Vorsicht Nachsicht (German Edition)
später.«
»Versprochen?« Sie lächelt mich einnehmend an.
»Nein. Vielleicht.«
Die anderen lachen beifällig. Ich sehe auf Marcels Freundin hinunter, immerhin ist sie auch ein Mädchen. »Du magst auch nicht tanzen?«
»Nee«, sagt sie und grinst.
Marcel strahlt wie ein Honigkuchenpferd und legt den Arm um sie. »Hab' ich sie nicht gut erzogen?«
Dafür wird er gekniffen. Anscheinend weiß sie, wie man mit seiner großen Klappe umzugehen hat. Ich lächle flüchtig und erhalte tatsächlich noch eine Erklärung von ihr. »Ich mag die Musik auch nicht. Vielleicht, wenn was anderes kommt. Ansonsten brauche ich mehr Alkohol, um das tanzbar zu machen.«
»Ach so«, murmle ich, während sich Marcel notgedrungen dazu aufmacht, seiner Kleinen etwas zu Trinken zu organisieren. Ich sehe mich weiter um. Oh nein, da hinten steht Daniel… Schnell wende ich mich ab und spüre, wie das Blut in meine Ohren schießt.
Er gehört zu meinen unglücklichen, sexuellen Erfahrungen. Eigentlich sind ja alle unglücklich gewesen, aber er hat mich wirklich fertig gemacht. Vielleicht hat er es nicht mal böse gemeint, aber in so einer Situation Witze zu machen, ist einfach gemein. Ich gehe ihm seitdem tunlichst aus dem Weg. Er mir im Übrigen auch.
Schnell versuche ich, mich durch meine Freunde von diesen unerfreulichen Erinnerungen abzulenken. Allerdings ist die eine Hälfte davon gerade in ein Gespräch vertieft, von dem ich kein Wort verstehe. Russisch natürlich. Und ich habe auch keine Ahnung, worüber ich mich mit Rita unterhalten soll. Sie ist immerhin fünf Jahre jünger als ich. Okay, Kilian ist zwölf Jahre älter als ich, wie muss er sich also erst gefühlt haben. Aber siebzehn und zweiundzwanzig ist auch etwas anderes. Sie ist ja nicht mal erwachsen. Zu Marcel mag das ganz gut passen, aber… Ah, da kommt Marcel auch schon zurück. Innerlich dankbar wende ich mich an ihn.
»Jürgen kommt nicht?«
»Nein!« Er lacht. »Der doch nicht.«
»Warum nicht?«
»Der geht höchstens weg, wenn's Freibier gibt«, erklärt Marcel spöttisch. »Hier muss er ja außerdem auch noch stehen… Ist nicht so seins.«
»Mhm.«
»Dich kriegt man ja eigentlich auch nur selten mit«, stellt er fest. »Was hat dich diesmal überzeugt?«
»Mein Cousin hatte mich bereits überredet«, erkläre ich und runzle die Stirn. »Ich sollte wohl mal wieder zu ihm zurück.«
»Bring ihn doch mal rüber«, schlägt Marcel gesellig vor.
Ich ziehe meine Nase kraus und schüttle den Kopf. »Ach, den kriege ich nicht losgeeist. Er hat hier recht viele Freunde und ist in Flirtlaune.«
»Dann störst du doch auch nur… Bleib doch hier.«
Eigentlich hat er wohl recht. Ich zucke mit den Schultern.
»Okay.«
Langweilig ist mir so oder so. Dabei habe ich für meine Verhältnisse schon unwahrscheinlich viel gesagt heute Abend. Ich finde, die anderen sind dran mit Reden. Die einen tun es ja auch – in einer mir unverständlichen Sprache. Und die anderen beiden fangen an, sich zu küssen. Na danke. Ich überdenke meine Entscheidung noch einmal und wende mich wortlos ab.
Bevor ich ihnen dabei zugucke, suche ich lieber nach Torben. Ihm zuzugucken, macht wenigstens –
»Oh Sorry.« Beinahe wäre ich gegen eine breite Brust geprallt, die unmittelbar vor mir aufgetaucht ist. Warum tut sie auch so etwas? Verstört blicke ich zu ihrem Besitzer auf und erstarre. Allerdings nur kurz. Dann will ich schnell an ihm vorbeizischen und mich auf der Toilette verstecken. Doch er lässt mich nicht. ‚ Zack‘ hat er nach meinem Arm gegriffen und hält mich fest.
»Hi, Ruben.«
»Hi«, murmle ich hastig und weiche seinem Blick verlegen aus. Mein Arm fühlt sich unter seinem Griff plötzlich sehr heiß an. Vielleicht sollte ich versuchen, mich loszureißen. Aber dann wird es noch peinlicher.
»Hast du vor, mich weiterhin zu ignorieren?« Er klingt ärgerlich.
Ignorieren? Wie soll man ihn ignorieren? Allerdings beabsichtige ich nicht, diese Unterhaltung mit ihm vor meiner Lerngruppe auszuweiten. Flüchtig blicke ich über die Schulter nach hinten. Wunderbar. Sie haben aufgehört, Russisch zu sprechen. Stattdessen gaffen sie uns alarmiert an. Anscheinend sind sie sich noch nicht ganz einig, ob sie mir helfen sollen oder nicht. Ich sehe auf Kilians Hand, die mich immer noch festhält, doch nun auf meinen Blick hin loslässt.
»Also?«, beharrt er streng.
Ich versuche noch einmal, zu ihm aufzusehen, scheitere aber an seinen Augen. Mir ist außerdem entfallen, wozu ich
Weitere Kostenlose Bücher