Vorsicht Nachsicht (German Edition)
eine Weile weiter über diese lockeren Themen. Doch dann sieht Kilian auf die Uhr und verzieht das Gesicht. Mein Herz bekommt einen Stich.
»Ich muss«, seufzt er entschuldigend.
Enttäuscht aber verständnisvoll nicke ich. Er zahlt tatsächlich für mein Getränk mit und schließlich stehen wir vor dem ‚Camada‘ in der Fußgängerzone.
»Soll ich dich heimfahren?«, erkundigt sich Kilian.
»Brauchst du nicht. Ich muss eh noch was einkaufen«, sage ich leise. Ich mag ihn nicht gehen lassen. Das ist ein viel zu kurzes Treffen gewesen. Kilian sieht auch nicht besonders glücklich aus. Doch er zuckt nur mit den Schultern.
»Okay, dann sehen wir uns Samstag. Ich hole dich ab.«
»Okay«, stimme ich zu und lächle ihn an. Ich bin ja gespannt, was für eine Überraschung er für mich geplant hat. Vielleicht will er mich ja das ganze Wochenende durchfüttern oder so. Nun zieht er mich in seine Arme und gibt mir noch einen Abschiedskuss. Dabei sind uns die anderen Menschen ganz egal. »Ciao«, haucht Kilian anschließend und zwinkert mir zu. »Viel Glück am Freitag. Vielleicht schaffe ich es morgen, dich anzurufen, aber ich kann es nicht versprechen.«
»Schon okay.« Ich bekomme wieder rote Ohren, als er wegen meiner Antwort zu lachen beginnt.
»Bis Samstag.«
»Bis dann«, hauche ich leise und sehe ihm nach, als er zu seinem Auto hastet. Seufzend drehe ich mich schließlich um und laufe in die Drogerie. Es wird Zeit, dass ich mir eigenes Gleitgel und Kondome zulege.
Kapitel 14
Okay, ich bin total erschöpft und daher ist es auch völlig irrsinnig, was ich vorhabe. Ich gehe ins ‚Vía‘ . Allein auch noch. Nur weil ich ihn so schrecklich vermisse. Er hat gestern natürlich nicht angerufen. Dafür habe ich ihn im Radio gehört. Beim Interview. Es muss stressig für ihn sein. Eventuell ist er heute Abend auch gar nicht ausgegangen. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob er wirklich so häufig ausgeht.
Trotzdem mache ich mich schick. Zumindest soweit es geht: Ich bin total erledigt. Meine Augen sind kurz davor zuzufallen. Ich will auch gar nicht lange weg. Nur einmal kurz nachsehen, ob er da ist und mir einen Gute-Nacht-Kuss abholen. Okay, vielleicht mehr als einen Gute-Nacht-Kuss. Das letzte Mal ist schon wieder so lange her. Noch vor kurzem hätte ich mich über so viel Sex gefreut, wie ich in diesem Monat gehabt habe. Doch jetzt erscheint es mir fruchtbar wenig. Ich würde gerne jeden Tag mit ihm schlafen. Jetzt nach den Prüfungen kann ich ihn auch endlich zu mir einladen, wenn er sich auf mein kleines Bett einlassen will.
Die Haare sitzen sehr gut, das Shirt ist schwarz und meine Hose ist ganz schön eng, aber mein Hintern kommt darin immerhin zur Geltung. Keine Ahnung, aber ich glaube, ich sehe so gut aus, wie ich es eben vermag. Jetzt muss ich nur noch darauf hoffen, dass er da ist.
Vor dem ‚Vía‘ ist eine lange Schlange. Wie ätzend. Der Eintritt ist ohnehin völlig überteuert. Ich muss dafür eine halbe Stunde arbeiten! Nicht auszuhalten. Aber mein Anflug von Geiz kommt nicht gegen das Herzklopfen an, als ich die Disco betrete. Es ist schon rappelvoll. Wie soll ich ihn hier eigentlich finden? Aber ich habe extra bis halb eins gewartet, damit er auch auf jeden Fall da ist, falls er kommt. Aufgeregt mische ich mich unter die Menge. Die Musik geht völlig an mir vorbei. Ich konzentriere mich auf jedes Gesicht, das mir begegnet.
Die Tanzfläche schließe ich zunächst von meiner Suche aus. Erst einmal gehe ich rauf zur Theke. Aber da sind nur halbbetrunkene Typen mit ihren Tussis. Vielleicht ist es heute auch einfach zu hetero für Kilian. Der kennt das Programm vom ‚Vía‘ sicherlich besser als ich.
Ich lehne mich über das Geländer, dass die erhöhte Bar von dem restlichen großen Raum abtrennt. Angestrengt überfliege ich die Tanzenden. Da wird Kilian doch kaum sein, oder?
Doch.
Ich schlucke und meine Hände werden feucht. Da ist Kilian. Aber nicht allein. Mein Herz setzt für einen Moment beinahe schmerzhaft aus. Natürlich nicht allein. Ich habe auch nicht angenommen, dass er allein ist. Es war zu erwarten, dass er sich hier mit Bekannten trifft. Allerdings dachte ich nicht, dass er mit ihnen… na ja, dass er mit ihnen so dicht tanzen würde. Außerdem dachte ich nicht, dass seine Freunde so jung sind. Und ich dachte nicht, dass er sie küsst.
Jetzt schlägt mein Herz wieder, jedoch sehr dumpf und es tut immer noch weh. Außerdem ist mir eiskalt. Vielleicht ist es die kalte
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