Vorsicht Nachsicht (German Edition)
davon gehört.«
Geo nickt glücklich. »Spricht es sich langsam herum?«
Das Gesprächsthema verlagert sich von der Sendung auf den Jugendtreff. Ich lehne meinen Kopf nach hinten an Kilians Schulter und sehe zu ihm auf. Er lächelt auf mich herunter und gibt mir einen Kuss. Vermutlich bin ich nicht der Einzige, der sich unsere Zweisamkeit zurückwünscht.
Gerade als ich das denke, mischt sich Kilian aufmerksam in das Gespräch ein. Ich lausche irritiert. Vielleicht interessiert es ihn ja doch. Es entwickelt sich jedenfalls ein richtiger Smalltalk. Nur ich halte mich gewohnheitsmäßig zurück, was aber nicht bedeutet, dass ich nicht zuhöre.
Der Bärtige heißt David und studiert, wie sich herausstellt, an der gleichen Fakultät wie ich. Dass ich ihn noch nie gesehen habe, liegt daran, dass er seine Diplomarbeit schreibt und davor ein Jahr im Ausland gelebt hat. Interessant ist, dass die beiden mal Schüler und Lehrer waren. Aber sie sind erst danach zusammen gekommen, wie Kilian schnell durch direktes Nachhaken herausfindet.
»Wie viele Jahre seid ihr auseinander?«, fragt David daraufhin ebenso direkt und sieht mich dabei an.
»Zwölf Jahre«, antworte ich also darauf.
»Das sind ja sogar zwei Jahre mehr als bei uns«, stellt David schmunzelnd fest. »Da wirken wir ja richtig artig.«
»Na ja, Schüler und Lehrer klingt immer noch nicht artig«, brummelt Kilian. »Und Ruben ist ja schon zweiundzwanzig und aus dem Gröbsten raus.«
»Was man von Kilian nicht behaupten kann«, mischt sich Benni ein. Theatralisch fasst er sich dann an sein Herz. »Oh, wenn Blicke töten könnten.«
»Ah ja?« Daniel schiebt sich eine Locke aus dem Gesicht und lächelt Geo unsicher an. Anscheinend sind sie sich nicht sicher, ob sie nachhaken dürfen.
Ich bin dagegen.
»Es war ein Ausrutscher«, verteidigt sich Kilian erstaunlich empfindlich. »Im Übrigen war es ein Komplott. Ihr habt meine Treue getestet, als ich noch gar nichts in der Richtung mit Ruben vereinbart habe. Jetzt haben wir es. Versucht es doch noch einmal.«
Ich frage mich, ob Kilian Vitali schon vergessen hat. Doch, um die Diskussion nicht unnötig anzustacheln, stelle ich diese Frage nicht. Das Ganze geht niemanden etwas an und eigentlich ist schon viel zu viel gesagt worden.
»Ähm…«, murmelt da plötzlich David. »Geo, wollen wir mal testen, ob das Wasser nass ist?«
»Ah, das ist eine gute Idee«, meint Geo und erhebt sich schnell. »Schwimmen wir doch einmal über den See und holen uns ein Eis. Mögt ihr auch etwas?«
Offensichtlich ist ihnen die Auseinandersetzung unangenehm. Wem nicht? Mir ist der Appetit vergangen. Sogar auf Eis. Also schüttle ich den Kopf.
»Nein, danke«, antwortet auch Kilian.
»Ich gehe auch wieder schwimmen«, entscheidet sich Benni. Zum Glück. Wer weiß, was er sonst noch von sich gegeben hätte.
Grimmig sehe ich zu, wie er im Wasser verschwindet. Kilians Hand streicht über meinen Bauch. Ich rücke etwas von ihm ab. Sofort zieht sich seine Hand zurück. Er wirkt ein wenig verletzt. Dabei wollte ich nur etwas mehr Platz, um mich umzudrehen. Beherzt rutsche ich wieder heran, lege meine Beine über seine und meine Stirn an seine Schulter.
»Ich habe sie wohl vertrieben«, stellt er missmutig fest und fährt mir behutsam durchs Haar. »Dieser Benni hat mich provoziert.«
»Mhm, mich auch«, gebe ich zu.
»Du zeigst es allerdings nicht so offen.«
»Nicht? Du hast mich nicht von vorn gesehen.«
»Na ja, du sagst so selten etwas«, erklärt Kilian. Es klingt vage wie ein Vorwurf. »So als wäre es dir egal.«
»Ist es nicht«, versichere ich schnell.
»Gut zu wissen.« Er seufzt leise. »Hauen wir ab, bevor sie zurückkommen oder magst du auch noch einmal ins Wasser hüpfen?«
»Wenn ich die Wahl habe, möchte ich lieber mit dir allein sein«, murmle ich. »Aber ich will nicht schon zurück in die Wohnung.«
»Wir können die Sachen ins Auto packen und noch ein wenig am Kanal spazieren gehen.«
»Klingt gut«, stimme ich zu und stehe auf. Meine Badehose ist inzwischen getrocknet, also ziehe ich meine Kleidung schnell darüber. Kilian tut es mir nach. Gemeinsam rollen wir die Decke ein und pilgern zurück zum Auto. Die anderen drei schwimmen etwa auf Höhe der Insel, als wir sie überholen.
Als wir schließlich den Kiesweg am Kanal entlang schlendern, scheint Kilians Laune beträchtlich gesunken zu sein. Eine Weile gehen wir schweigsam nebeneinander her. Schließlich atmet Kilian seufzend aus und schüttelt
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