Vorsicht Nachsicht (German Edition)
ihren Scherzen und ersten Tönen.
»Womit fangen wir an?«, erkundigt sich Frank. »Einen Wunsch, Ruben?«
Ich schüttle den Kopf. Hab ja auch keine Ahnung, was sie können. Letztlich bestimmt Kilian ein Stück von The Doors. Er hat wirklich eine tolle Stimme. Während er singt, vergesse ich beinahe die ungemütliche Situation mit Arne. Ich lehne mich zurück und lausche ihm. Dabei tauschen wir ein paar lange Blicke aus. Als mir bewusst wird, dass er nur für mich singt, bekomme ich wieder Herzklopfen. Mir wird richtig heiß, als ich das nächste Lied erkenne: ‚Poison‘ von Alice Cooper. Gott, Kilians Stimme hört sich viel besser an als das Original.
»Na, so gut hat dein Gesang ja noch nie geklungen«, stellt Malte am Ende beiläufig fest.
»Unser Lied«, erklärt Kilian und grinst mich verliebt an.
Ich lächle zurück und spüre das Blut in meinen Ohren pochen.
Arne zerstört den Moment, indem er gegen die große Trommel vor sich tritt. »Das ändert aber nichts daran, dass du die Akkorde schneller greifen musst, Kille.«
»Ja, ja«, brummelt der und verdreht die Augen, ehe er mir noch einmal zu zwinkert. »Aber wir spielen es nicht noch mal. Zumindest nicht heute. Lass uns was anderes versuchen.«
»Wir sollten Proben und kein Wunschkonzert für deinen ‚Freund‘ abhalten«, entgegnet Arne.
»Bist du deshalb so ungenießbar?«, kontert Kilian. »Na fein, dann proben wir jetzt ernsthaft.«
Den ganzen restlichen Abend halten sie sich mit einem Lied auf, das sie wohl gerade einstudieren. Ich weiß nicht, was daran falsch ist, aber sie wiederholen alles unzählige Male. Ich trinke insgesamt vier Bier, weil ich nichts anderes mit mir anzufangen weiß. Es geht mir ziemlich ins Blut, weshalb ich es dann auch bei dem vierten belasse und nur noch warte, dass der Abend herumgeht.
Als es schließlich soweit ist und sie einpacken, ergreift mich ein leichtes Schwindelgefühl beim Aufstehen. Ich schließe die Augen, doch dadurch wird es nur noch schlimmer. Na toll, hoffentlich kann ich wenigstens noch geradeaus gehen.
»Und wie hat es dir gefallen, Tiger?«, erkundigt sich Kilian plötzlich vor mir.
Verwirrt blicke ich auf, direkt in seine blauen Augen und muss lächeln. »Gut. Du singst schön.«
»Ja?« Grinsend legt er die Arme um mich und zieht mich an sich. Ich schmiege mich an ihn, um mein leichtes Schwanken zu verbergen.
»Mhm«, murmle ich und lege meinerseits die Arme um ihn. »Und die Lieder waren auch schön.«
»Freut mich, dass es dir doch gefallen hat«, raunt er in mein Ohr und küsst es darauf sogleich.
Mich ergreift ein leichter Schauer und ich schmiege mich noch dichter an ihn. »Fahren wir jetzt heim?«
»Ja, hatte ich vor.« Seine Hände legen sich auf meinen Po.
»Kann ich dich vorher noch kurz sprechen, Kilian?«, knurrt plötzlich eine Stimme neben uns.
»Nun lass sie doch, Arne«, mischt sich Malte ein. »Das hat doch bestimmt Zeit. Sie haben schon den ganzen Abend die Finger voneinander lassen müssen.«
»Es kann nicht warten«, entgegnet Arne strikt.
Seufzend gibt mich Kilian frei. »Geh doch schon mal zum Auto vor, Tiger.« Er drückt mir die Autoschlüssel in die Hand. »Aber nicht allein losfahren.«
»Könnte ich gar nicht mehr«, antworte ich leise und gehe dann gemächlich nach draußen, nachdem ich den anderen ein ‚Tschüß‘ über die Schulter zugerufen habe.
Mir wird erst im Auto bewusst, dass mir keiner von ihnen gefolgt ist. Die sind jetzt alle noch da drin. Hoffentlich reden sie nicht über mich. Ein wenig beunruhigt lehne ich meine erhitzte Stirn an die Fensterscheibe und beobachte sie durch die offene Garagentür. Sie stehen tatsächlich alle zusammen. Arne erzählt irgendetwas mit Händen und Füßen. Kilian wirkt angespannt, je länger er ihm zuhört. Er schüttelt immer wieder den Kopf und unterbricht ihn, woraufhin Arne noch mehr gestikuliert.
Mein Herz bleibt beinahe stehen, als sie kurz zu mir blicken. Also reden sie tatsächlich über mich? Schließlich mischen sich auch die andern beiden in die Diskussion ein. Kilian verschränkt die Arme vor der Brust. Seine ganze Haltung drückt Ablehnung aus. Was machen die da? Werden meine schlimmsten Vermutungen etwa wahr? Wollen sie uns auseinander bringen?
Ich glaube, ohne das Bier würde ich durchdrehen. Sie müssen doch wissen, dass ich sie sehen kann. Scheiße! Es war so eine beschissene Idee herzukommen. Natürlich finden sie, dass ich nicht gut genug für Kilian bin. Arne hat ein einziger Blick
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