Vorsicht Nachsicht (German Edition)
er und grinst verschmitzt. Wir erreichen den Parkplatz, auf den er sein Auto anscheinend gerne stellt.
»Was für eine Idee?«, will ich wissen, nachdem wir ausgestiegen sind. Er grinst nur und schüttelt den Kopf. Sein Arm legt sich erneut wie von selbst um mich und streicht mir über die Schulter.
»Das ist eine Überraschung. Du solltest dir nur nichts vornehmen dieses Wochenende. Schlaf am Samstag schön aus und dann komme ich dich abholen, okay?«
»Okay…«, murmle ich ein wenig verwirrt. Eine Überraschung? Was für eine Überraschung?
»Keine Angst, es ist nichts Schlimmes!« Er lacht erheitert. »Schau nicht so skeptisch. Es wird dir gefallen.«
»Ich gucke nicht skeptisch«, behaupte ich sogleich. Jetzt lacht er noch lauter. Ich mag sein Lachen. Inzwischen habe ich nicht mehr das Gefühl, dass er mich auslachen könnte. Er ist halt einfach offen mit seinen Gefühlen und lacht gerne. Im nächsten Moment ertappe ich mich dabei, wie ich ihn verliebt anstarre. Ein wenig erschrocken wende ich meinen Blick wieder auf die Straße. Keine Ahnung, warum ich nicht will, dass er es bemerkt.
Wir erreichen das ‚Camada‘ und finden tatsächlich noch einen schönen Zweiertisch. Ich weiß gar nicht, wieso der Laden so überlaufen ist. Eigentlich ist das ‚Moritz‘ schöner. Nun ja, das ist um diese Zeit meistens auch überlaufen. Und die Kellner hier lassen ständig was fallen. Das hat zumindest Lisa gesagt. Vielleicht müssen sie das Geschirr nicht bezahlen, das sie kaputt machen.
»Was magst du trinken?«, erkundigt er sich.
»Kiba.«
»Keinen Kaffee oder so?«
»Ich mag keinen Kaffee«, gestehe ich.
»Oh, okay.« Kilian wendet sich an die Kellnerin und gibt unsere Bestellung auf. »Magst du auch noch etwas essen?«
»Nein, noch keinen Hunger. Hab in der Mensa gegessen«, murmle ich. Dafür haben wir wohl ohnehin keine Zeit und obwohl ich vermute, dass er mich einladen will, komme ich mir dabei komisch vor. Als die Kellnerin verschwunden ist, legt Kilian seine Hand auf meine. Eine kleine Geste, aber ich empfinde sie als wahnsinnig intim.
Während wir auf die Rückkehr der Bedienung warten, unterhalten wir uns über Nebensächlichkeiten und Kilian nutzt die Gelegenheit, um mir noch ein paar meiner Vorlieben und Abneigungen zu entlocken. Da ich im Gegenzug seine erfahre, ringe ich mir mühsam auf jede noch so unwichtige Frage eine Antwort ab.
Unsere Getränke kommen. Eigentlich möchte ich mich über ernstere Dinge mit ihm unterhalten als unsere Lieblingsfarben. Es muss doch wichtigere Sachen über ihn geben, die ich wissen darf. Oder andere Dinge von mir, die ihn interessieren.
»Wohnen deine Eltern eigentlich in Hamburg?«, erkundige ich mich. Seine Familie scheint mir ein angemessenes Gesprächsthema zu sein.
»Ja, sie haben in Groß Flottbek ein kleines Haus.«
»Warum hast du dich eigentlich erst so spät vor ihnen geoutet?«
Gehe ich mit solchen Fragen zu weit? Es sieht zumindest nicht so aus. Kilian lächelt nachsichtig.
»Das habe ich mich hinterher auch gefragt. Ich weiß es selbst nicht so recht. Hauptsächlich lag es wohl daran, dass ich es erst einmal für mich selbst akzeptieren musste. Dann war es mir einfach zu unangenehm. Ich dachte, ich erspare es uns einfach allen, indem ich schweige. Aber dann haben sie irgendwann begonnen, mich in unregelmäßigen Abständen zu fragen, wann ich denn gedenke, auch endlich sesshaft zu werden. Meine kleine Schwester hat geheiratet und ich hatte meinen Eltern zu dem Zeitpunkt nicht einmal jemanden vorgestellt. Sie sind mir ziemlich auf die Nerven gegangen, darum habe ich es dann einfach gestanden. Es ist besser so. Seitdem haben wir wieder ein sehr offenes Verhältnis zueinander.«
»Schön«, murmle ich. »Torbens Eltern sind damit auch so locker umgegangen.«
»Ja, deine aber nicht«, erinnert er sich nüchtern.
»Es gibt schlimmere Eltern, immerhin halten sie sich jetzt aus meinem Leben heraus und versuchen mich nicht mehr zu ändern«, meine ich möglichst gleichgültig.
Kilian seufzt und lässt seine Schultern hängen, geht aber nicht weiter darauf ein. Ich bin dankbar für die Ablenkung, als er das Thema wechselt.»Hast du Torben eigentlich in letzter Zeit gesehen? Trifft er sich noch mit dem Typen aus meiner Sendung?«
Ich nicke und berichte ihm von Torbens Besuch. Es scheint Kilian zu freuen, dass seine Sendung zur Abwechslung auch mal etwas Echtes bewirken kann. Torben scheint ja auch wirklich verliebt zu sein. Wir unterhalten uns noch
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