Vorsicht Nachsicht (German Edition)
vor.
Ich nicke. »Klingt gut.«
»Wahnsinn, Ruben, du bist heute so kommunikativ wie bei unserem ersten Treffen. Ich dachte, darüber wären wir hinweg«, spottet Kilian plötzlich. »Was ist los?«
»Nichts«, behaupte ich und weiche seinem Seitenblick verlegen aus.
»Bist du nervös wegen meinen Freunden?«
»Etwas…« Stimmt immerhin auch.
Seine Hand streichelt über meinen Schenkel. »Ich schätze, es bringt nichts, wenn ich dir sage, dass das unnötig ist? Sie müssen dich gern haben – ganz egal, ob sie wollen oder nicht. Aber wenn du dich verschließt wie eine Auster, wird es ihnen sicher schwerer fallen.«
Anscheinend ist er auch nervös, wenn er denkt, es würde mir helfen, wenn er mich noch zusätzlich unter Druck setzt. Ich nicke und überlege kurz, ob ich ihm sage, dass er mich rauslassen soll. Er kann mich abholen, wenn er mit der Probe fertig ist. Allerdings haben wir Lüneburg schon hinter uns gelassen und fahren jetzt auf der Landstraße durch die Heide. Wäre ein langer Marsch zurück.
Schließlich erreichen wir das Dorf und das Haus seines Freundes. Es ist ein Neubau und die Garage ist auch nicht zu übersehen. Wir steigen jedoch nicht sofort aus. Kilian nötigt mich dazu, ihn anzusehen. Einen Moment blickt er mir prüfend in die Augen.
»Tiger, was ist los?«
»Nichts«, murmle ich leise.
Er sieht mich schweigend an und wartet einfach nur.
Ich schlucke und gebe dann endlich zu. »Ich glaube nicht, dass sie mich mögen und ich weiß auch nicht, was ich hier soll. Klar, will ich dir gerne zuhören, aber… Schätze, ich werde dabei ziemlich überflüssig sein.«
»Du hättest gleich sagen können, dass du keine Lust hast.«
»Du wolltest, dass ich mitkomme.«
»Ich wollte nicht, dass du dich langweilst und unwohl fühlst.« Er runzelt die Stirn und lehnt sich in seinem Sitz zurück. Anscheinend überlegt er, was jetzt zu tun ist.
Ich hätte einfach die Klappe halten sollen. Verdammt.
»Soll ich dich heimbringen?«
»Nein. Ich will dich singen hören«, nuschle ich leise. Es sind schließlich nur seine Freunde, die mir Sorgen machen.
»Na dann.« Kilian seufzt und öffnet seine Tür. Keine weitere Diskussion. Ich bin damit ganz zufrieden und steige ebenfalls aus. Nachdem Kilian seine Gitarre aus dem Kofferraum geholt hat, gehen wir direkt zur Garage. Wir sind nicht die Ersten. Dieser Malte ist schon da. Und der andere Typ ist wohl Arne. Er ist etwa so alt wie Kilian, hat dunkelblondes Haar, das ihm bis zu den Schultern reicht und einen Kinnbart. Auf seinem Hemd steht: ‚Papa ist der Größte‘ . Demnach wohl nicht schwul.
»’n Abend!«, grüßt Kilian in die Runde. »Ich habe Ruben mitgeschleift.«
»Hi«, sage ich schlicht und verbessere Kilian nicht. Es käme mir dumm vor, immerhin wissen wir nun beide, dass es stimmt. Es wäre eine höfliche Floskel und das würde man mir auch zweifellos anhören. Aber ich versuche mein Kellnerlächeln. Das ist so geübt, dass es mir wohl oder übel immer gelingt.
»Oh, hi!«, ruft Malte. »Das ist ja schön!«
Arne sagt erst einmal nichts. Er sieht mich scharf an, mustert mich von oben bis unten und verschränkt dann die Arme vor der Brust. Wow, da fühle ich mich ja gleich wie zu Hause. Kilian scheint bei dieser Reaktion auch ein wenig zu stutzen und legt seinen Arm um mich. Das scheint Arne immerhin zu einem Mindestmaß an Höflichkeit zu nötigen.
»Hallo«, brummt er. »Das ist also Ruben? Dein neuer, fester Freund?«
»Ja«, bestätigt Kilian verdutzt. »Hast du ein Problem damit?«
»Und ihr seid exklusiv?«, hakt er nach.
»Ja. Was ist los, Arne? Hast du irgendetwas genommen?« Kilian lacht verstört auf und meint dann leise zu mir: »Normalerweise ist er netter.«
Ich bin zu eingeschüchtert, um etwas zu sagen. Eigentlich versuche ich mir immer das Schlimmste vorzustellen, damit ich nicht negativ überrascht werde. Aber mit einer solchen Ablehnung habe nicht einmal ich gerechnet. Vielleicht hat dieser Frank schon über mich gelästert? Aber selbst dann wären diese brüsken Fragen wohl fehl am Platz.
»Entschuldige«, brummt Arne. »Magst du etwas trinken, Ruben? Bier? Cola? Wasser?«
»Bier, danke«, entscheide ich mich prompt. Nur mit Cola und Wasser überstehe ich diesen Abend nicht.
Malte geht zu einer Art Theke und kommt von dort mit einer Flasche Bier zurück, die er mit seinem Feuerzeug öffnet. Er lächelt entschuldigend.
»Ich weiß auch nicht, was mit Arne los ist. Nimm’s ihm nicht übel, okay?«
Ich nicke
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