Vorsicht Nachsicht (German Edition)
Aber in mir drinnen fühle ich mich wie erstarrt. Ich begreife nicht, was er damit sagen will. Er hat nicht…?
»Test?«, hauche ich verständnislos.
»Jeremy und die anderen haben mich verunsichert«, gesteht er verzagt ein. »Sie haben alle gemeint, dass du so gleichgültig wärst und dass ich allein bin mit meinen Gefühlen. Sie meinten, dass du vielleicht nur auf den Sex stehst…«
Ich schüttle den Kopf.
»Ich weiß, ich weiß das jetzt«, versichert er und drückt seine Lippen gegen mein Ohr. Seine Hand drückt mich fest an seine Brust. »Aber ich war mir unsicher. Sie haben damit genau den Punkt angesprochen, bei dem ich mir nie sicher sein konnte. Ich meine, du hast mir immer so leicht verziehen und keine Emotionen gezeigt. Es ist immer ein Rätselraten, wenn ich wissen will, was gerade in dir vorgeht. Ich hab' ja eigentlich nichts dagegen, aber ich kann nicht hellsehen. Und als dann alle meinten, dass es einseitig wäre, dass du sogar mit anderen hinter meinem Rücken flirtest – der Typ in der Disco und dann dieser Viktor – das war zu viel. Ich musste sicher gehen.«
»Test?«, wiederhole ich noch einmal.
»Ja, es war Franks Idee. Ich fand sie vorhin noch total bescheuert, aber ich war mir eben so unsicher…« Er seufzt und holt tief Luft. »Es war klar, dass du nicht wolltest, dass ich zu Jeremy fahre und der Grund war ebenso klar. Ich hab' mit den anderen darüber geredet und über meine Sorge, dass du nicht das Gleiche für mich empfindest. Was ja auch ihre Einschätzung war… Und da meinte Frank, ich soll es herausfinden. Gucken, wie du reagierst, wenn ich das Schlimmste mache, was du dir vorstellen kannst. Mit Jeremy schlafen. Ich hab nicht… Wir haben nicht… Jeremy hat immerhin auch einen festen Partner.«
Er reibt noch einmal fest über meine Brust. Die Tränen sind inzwischen versiegt. Ich hänge verwirrt in seinen Armen und starre auf das Sofapolster vor mir. Er soll weiterreden. Ich will es verstehen.
»Nachdem du mir das letzte Mal so schnell vergeben hast, sah es für mich so aus, als würde es dir nichts ausmachen. Als wäre es dir egal. Gott, Ruben, ich hätte den Typen in der Disco beinahe angesprungen, als er dich so dreist angemacht hat. Ich bin… verflucht eifersüchtig. Wenn ich nur daran denke, dass dich jemand außer mir anfasst, sehe ich rot. Ich kann nicht verstehen, wie du, mit viel mehr Berechtigung wütend auf mich zu sein, immer so ruhig und gelassen sein konntest. Da können wir einfach nicht das Gleiche empfinden.« Er küsst mich noch einmal ins Haar. »Aber diesmal… Hast du das letzte Mal auch heimlich geweint?«
Darauf reagiere ich nicht. Ich starre immer noch auf das Sofakissen. Ein Test. Ein Eifersuchtstest? Er hat mir beinahe das Herz zerquetscht. Ich ziehe meine Nase hoch und schüttle den Kopf. Nicht als Antwort auf seine Frage, sondern grundsätzlich, weil es so ungeheuerlich ist. Jetzt halte ich es auch nicht mehr in seinen Armen aus.
»Du hast mir weh getan.«
»Ich weiß… Es war dumm… Aber ich musste…« Hektisch sucht er nach einem Taschentuch und reicht es mir.
»Richtig weh getan«, sage ich noch einmal. Ich glaube, er kann gar nicht begreifen, wie sehr.
»Ruben… Es tut mir wirklich leid«, haucht er leise und seine Hände strecken sich erneut nach mir aus. Ich weiche ihnen aus und rücke noch weiter von ihm ab.
»Du warst eben wieder so schnell bereit, mir für das mit Jeremy zu vergeben, aber wegen dem Test nicht?«
Ich rutsche weiter von ihm ab und setze mich schließlich sogar um, auf den Sessel, und ziehe die Beine an. Zunächst einmal schnäuze ich mich verlegen. Mir ist bewusst, dass er mich beobachtet. Ich brauche einen Moment, um das Chaos in mir zusammenzufassen und dann zögere ich, ob ich es wirklich sagen soll.
Ich formuliere es dreimal neu und meine dann leise: »Wenn du mit Jeremy geschlafen hättest, dann wäre das nicht in der Absicht geschehen, mich zu verletzen, um zu sehen, wie ich reagiere, oder?«
»Ich hätte gar nicht, unter keinen Umständen mit Jeremy geschlafen«, behauptet Kilian, aber dadurch macht er es nicht besser. »Und ich wollte nicht… Es war dumm von mir.«
Mein Herz schlägt jetzt weniger schmerzhaft, aber mein Brustkorb fühlt sich immer noch zu eng an. Ich schlinge meine Arme um die Beine und lehne meine Stirn gegen die Knie. Gerade will ich Kilian nicht ansehen. Er hat meine Reaktion sehen wollen. Scheiße. Er hat mich absichtlich zum Weinen gebracht!
»Du hättest mich auch einfach
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