Vorsicht Nachsicht (German Edition)
wirkt aber auch nicht so, als würde er die beiden kennen. Vielleicht wollten sie nur auf sich aufmerksam machen. Jedenfalls breiten sie sich nur wenige Meter von uns entfernt aus.
»Lasst euch von uns bloß nicht stören«, meint der eine von den beiden. Er hat einen kurzen Vollbart und lockiges, braunes Haar. Der andere Mann ist noch etwas älter und leicht untersetzt.
»Haben wir auch nicht vor«, versichert Kilian keck und wendet sich wieder mir zu. Seine Hand verschwindet aber nicht noch einmal in meiner Hose.
Ich bin ein wenig aus dem Konzept gebracht. Eigentlich wollte ich ihn gerade küssen. Aber auch da bin ich nun ein wenig gehemmt. Kilian stupst mich sanft mit seiner Nase an. Ich lächle matt und stupse zurück. Zärtlich reiben wir unsere Nasen aneinander. Dabei halten seine blauen Augen mein Blick gefangen.
Neben uns beginnen sich unsere neuen Deckennachbarn zu unterhalten. Es gehört nicht viel dazu, sich denken zu können, dass die beiden auch ein Paar sind. Allein, wie sie einander necken. Sie unterhalten sich über die Arbeit des Älteren. Er ist Lehrer. Der andere mit dem Bart scheint noch Student zu sein. Ich blende das Gespräch aus, als Kilian von dem Nasenspiel genug hat und mich richtig küsst.
»Ja, ja, die junge Liebe«, spottet plötzlich jemand anderes. Diesmal kenne ich die Stimme und es wird feucht. Als ich zu dem Störenfried aufblinzle, stelle ich fest, dass es einer von Torbens Freunden ist. Auch das noch. Zum Glück nicht Olli. Er beugt sich neugierig über uns und dabei ist es ihm anscheinend egal, dass sein nasses Haar auf uns tropft.
»Na, Ruben?«
»Na, Benni«, brumme ich und richte mich notgedrungen auf. »Was machst du denn hier?«
Vorsichtshalber sehe ich mich um, ob eventuell die ganze Clique irgendwo in der Nähe ist. Doch Benni scheint allein zu sein.
»Schwimmen, was sonst?«, antwortet er grinsend und setzt sich ungefragt zu uns. »Ich dachte allerdings, hier wäre mehr los.«
»Erst nach Sonnenuntergang«, erklärt ihm der Bärtige von der anderen Decke. »Und auch eher drüben im FKK-Bereich.«
»Ah, das meinte ich gar nicht.« Benni lacht leise. »Ich dachte eher allgemein.«
Mit einem leisen Seufzen setzt sich auch Kilian auf und rutscht hinter mich. Ehe ich mich versehe, hat er die Arme um meinen Bauch geschlungen und mich zwischen seine Beine gezogen, so dass ich an seiner Brust lehnen kann. Sehr behaglich, nur nicht unbedingt vor Publikum in einer engen Badehose.
»Wieso hast du keinen der Jungs mitgenommen?«, frage ich schlicht. Ich will ja nicht unhöflich sein, aber er muss doch merken, dass er hier stört.
»Timmy muss lernen, Torben ist bei Manu und Olli… Schätze, du bist ganz froh, dass er auch nicht konnte«, meint Benni und grinst wissend. Kilians Umarmung wird ein wenig fester, aber er sagt nichts.
»Soweit ich weiß, wollte Torben eh lieber in die Badeanstalt und nicht zum See.« Vielleicht werden wir ihn ja doch noch los.
»Ich weiß«, antwortet Benni und zuckt mit den Schultern. »Wahrscheinlich telefoniert er in letzter Zeit wesentlich häufiger mit mir als mit dir. Manu hier und Manu da… Ich bin absichtlich nicht dorthin gegangen. Er nervt.«
»Ach, wirklich unangenehm, diese Leute, die nicht merken, wenn sie nerven«, flüstert Kilian leise in mein Ohr. Ich lächle schwach.
»Das haben wir wohl deiner Sendung zu verdanken«, wendet sich Benni nun an Kilian. »Wie ist eigentlich so die generelle Erfolgsquote bei deiner Partnervermittlung?«
»Ah, ich wusste doch, dass mir die Stimme bekannt vorkommt«, kommentiert der Ältere von der anderen Decke. »‘ Du bist nicht allein‘ , oder?«
Kilian scheint zu nicken. Wahrscheinlich lächelt er sogar freundlich, denn nun hat er die ungeteilte Aufmerksamkeit der Anwesenden.
»Nun, nicht so hoch, möchte ich meinen. Bei den lesbischen Vermittlungen höher als bei den Schwulen. Aber das ist ja auch nicht das eigentliche Ziel der Sendung. Es geht eher darum, das Thema Homosexualität im lokalen Radio in einem ansprechenden Format zu gestalten.«
»Wie sind denn die Einschaltquoten?«, erkundigt sich Benni interessiert.
»Für so eine späte Sendezeit ganz okay«, antwortet Kilian entspannt.
»Ich finde es toll«, versichert der Ältere von der Decke. »In meinem Jugendkreis ist die Sendung auch sehr beliebt.«
»Er leitet ein Treff für homosexuelle Jugendliche in der Stadt«, fügt sein Partner erklärend hinzu.
»Ah, dann bist du Geo?«, meint Benni fröhlich. »Hab‘ schon
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