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Vorsicht, heiß!

Vorsicht, heiß!

Titel: Vorsicht, heiß! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Carson
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hinausgeschlichen, während meine Mutter die Verkäuferin ablenkte. Und wer würde schon ein Kind des Ladendiebstahls verdächtigen?“ Sie lächelte ironisch.
    Nach einer Pause sagte Paulo leise: „Da warst du wirklich noch sehr klein. Wie oft hast du das gemacht?“
    Alyssa hatte das Gefühl, sich selbst eine Grube zu graben. „Sooft uns vor Ende des Monats das Geld ausging. Das passierte ziemlich häufig, als ich klein war. Später auf der Highschool wurde es dann zur Ausnahme.“
    Paulo schien sich von seinem anfänglichen Schrecken erholt zu haben. Er fluchte leise. „Ich kann nicht fassen, dass deine Mutter dir das Klauen beigebracht hat!“
    „Meine Mutter …“ Sie verstummte und ließ den Blick zum Fenster gleiten, durch das man den Nachthimmel sah. „Das Verhalten meiner Mutter frustriert mich oft, zumal es gelegentlich absolut unverständlich ist.“ Resigniert gab sie auf, denn die exzentrische Persönlichkeit ihrer Mutter ließ sich einfach nicht in Worte fassen. „In der zweiten Klasse habe ich einmal in einem Laden ein niedliches Heft mit einem Beagle drauf gesehen. Ich brauchte ein Heft für die Schule, und natürlich war mal wieder kein Geld da. Also habe ich es geklaut.“ Sie zuckte die Schultern. „Meine Mutter war damit nicht einverstanden – ich musste es zurückbringen.“
    „Du durftest also Cornflakes klauen, aber kein Heft?“
    Seufzend lehnte Alyssa sich zurück. „Ja. Mom hatte sehr genaue Vorstellungen davon, was erlaubt war und was nicht. Cornflakes oder ein Glas Erdnussbutter gingen in Ordnung, Chips oder Cola kamen nicht infrage. Andererseits durfte man auch ab und zu Süßigkeiten klauen – vorausgesetzt, es handelte sich um Schokolade.“ Sie lächelte schwach. „Ich habe Moms Logik nie ganz verstanden.“
    „Sie hat einem Kind beigebracht, dass Diebstahl in Ordnung ist!“, sagte Paulo.
    Alyssa beugte sich wieder vor und sah ihn eindringlich an. „Meine Mutter war erst vierzehn, als ich geboren wurde. Sie war aus ihrer Pflegefamilie weggelaufen und hatte keinerlei Vertrauen in die staatliche Fürsorge.“
    „Dass sie sich geweigert hat, staatliche Unterstützung anzunehmen, war dir gegenüber nicht fair.“
    „Sie hatte Angst, dass man mich ihr wegnehmen würde!“
    Er schien nicht überzeugt zu sein. „Ich verstehe deine Loyalität deiner Mutter gegenüber. Und mir ist klar, dass ich nichts Vergleichbares erlebt habe …“
    „Das stimmt“, unterbrach sie ihn leise. „Du bist als Kind sicher nicht oft hungrig ins Bett gegangen. Es ist leicht, über andere ein Urteil zu fällen, wenn man selbst es schön weich und bequem hat.“
    Schweigend sahen sie einander an. Paulo konnte ihr Handeln nicht nachvollziehen, und das war auch zu viel verlangt. Genau aus diesem Grund hatte sie auch noch nie versucht, es jemandem begreiflich zu machen – bis jetzt.
    „Und wodurch hat sich die Situation geändert?“, wollte Paulo wissen.
    Alyssa verdrängte ihre Zweifel und erwiderte: „Ironischerweise durch meine Verhaftung in der Highschool. Dank des Geldes, das ich mit meiner Arbeit für die Cateringfirma verdient habe, mussten wir uns plötzlich nicht mehr entscheiden, ob wir lieber genug zu essen haben oder die Stromrechnung bezahlen wollten. Meine Mutter beschloss, dass Diebstahl nicht mehr erlaubt war. Und von dem Zeitpunkt an gab es nur noch Gesetzestreue – zumindest was meine Mutter betrifft.“ Cherise Hunt verweigerte seitdem jegliche Gespräche über dieses Thema. Auch damals, als ihre Tochter erneut straffällig geworden war.
    Mit vor Schuldbewusstsein zittrigen Händen nahm Alyssa ihren Drink. „Wir beide wollten die Vergangenheit hinter uns lassen, und mein Job war der Ausweg für uns.“
    „War das Oston College auch ein Ausweg für dich?“
    Sie stellte ihr Glas wieder ab. „Ja. Nach zwei Jahren tadellosen Verhaltens, guten Noten und harter Arbeit dachte ich, ich sei bereit.“ Leise fügte sie hinzu: „Ganz schön dumm von mir.“
    „Warum arbeitest du ausgerechnet für die soziale Schicht, vor der du solche Angst hast?“, fragte Paulo.
    Alyssa senkte den Blick und strich mit einem zittrigen Finger übers Tischtuch. „Ich habe eigentlich keine Angst vor ihnen, ich …“ Sie verstummte.
    Wie sollte sie erklären, dass sie nicht fürchtete, man könne sie bloßstellen? Die Reichen der Welt erinnerten sie daran, dass ihre Demütigung nur mit ihrer eigenen Schwäche, ihrem eigenen Versagen zu tun hatte.
    Würde Paulo nicht seinen Respekt ihr

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