Vorsicht, heiß!
zu sein, wenn ich mal wieder zusammenbreche?“
Paulo war unendlich erleichtert, dass sie endlich mit ihm sprach. Aufmerksam vergewisserte er sich, dass sie einen Schluck trank.
„Erzähl mir, was passiert ist.“
„Das habe ich doch schon.“ Sie wirkte, als hätte ihr irgendjemand all ihre Energie und ihr Selbstbewusstsein geraubt. Er sehnte sich danach, dass ihre Schlagfertigkeit zurückkehrte.
Als er sich neben sie setzte, streifte seine Hüfte ihre, und heißes Verlangen flammte in ihm auf. Doch er musste seine Leidenschaft für sie eine Weile hintanstellen.
„Du hast mir den Anfang und das Ende erzählt. Jetzt möchte ich noch den Mittelteil hören.“
Alyssa betrachtete starr ihren Drink, als würde sie ihre Gedanken ordnen. Nach einer Weile begann sie zu sprechen.
„Ich war zwei Jahre auf dem Oston College. Jeden Tag habe ich mich von meiner verwahrlosten Wohngegend auf den langen Weg gemacht, zu diesem Campus voller schöner Menschen.“ Dann richtete sie den Blick ins Leere, als wäre sie in Erinnerungen versunken. „Ich habe versucht, meine Garderobe aufzubessern, damit ich nicht zu sehr auffallen würde. Das war natürlich hoffnungslos. Aber ich habe mir einfach so sehr gewünscht, dass meine Vergangenheit nicht zählt.“
„Das ist doch verständlich.“
„Vielleicht. Mom sagte mir immer wieder, das mit dem Oston College sei ein Fehler.“ Mit einem schmerzlichen Ausdruck fuhr Alyssa fort: „Sie meinte, die meisten Menschen hielten nichts davon, jemandem eine zweite Chance zu geben. Aber ich war überzeugt, dass sie sich täuschte.“
Sie atmete hörbar aus und stützte die Ellbogen auf die Knie, das Glas fest umklammert. „Ich wollte unbedingt einen guten Abschluss machen, meine Vergangenheit vergessen und nach vorn blicken. Aber dann haben meine Kommilitonen alles herausgefunden. Und sie ließen mich spüren, dass sie es nie vergessen würden.“
Er hätte alles dafür getan, ihre schmerzlichen Erlebnisse ungeschehen zu machen. „Ja, das Leben ist oft nicht fair.“
„Das wollte ich nicht wahrhaben und musste mein Glück unbedingt herausfordern.“ Alyssa ließ eine Hand sinken. „Das Oston College gibt einmal im Jahr ein gemeinsames Mittagessen für Eltern und Studierende. Eine grässliche Veranstaltung, bei der eigentlich nur darüber gesprochen wird, wer am meisten Geld hat. Und in meinem zweiten Jahr habe ich mich bereit erklärt, es mit zu organisieren. Mein erstes offizielles Event.“ Sie schnaufte verächtlich. „Ich habe Stunden mit der Planung verbracht, weil ich … weil ich ihnen beweisen wollte, dass mehr in mir steckt als ein hinterwäldlerischer Akzent und eine kriminelle Vergangenheit.“
Als sie ihn gequält ansah, verspürte Paulo wieder jenes Stechen in der Brust und hätte sie am liebsten an sich gezogen. „Ich habe jahrelang aus einem ähnlichen Grund für meinen Dad geschuftet“, sagte er. „Jeder wünscht sich doch Anerkennung für seine Arbeit.“
Alyssa nickte nachdenklich und betrachtete wieder ihr Glas. „Ich hatte keine Lust, wieder ein Kellnerinnenoutfit zu tragen. Es war mein Event, und ich wollte dieses eine Mal etwas Besonderes anziehen.“ Sie strich sich über die Augen, als müsste sie sich sammeln.
„Mehrere Monate habe ich auf ein Designeroutfit gespart – und schließlich das perfekte gefunden. Als ich es anprobiert habe, fühlte ich mich wie einer der Gäste, die ich immer bediente. Ich war elegant, schick – aber immer noch ich selbst.“ Sie trank den Bourbon aus und schnitt ein Gesicht.
„Ich kann mir schon denken, wie es weiterging“, sagte Paulo. „Dein Geld hat nicht gereicht.“
„Stimmt. Mir fehlten fünfzig Dollar.“ Alyssa stellte ihr Glas auf den Couchtisch. „Ich war unendlich enttäuscht“, fuhr sie leise fort. „Ich saß in der Umkleidekabine und dachte immer wieder: Noch ein einziges Mal, was macht das schon? Ich werde es danach ja nie wieder tun! Also habe ich …“
Sie verstummte und schloss die Augen. Ihr Schmerz berührte Paulo tief im Herzen. Er ignorierte die Alarmglocken, die zu schrillen begannen, als er den Arm ausstreckte und die Finger mit ihren verschränkte. Alyssa drückte seine Hand so fest, dass er ihre jahrelangen Gewissensbisse spüren konnte.
Schließlich hatte sie sich ein wenig gefangen und sah ihn an. „Ich wäre davongekommen, wenn die Ladenbesitzerin nicht unter den Essensgästen gewesen wäre und mich erkannt hätte.“ Sie lachte ironisch. „Das nennt man wohl
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