Vorsicht Nachsicht (German Edition)
und zucke überfordert mit den Schultern. Zu mehr bin ich nicht in der Lage, denn ich spüre immer noch Arnes Blick auf mir. So kritisch und beinahe verächtlich. Abneigung auf den ersten Blick. Ich wusste ja, dass ich nicht gerade sympathisch auf andere wirke, aber das… Ich nehme ein tiefen Schluck von meinem Bier und sehe mich zum ersten Mal um.
Die Garage ist eindeutig eine Garage. An den Wänden stehen Regale mit Werkzeugen und Kartons, deren Inhalt ich schwerlich erraten kann. Aber dann sind da auch noch die Instrumente und Verstärker aufgebaut. Und bei der Theke – eigentlich nur eine Art Holzschrank mit Arbeitsfläche, der den Musikraum von der restlichen Garage trennt – scheint die Familie allgemein ihre Getränke zu lagern.
Kilian hat sich noch nicht von meiner Seite bewegt. Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass er ein kleines Blickduell mit Arne ausfechtet. Einen stummen Dialog. Kilian will wissen, was los ist und Arne verdreht nur die Augen und zuckt die Schultern. ‚Später‘ , scheint er zu signalisieren. Kilians sturer Blick drückt wohl aus: ‚Worauf du dich verlassen kannst‘ . Dann wendet er sich mir zu und gibt mir einen beruhigenden Kuss auf die Schläfe.
»Sorry«, murmelt er leise.
»Schon okay«, hauche ich zurück.
Er schüttelt nur den Kopf, drückt kurz meine Schulter und lässt mich dann los, um seine Gitarre anzuschließen. Malte bleibt bei mir stehen.
»Na, wie lange wart ihr Samstag noch im Club?«
»Drei oder vier«, antworte ich.
»Das ist ja doch ordentlich«, meint er schmunzelnd. »Ich hab euch noch mal tanzen gesehen. Da dachte ich nicht, dass ihr es noch lange aushaltet. Mit der Kleidung zwischen euch, meine ich.« Er zwinkert ein wenig anzüglich.
Ich zwinge mich zu einem Lächeln und zucke wieder mit den Schultern. Okay, dieser Malte ist ganz nett. Oder ein Schwätzer. Ich bin mir da noch nicht so sicher.
»Und du wurdest bestimmt nicht noch mal angemacht, oder?«, hakt er nun nach.
Ich schüttle den Kopf. Ist ja auch nicht so, als würde mir das häufig passieren. »Das war wohl eh nur ein Versehen.«
»Na ja, der Kerl hätte es wohl auch nicht gemacht, wenn Kilian nicht so abgelenkt gewesen wäre.« Malte lacht leise. »Der war wirklich riesig.«
»Mhm«, murmle ich zustimmend. Mir ist das Gesprächsthema unangenehm, zumal Arne mir immer noch abfällige Blicke zuwirft. Vielleicht hat er meinen Missmut sofort durchschaut, als ich reingekommen bin. Oder er hält mich für zu jung und nicht attraktiv genug. Aber er ist doch nicht schwul, wie kann er dann so denken? Ich nehme noch einen Schluck von meinem Bier.
»Oh! Mit Publikum heute Abend!«
Verwirrt drehe ich mich herum und erblicke Frank am Eingang der Garage. Grinsend kommt er auf mich zu und reicht mir die Hand. »Hi Ruben, schön dich wieder zu sehen.«
Ich schüttle die Hand und lächle matt. »Ja, hallo.«
Gott, was soll ich auch sonst sagen? Mir will nichts Gescheites einfallen.
»Hat dich Kilian überredet, uns zu lauschen?«
»Ich wollte ihn singen hören«, gestehe ich schlicht.
»Na, ob das so eine gute Idee war«, spottet Frank und grinst über meine Schulter zu Kilian hinüber. »Dann musst du dich aber anstrengen heute Abend!«
»Habe ich vor!«, ruft Kilian von dort zurück.
»Na, erst mal Stimmbänder ölen«, meint Malte und verteilt auch an Frank und Kilian ein Bier. »Bedien dich Ruben, wenn deins leer ist. Ist genug da.«
Ich nicke. Vielleicht muss ich davon wirklich noch mehr trinken, auch wenn ich es nicht so mag. Aber es entspannt mich immerhin ein wenig.
»Und du kannst dich natürlich auch setzen«, meint Arne und deutet auf einen der Stühle. Okay, vielleicht taut er ja auf.
Ich versuche es mit einem Lächeln. »Danke.«
Doch das ignoriert er einfach und lässt sich hinter seinem Schlagzeug nieder. »Dann können wir ja endlich. Wird auch Zeit, Frank!«
»Was ist denn mit dir los?«, wundert sich Frank laut und lacht leichthin, ehe er sich zu seinem Keyboard stellt. »Ich bin doch fast pünktlich!«
»Keine Ahnung, was Arne über die Leber gelaufen ist«, meint Kilian schmunzelnd. »Aber wir sollten ihn nicht noch mehr verärgern.«
Ich lasse mich auf meinen Zuhörerstuhl nieder und versuche, mich so unsichtbar wie möglich zu machen. Das geht natürlich nicht, immerhin bin ich der einzige Zuhörer. Zunächst sind sie aber damit beschäftigt, ihre Instrumente richtig zu stimmen und sich einzuspielen. Ich greife unauffällig nach einem zweiten Bier und lausche
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