Vorsicht Nachsicht (German Edition)
ist. Neben mir auf dem Nachttisch steht eine Tasse mit noch recht warmem Tee sowie eine Thermoskanne mit noch mehr des scheußlichen Gebräus, außerdem eine Plastikdose mit schon kleingeschnittenem Obst: Äpfel und Orangen. Daneben finde ich einen Zettel mit einer Nachricht von Kilian.
‚Bin schon zur Arbeit und wahrscheinlich gegen vier wieder da. Bleib liegen, ruh dich aus und wehe, wenn der Tee nicht alle ist, wenn ich zurück bin. Gleiches gilt für das Obst. Wenn du noch mehr Hunger hast, bedien‘ dich in der Küche. Wasser steht neben dem Bett. – Kilian‘.
Ich richte mich auf und trinke erst einmal von dem Tee. Es geht mir schon ein wenig besser, nur dass ich jetzt merke, dass ich auch noch Husten bekomme. Hoffentlich bleibt mir der Schnupfen erspart. Zumindest vor Kilian.
In meinem Kopf dröhnt es dumpf, als ich mich auf dem Weg zur Toilette mache. Ich fühle mich immer noch zittrig. Außerdem muss ich die Schlafanzughose festhalten, damit sie mir nicht vom Hintern rutscht. Eindeutig Kilians Größe. Aber schön. Als ich mich darin im Spiegel sehe, muss ich sogar lächeln.
Zurück im Bett versuche ich es mit ein paar Stücken Obst, aber dann kommen die Kopfschmerzen zurück und ich verschlafe lieber die Zeit, bis Kilian zurückkommt. Es ist eher Zufall, dass ich in dem Moment tatsächlich wach bin, als er seinen Kopf vorsichtig ins Zimmer steckt. In den vergangenen Stunden bin ich immer mal wieder wach gewesen, habe ein wenig Obst gegessen und fast den ganzen ekligen Tee getrunken. Die Halsschmerzen sind auch schon ein bisschen besser geworden – wenn ich nicht gerade husten muss.
»Du bist wach?«, fragt er lächelnd und tritt ein.
»Ab und zu«, antworte ich und blinzle in seine Richtung.
Er lacht und setzt sich dann zu mir aufs Bett, um mir die Hand auf die Stirn zu legen. »Du hast ja immer noch Fieber. Hast du noch einmal gemessen?«
»Nein«, hauche ich und schließe die Augen wieder. Ich mag seine Hand auf meiner Stirn.
»Hast du brav den Tee getrunken?«
»Mhm… fast leer.« Ich lege meine Hand auf seine, als er sie wegziehen will. Nur noch einen Moment länger, will ich sie da genießen. Aber dann wird es noch besser. Er beugt sich über mich und küsst meinen Mund. Nicht innig, nur trocken, aber sanft und schön.
»Du bist echt süß, wenn du krank bist«, sagt er anschließend und streicht durch mein Haar. »Geht’s dir wenigstens schon ein bisschen besser?«
»Mhm«, murmle ich wieder. »Aber hab‘ Husten bekommen.«
»Oh… Vielleicht solltest du mal beim Arzt vorbei sehen?«
»Nein… Geht schon«, lehne ich ab. Ich bin noch bei meinen Eltern versichert – privat versichert. Das bedeutet, ich muss erst einmal alle Medikamente selbst bezahlen und bekomme es dann von der Kasse zurückerstattet. Also, meine Eltern bekommen es zurückerstattet. Ich müsste es mir dann von ihnen geben lassen. Das will ich nicht.
»Na gut«, gibt Kilian nach. »Hast du Hunger?«
»Eigentlich nicht.« Ich lächle leicht. »Später vielleicht.«
»Ich komm‘ drauf zu zurück.« Er gibt mir noch einen Kuss. »Dann lasse ich dich weiter schlafen. Falls du etwas brauchst, ruf einfach nach mir. Ich lasse die Zimmertür offen.«
»Danke«, antworte ich und sehe ihn noch einmal an.
Sein Blick ist auf meine Augen gerichtet. Er lächelt sanft.
»Du könntest mich noch einmal küssen«, bitte ich leise. »Das hat geholfen, glaube ich.«
»Ah ja… natürlich«, spottet Kilian zahm, kommt meinem Wunsch aber augenblicklich nach. Dann gibt er mir noch einen Kuss auf die Stirn. »Schlaf weiter, mein Kätzchen.«
Nachdem er das Zimmer verlassen hat, döse ich tatsächlich wieder ein, werde aber bald vom Telefon geweckt. Ich blicke auf den Wecker neben dem Bett. Es ist inzwischen acht Uhr. Meine Güte, so schnell kann man einen ganzen Tag verschlafen. Ich rolle mich auf die andere Seite und bin geneigt, meine Nase in Kilians Kopfkissen zu stecken, doch letztlich mache ich es nicht, weil ich Angst habe, ihn anzustecken.
Stattdessen lausche ich auf seine Stimme, als er den Anruf entgegen nimmt. Eigentlich will ich gar nicht hören, was er sagt. Ich will nur den Klang seiner Stimme aufnehmen. Es kappt aber nicht so gut, nachdem ich begriffen habe, wer der Anrufer ist: Kilians Ex.
»Hey, Jeremy!« Das ist der zwingende Hinweis gewesen. »Wie geht’s dir? – Oh! Und? – Na dann… Das beruhigt mich. – Mir geht’s gut, ja.« Kilian lacht leise. »Nein, wirklich sehr gut. – Nicht viel. Ich lese ein
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