Vorsicht Nachsicht (German Edition)
streichle ihn nun ebenfalls sanft.
»Hast du die Sendung eben gehört?« Seine Lippen drücken sich gegen meine Schläfe.
Ich nicke. »Mhm.«
»Und hat sie dir gefallen?«
»Du hast mir nicht Gute Nacht gesagt.«
»Das wollte ich ja auch persönlich machen«, murmelt er und drängt sich über mich. Diesmal fühlt sich sein Kuss schon besser an. Ich schlinge meine Arme um ihn und denke an nichts mehr.
»Gute Nacht, Tiger«, haucht er anschließend, ehe er mich wieder seitlich in seine Arme zieht.
»Gute Nacht, Kilian«, antworte ich und kuschle mich wieder an seiner Schulter zurecht. Endlich bin ich so ruhig, dass ich einschlafen kann.
Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist das Bett neben mir leer. Ich finde eine Notiz, die besagt, dass Kilian schon zur Arbeit ist und er sich am Donnerstag bei mir meldet. Ich soll mir überlegen, ob ich mit zur Bandprobe kommen möchte – er würde sich darüber freuen. Mir bleibt also kaum eine Wahl.
Kapitel 24
Der Mittwoch geht, dank der Arbeit im Café, rasch und ohne viel Grübeln vorbei. Nur der Abend ist schlimm. Am Donnerstag lerne ich tagsüber ein wenig und mache meine Bude sauber. Gegen Mittag ruft Kilian an. Ich sage ihm zu und er verspricht mir, mich nach der Arbeit abzuholen. Die Probe ist nicht in Lüneburg, sondern bei einem der Bandmitglieder in einem kleineren Dorf in der Nähe: Eine umfunktionierte Garage, die dem Schlagzeuger Arne gehört. Kilian singt und spielt Gitarre. Malte spielt Bass und Frank Keyboard.
Diese Information habe ich bereits von unserem Ausflug nach Hamburg. Dennoch bin ich ziemlich nervös. Ich bin mir auch noch nicht sicher, was ich da genau soll. Sie proben und ich höre zu? Ich spiele jedenfalls kein Musikinstrument. Bin völlig unmusikalisch und verstehe auch nichts davon. Meine Güte, ich höre Radio, sagt das nicht schon alles? Ich tue es Kilian zuliebe. Ich tue es, um ihn zu sehen und mit ihm zusammen zu sein. Wahrscheinlich werde ich mich wie das fünfte Rad am Wagen fühlen, aber immerhin kann ich ihm beim Singen zuhören.
Pünktlich zur vereinbarten Zeit stehe ich unten vor meinem Wohnhaus und warte auf Kilian. Am Telefon haben wir gar nicht über Berlin gesprochen. Ich habe auch nicht gefragt. Es ist wohl ein gutes Zeichen, dass er mich heute Abend dabei haben will. Wenn Jeremy ihn erfolgreich umgestimmt hätte, würde er mich kaum noch seinen Freunden vorstellen. Auch wenn nur noch einer übrig ist, den ich nicht kenne: Arne. Ich bin gespannt, ob ich mit ihm ebenso wenig anfangen kann, wie mit den andern beiden. Aber vielleicht waren es auch keine optimalen Startbedingungen. Seufzend stoße ich mich vom Zaun ab und marschiere auf Kilians Golf zu.
»Hey, hast du lange gewartet, Tiger?«, grüßt er mich lächelnd und gibt mir einen flüchtigen Begrüßungskuss.
»Nein«, versichere ich und fordere einen zweiten Kuss, der ein wenig intensiver ausfällt. Dann lasse ich ihn losfahren. »Wie war’s in Berlin?«
»Anstrengend – also die Fahrt. Berlin selbst war schön. Jeremy hat eine tolle Wohnung gefunden.«
»Cool«, murmle ich unbehaglich.
»Ja, ich glaube, es geht ihm sehr gut dort mit seinem Partner«, berichtet Kilian weiter und schenkt mir einen kurzen Seitenblick. Vielleicht um zu sehen, was für eine Wirkung das Wort ‚Partner‘ auf mich hat. Nun, gar keine. Immerhin weiß ich, dass Jeremy einen Freund hat. Allerdings hält es ihn ja dennoch nicht davon ab, sich in Kilians Leben einzumischen.
»Schön«, murmle ich daher nur. »Was habt ihr gemacht?«
»Ach, eigentlich nur zusammen gekocht und gegessen. Viel geredet.«
Das hatte ich befürchtet. Ich frage nicht nach, über was sie geredet haben. Wenn sie über uns geredet haben, will ich das gar nicht wissen. Ich wechsle das Thema.
»Wann fängt die Probe eigentlich an?«
»Wir trudeln alle so ein, wie es passt«, antwortet er. »Arbeiten ja alle. Was hast du heute so getrieben?«
»Gelesen.«
»Und wie war eigentlich das Treffen mit deinen Freunden vorgestern? Wir haben gar nicht mehr drüber gesprochen.«
»Ach, na ja…«, murmle ich ausweichend. »Ging.«
»Klingt nicht so begeistert?«
»Es konnten nicht alle«, murmle ich und schließe kurz die Augen. »Aber sonst war es okay. Wir waren im Badeland.«
»Ah, da wollte ich auch mal mit dir hin. Müsste doch dein Ding sein, oder?«
»Nein, zu teuer«, antworte ich.
»Hm, okay. Wenn das Wetter so bleibt, können wir ja am Wochenende noch mal zum See, schwimmen gehen«, schlägt er
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