Vorsicht Nachsicht (German Edition)
nicht, dass ich weiß, worauf du hinaus willst.«
»Nun, an bestimmten Tagen in der Woche, nach Sonnenuntergang…« Verlegen halte ich inne und sehe ihn an. Er scheint immer noch nicht zu verstehen. Ich lächle unsicher. »Hier ist ein Cruisingort für Schwule. Das wusste ich damals aber noch nicht, bis ich dann einmal länger hier geblieben bin, als ich eigentlich sollte…«
»Oh«, haucht Kilian. »Aber du wurdest nicht angemacht, oder? Wie alt warst du?«
»Vierzehn. Und nein, niemand hat mich bemerkt. Ich saß auf einem Baum und war eingeschlafen. Als ich aufgewacht bin, war es schon nach neun. Ich wollte runter klettern und nach Hause, bevor meine Eltern mich vermissen, aber dann habe ich ein Geräusch gehört…« Diese Geschichte habe ich noch nie jemandem erzählt. Nicht einmal Torben. Ich behaupte immer, dass ich nicht weiß, wann mir bewusst geworden ist, dass ich schwul bin. Nun, es war in dieser Nacht. »Da waren zwei Typen direkt unter mir. Der eine hat den anderen gegen den Baumstamm gedrückt und sie haben sich geküsst. Und dann... naja...«
»Wusstest du da schon, dass du schwul bist?«
»Danach war ich mir sicher«, gestehe ich und schmiege mein erhitztes Gesicht an seine Schulter. Er riecht gut. »Ich hatte davor schon Pornos gesehen, von meinem älteren Bruder. Hetero-Pornos. Die haben mich ziemlich kalt gelassen. Ich dachte, ich wäre vielleicht einfach nur ein Spätzünder. Es gab auch keine Jungs, die ich damals anziehend fand. Ich hatte einfach gar kein Interesse an so etwas.«
»Aber an dem Abend ist das Interesse dann erwacht?«, hakt Kilian nach. Seine Hand fährt zärtlich über meinen Nacken. In seiner Stimme schwingt eine nicht überhörbare Neugierde mit.
Ich schließe die Augen und habe die beiden Männer wieder direkt vor mir. Kurz zögere ich. Ich könnte auch einfach nur zustimmen und damit wäre Kilian wieder dran, mehr Informationen einzufordern, wenn er es wirklich hören will. Aber eigentlich bin ich mir recht sicher, dass er gerne alles hören würde, und zwar ohne dass er nochmal nachfragen und mir alles aus der Nase ziehen muss. Ich seufze leise.
»Sie waren schon ein bisschen älter. Zumindest für mich damals… Halt keine Teens mehr, aber bestimmt noch keine vierzig. Sie haben sich geküsst. Ziemlich hitzig. Nicht die romantischen Küsse aus dem Fernsehen, sondern eben richtig drängend. Dass es sich um zwei Männer handelte – war ja, dank Torben, kein ganz so abwegiger Gedanke. Vielleicht war ich Spätentwickler, aber ich habe trotzdem gewusst, was möglich ist. Zuerst hatte ich überlegt, wie ich ungesehen das Weite suchen konnte. Aber das ging nicht, ohne sie auf mich aufmerksam zu machen. Also dachte ich, das Beste ist ruhig bleiben und abwarten.
Der eine hatte eine Lederjacke und Jeans an. Sonst nichts. Kein Hemd. Ich fand ihn ziemlich cool. Also im Vergleich zu dem anderen mit den langen Haaren, der von ihm gegen den Baum gepresst wurde. Außerdem hatte er einen riesigen Schwanz. Das war die erste Erkenntnis in Richtung meiner Sexualität... mir hat’s gefallen, seinen Schwanz zu sehen. Viel besser als das Angebot von einer Mitschülerin, dass ich mal ihre Brüste anfassen durfte.«
Kilian lacht leise und küsst meine Schläfe. »Weiter«, fordert er mich rau auf. Ihm scheint die Geschichte zu gefallen.
Ich besinne mich einen Moment. »Der Typ hat den anderen vor sich auf die Knie gehen lassen und der hat ihm dann einen geblasen. Kam mir vor wie eine Ewigkeit. Von dem in der Lederjacke kam kein Laut, aber der andere hat gestöhnt, als hätte er nie etwas Geileres im Mund gehabt.«
In dem Moment drückt Kilian seine Scham an meine. Gott, er ist auch hart. Mit einem leisen Ächzen fahre ich fort. »Mir ist in meinem Versteck ziemlich heiß geworden. Ich wollte nicht hinsehen, konnte aber auch nicht wegsehen. Es hat mich ziemlich interessiert.« Mir fällt plötzlich wieder ein, wie der eine hieß.
»Jens – ich glaube, so hieß der in der Lederjacke – hatte irgendwann genug von dem Mund des anderen und hat ihm gesagt, dass er sich wieder hinstellen soll. Der andere war so erregt. Als Jens ihm die Hose herunter gezogen hat, hat er sich an ihm festhalten müssen. Er hat ihm die Hose ganz ausgezogen und dann hat er sich zum Baum gedreht. Er war so geil, dass er sich sogar daran gerieben hat, während nun Jens auf die Knie gegangen ist und ihm den Arsch geleckt hat. Das fand ich im ersten Moment ziemlich eklig, aber der Typ hat so gestöhnt, dass ich
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