Vorsicht Nachsicht (German Edition)
wohl nicht, oder?«
»Doch«, brumme ich und verschwinde mit der Tasse im Getümmel. Dann eile ich in die Küche. Mein Fuß ist zum Glück wieder ganz okay, was man von meinem verletzten Stolz allerdings nicht gerade behaupten kann. Dafür ist mein Schamgefühl intakt. Während ich im Gästebereich bin, vermeide ich daher tunlichst, in Kilians Richtung zu blicken. Es gelingt mir auch recht gut, bis er sich mir plötzlich in den Weg stellt.
Es sieht so aus, als würde er gerade aufbrechen wollen. Doch als er mich sieht und unsere Blicke sich begegnen, bleibt er stehen und wendet sich mir voll zu. Eigentlich wollte ich gerade nach draußen, um die Außentische zu bedienen, doch nun stoppe ich abrupt. Ich habe das Gefühl, mein Herz bleibt stehen, als mich der Blick seiner blauen Augen nahezu durchbohrt. Dann macht er auch noch einen Schritt auf mich zu, was mich beinahe gänzlich die Fassung verlieren lässt.
Oh Gott, er will doch hoffentlich nicht mit mir reden? Wir hatten Sex. Er hat mir Geld gegeben. Was gibt es da noch groß zu sagen? Meine Hände werden feucht, mein Mund dagegen staubtrocken.
Nach einer weiteren Schocksekunde, in der ich einfach auf der Stelle verharre und ihn anstarre, mache ich das Gegenteil, nämlich auf dem Absatz kehrt. Ich wende ihm einfach den Rücken zu und eile in den Mitarbeiterbereich, in den er mir nicht folgen darf. Dabei schlägt mir das Herz bis zum Hals. Als ich mich wieder aus der Küche traue, ist er fort. Ich atme erleichtert auf, fühle mich aber gleichzeitig wie ein Volltrottel. Oder eher wie ein Feigling.
* * *
Letztlich hat die Begegnung zur Folge, dass ich seine Sendung am Freitag nicht anhören kann, ohne mich noch mehr zu schämen. Um das zu vermeiden, rufe ich kurzerhand Torben an und verkünde ihm, dass ich doch schon zum Vorglühen komme. Natürlich im vollen Bewusstsein, dass ich diese Entscheidung bereuen werde.
Wir sind erst einmal nur zu fünft. Torben, ich und drei Kumpel von ihm, die mir als Olli, Benni und Timmy vorgestellt worden sind. Falls einer von ihnen auf die Idee kommt, mich Ruby zu nennen, gehe ich. Torben wird aber auch nur selten Torbi genannt, von daher sehe ich kaum Gefahr für mich. Ich hatte ohnehin noch nie einen Spitznamen. Nicht einmal in der Schule.
Das Vorbesäufnis findet in Torbens WG statt. Von hier aus sind es auch nicht mal fünf Minuten zum ‚ Vía‘ . Die Gespräche lassen sich mit einem Wort zusammenfassen: albern. Ich halte mich zurück, muss ab und zu dennoch grinsen. Sie sind schon sehr niedlich, aber echt nicht mein Typ Mann. Mein Typ Mann bringt mich dazu, die Flucht zu ergreifen. Das schaffen die hier auch, aber aus völlig anderen Gründen. Bei Torbens Freunden bekomme ich keine weichen Knie, feuchte Hände, heiße Ohren oder gar Herzklopfen. Sie sind harmlos. Zumindest in dieser Hinsicht.
»Hat Ruben eigentlich einen Freund?«
‚Ruben sitzt neben dir und kann dir gerne selbst darüber Auskunft geben‘ , denke ich grimmig, überlasse aber Torbi die Antwort. Der lächelt traurig und schüttelt den Kopf. »Nein, leider nicht. Bisher hat auch noch keiner meiner Verkupplungsversuche gefruchtet…«
Die Versuche haben zum Glück vor zwei Jahren aufgehört.
»Oh schade… Kann mir gar nicht erklären, wieso«, säuselt Timmy und betrachtet mich eingehend. Diesen Blick hatte Kilian auch, kurz bevor er mir das unmoralische Angebot gemacht hat. Ich weiche unwillkürlich zurück und mache ein grimmiges Gesicht. Torben lacht ironisch. »Deshalb! Außerdem kriegt er den Mund nie auf.«
»Ich bin anwesend«, weise ich ihn zurecht. »Läster über mich, wenn ich nicht dabei bin.«
»Ich mach mir nur Sorgen um dich. Sei doch ein bisschen umgänglicher, sonst finden wir für dich heute Abend nie einen Kerl.«
»Ach, ich würde ihn nehmen«, meint Olli mit einem anzüglichen Unterton in der Stimme. »Bei mir muss er auch nichts sagen.«
»Passiv«, erklärt Torben und deutet auf mich. Woher er das nach meiner einmaligen Auskunft wissen will, weiß ich nicht, auch wenn er richtig liegt.
Olli sieht mich überrascht an und rutscht auf seinem Stuhl an die Lehne zurück. »Ausschließlich?«
Na klar, ansonsten wird mein Schnellspritzen ja noch peinlicher.
»Einen geilen Arsch hat er ja«, meint Timmy verschmitzt auf jenen schielend. Ich wusste wirklich nicht, dass es so schlimm werden würde. Also beschließe ich, zum Angriff überzugehen und die Aufmerksamkeit auf Torben zu lenken.
»Darf ich dich daran erinnern,
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