Vorsicht Nachsicht (German Edition)
glücklich sehe ich ihn an. »Was machst du denn hier?«
»Hallo.« Er grinst von einem Ohr zum anderen und beugt sich erst einmal vor, um mir einen Kuss aufzuhauchen. Ich erwidere ihn, sehe ihn aber immer noch völlig überrumpelt an. Es ist so schön, ihn zu sehen. Nur, ich habe ihm doch gar nicht gesagt, wann ich die Prüfung habe und auch nicht den Hörsaal, oder? Ich frage verwirrt nach.
»Hey, ich bin Journalist. So etwas finde ich doch schnell heraus«, antwortet er darauf erheitert. »Ich habe einfach bei euch im Prüfungsamt angerufen und mich erkundigt. War nicht schwer. Hast du Zeit? Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?«
»Ähm…« Eigentlich wollte ich auf meine Freunde warten. Allerdings habe ich Kilian schon so lange nicht mehr gesehen. »Klar. Wo?«
»Ich weiß nicht. Ins ‚Moritz‘ willst du sicher nicht, oder?«
Ich schüttle den Kopf.
»Wollen wir ins ‚Camada‘ ?«, fragt Kilian, während seine Hand sanft über meinen Rücken streicht.
Eigentlich wäre ich lieber mit ihm allein. Irgendwo im Bett, egal ob bei ihm oder bei mir. Doch ich reiße mich zusammen.
»‘ Camada‘ ? Die neue Bar gegenüber vom ‚Moritz‘ ?«
»Ja.« Er nickt nachdenklich. »Oder bekommst du Probleme, wenn dein Chef dich da reingehen sieht? Muss eine ziemliche Konkurrenz für ihn sein, oder?«
»Unwahrscheinlich, dass er mich sieht«, murmle ich gleichgültig. »Meinetwegen können wir da gerne hin.«
»Super.« Lächelnd gibt mir Kilian noch einen Kuss.
Ich glaube, dass ich noch nie so öffentlich jemanden geküsst habe. Daher bin ich auch etwas befangen, was mich wiederum sehr stört. Es fällt mir schwer, mir nichts anmerken zu lassen. Sehnsüchtig dränge ich mich dichter an ihn und schlinge meine Arme um ihn.
Wir verlassen einträchtig das Gebäude, während Kilian sich nach meiner Prüfung erkundigt. Ich antworte verhalten, weil ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen möchte.
Behutsam lege ich im Gehen meinen Arm um seine Taille. Das habe ich wirklich noch bei keinem gemacht. Mein Herz rast. Ich habe das Gefühl, ein bisschen zu schweben.
»Ich muss dir übrigens etwas gestehen«, brummt Kilian unvermittelt und wirkt leicht zerknirscht. »Leider muss ich heute Abend schon wieder arbeiten. Eigentlich jetzt auch, aber ich habe es nicht mehr ausgehalten und wollte dich sehen, also bin ich einfach für zwei Stunden getürmt.«
»Oh.« Ich bin maßlos enttäuscht. Zwei Stunden? »Wie lange hast du denn noch?«
»Wir haben noch eine gute Stunde«, meint er beruhigend. »Also keine Eile. Hast du gut gegessen in den letzten Tagen? Mein Auto steht da drüben.«
»Na ja, ich habe es zumindest nicht vergessen«, antworte ich mit einem verlegenen Lächeln. »Aber mehr als Ravioli oder so war nicht drin.«
»Oh Mann!« Er lacht leise und zieht mich noch einmal in seine Arme, bevor wir in sein Auto einsteigen. »Ohne mich wärst du wirklich nur noch ein Strich in der Landschaft.«
Ich lächle nur und lehne mich in meinem Sitz zurück. Allmählich entspanne ich mich in seiner Gegenwart und genieße sie nur noch.
»Ich kann nun mal nicht kochen. Aber vielleicht kannst du es mir beibringen.«
»Nein, ich bekoche dich lieber.« Kilian grinst fröhlich. »Dann kann ich dich wenigstens verwöhnen und du hast einen Grund mehr, um zu mir zu kommen.«
Als bräuchte ich dazu noch einen Grund. Ich schüttle leicht den Kopf, aber mir fällt keine Erwiderung ein. Eigentlich habe ich ja auch gar keine Lust, kochen zu lernen. Ich würde mich wohl auch schrecklich dumm dabei anstellen.
»Weshalb musst du heute eigentlich arbeiten?«, wechsle ich das Thema und sehe ihn fragend an.
Er verzieht das Gesicht. »Ach, Nachwirkungen durch das Zugunglück. Ich habe ein Telefoninterview mit einem Sprecher der Bahn. Dabei würde ich wirklich viel lieber den Abend mit dir verbringen. Aber ich schätze, du kannst die Zeit auch besser mit Lernen verbringen, oder?«
»Also ich fänd’s besser, wenn ich bei dir sein könnte«, gestehe ich verlegen.
Er lächelt und kurz berührt mich seine Hand am Bein. Am liebsten würde ich sie festhalten.
»Du bist süß«, meint er sanft. »Freitag hast du gleich zwei Prüfungen, oder?«
»Ja schon, aber ich…« Schulterzuckend sehe ich ihn an. »Die werden nicht so schwer, glaube ich.«
»Trotzdem wirst du ziemlich k.o. sein nach den zwei Wochen Dauerstress, oder?«, fragt er weiter. Wieder zucke ich nur mit den Schultern.
»Vermutlich. Warum?«
»Ich habe eine Idee«, gesteht
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