein.«
»Geh auf meine Bedingungen ein, oder lass das Ganze bleiben.«
Oh, er ginge darauf ein, dachte Ren, während er verfolgte, wie sie ihre vollen Lippen starrsinnig aufeinander presste und ihn kampflustig ansah. Er hatte sowohl auf der Leinwand als auch im wahren Leben mit den schönsten Frauen der Welt geschlafen, doch keins der hübschen Gesichter war so lebendig gewesen wie das von Isabel. Ihr Gesicht verriet Intelligenz, Humor, Entschlossenheit und ein Mitgefühl mit der gesamten
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