Vorsicht Nachsicht (German Edition)
wenig. – Ja, stell dir vor, manchmal mache ich so etwas. – Nein, ich kann nicht ausgehen. Ich habe Besuch. – Weil er krank ist und schlafen soll. – Ruben. – Ja, genau der.«
Oh Mann, ich sollte wirklich nicht lauschen. Mir brennen die Ohren. Aber ich kann auch nicht weghören, wenn er über mich redet. Scheint ja so, als hätte er Jeremy noch gar nichts von mir erzählt. Das betrübt mich etwas, allerdings ist es wohl auch nicht verwunderlich: Wir sind noch nicht lange zusammen und wer weiß, wie häufig die beiden noch Kontakt haben.
»Er hat Fieber und Halsschmerzen«, erklärt Kilian gerade. »Warum wohl… – Erst seit Kurzem. – Nein, das weiß er nicht. – Das geht dich nichts an. – Jeremy… – Natürlich nicht. – Das glaube ich nicht. – Hm, ja mir ist bekannt, dass du einen anderen Geschmack hast und das ist auch gut so, aber mir gefällt sein Körper. Er ist sehr sexy.«
Ich ziehe mir die Decke über den Kopf, um das nicht weiter mit anhören zu müssen. Es fällt mir schon schwer genug, zu glauben, dass Kilian meinen Körper wirklich sexy findet. Aber ich muss nicht noch zuhören, wie Jeremy versucht, ihm das auszureden. Hoffentlich hat er keinen Erfolg damit…
Lange halte ich es aber nicht unter der Decke aus. Ich ziehe sie zurück und spitze wieder neugierig die Ohren. Aber die beiden haben das Thema gewechselt. Es geht jetzt anscheinend um einen gemeinsamen Bekannten von ihnen. Jeremy erzählt offenbar, denn Kilian stimmt nur zu oder macht ergänzende Kommentare. Irgendwann wechselt das Gesprächsthema erneut. Kilian sagt wieder mehr. Klingt so als würden sie über etwas diskutieren. Ich komme aber nicht ganz mit was.
Schließlich unterbricht Kilian jedoch das Gespräch. »Du, Jeremy sei mir nicht böse, aber ich will mal sehen, was mein Ruben macht. – Gestern hatte er wirklich hohes Fieber, deshalb mache ich mir ein wenig Sorgen. Er ist ein bisschen zu leichtfertig mit diesen Dingen. – Keine Ahnung, er isst nichts Vernünftiges, er arbeitet über die Erschöpfungsgrenze hinaus und auch wenn er Schmerzen hat… Auch abgesehen davon. Er legt häufiger diese Egal-Haltung an den Tag. – Keine Ahnung, ich kann ihn da noch nicht so gut einschätzen. – Ja, sehr… – Ich weiß es noch nicht. – Weil er es nicht gesagt hat. – Das ist nicht so leicht zu erkennen. … Reden wir ein anderes Mal weiter. Es ist zu früh dafür. – Ja, du auch. Bye.«
Der Lauscher an der Wand hört seine eigene Schand’. Ich habe das Gefühl mein ganzes Gesicht ist sehr gut durchblutet. Schnell schließe ich die Augen und stelle mich schlafend. Zum Glück dürfte ihn meine mehr als gesunde Gesichtsfarbe bei dem Fieber nicht sehr wundern.
Er kommt ohnehin nicht gleich zu mir. Ich höre seine Schritte auf dem Flur, wie sie im Nebenzimmer, der Küche, verschwinden. Es gibt mir Zeit, meinen pochenden Herzschlag zu beruhigen. Ich fühle mich recht mies, gelauscht zu haben. Aber dann bin ich auch wieder glücklich, zu erfahren, dass sich Kilian so um mich sorgt. Allerdings ist das kaum für meine Ohren bestimmt gewesen. Ich weiß auch nicht, ob das Bild, das Kilian von mir hat, positiv oder negativ ist oder ob es überhaupt zu mir passt.
Schließlich kommt er zu mir ins Schlafzimmer und stellt etwas auf den Nachttisch. Vermutlich eine neue Ladung von dem ekligen Tee. Ein Grund mehr, so zu tun, als würde ich schlafen. Seine Hand streicht sanft über meine Wange und legt sich dann auf meine Stirn. Langsam öffne ich die Augen und sehe zu ihm auf. Er lächelt sanft.
»Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.«
»Schon okay«, murmle ich nur und lege meine Hand wieder auf seine, damit er sie nicht gleich wieder wegnimmt.
»Magst du noch mal Fieber messen?«, erkundigt er sich.
»Nein.«
»Hm… Ist nicht so, als hättest du eine Wahl.« Er zwinkert mir zu und nimmt mit seiner freien Hand das Thermometer vom Nachttisch. »Hast du inzwischen Hunger?«
»Nein…«
»Ich habe dir ein bisschen Brühe gemacht… Trink doch wenigstens die«, bittet er mich.
»Okay…« Solange es kein Tee ist. Aber zunächst öffne ich gehorsam den Mund zum Fiebermessen. Immer noch über achtunddreißig Grad, aber schon besser als gestern. Kilian besteht immerhin nicht noch einmal darauf, mir Wadenwickel zu machen.
»Magst du weiter schlafen?«, erkundigt er sich, nachdem ich meine Brühe geleert habe.
»Eigentlich nicht. Ich weiß nicht, ob ich dann noch die Nacht durchschlafen kann«, gestehe ich mit etwas
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