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Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Titel: Vorsicht Nachsicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. C. Lelis
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immerhin weiß man so, was er denkt. Ich bin nicht sonderlich verärgert darüber.
    »Das ist privat.«
    »Oder fickst du ihn in den Arsch?«
    »Können wir das Thema lassen?«
    »Klar… Hat mich nur mal interessiert«, entschuldigt er sich halb. »Spielen wir weiter?«
    »Mhm«, brumme ich zustimmend.
    »Warum redest du nicht gern darüber? Ich meine, ich habe kein Problem damit. Du stehst ja nicht auf mich, oder?«, erkundigt er sich nach einer Weile. Dieses Mal ist er tot und muss zu unserem Missionspunkt zurücklaufen. Das erfordert keine Konzentration. Alle Feinde sind bereits erledigt.
    »Nein, keine Sorge.«
    »Na dann…«
    »Ich rede allgemein nicht viel darüber.«
    »Du redest allgemein nicht viel«, neckt mich Marcel. »Findest du ihn attraktiv?«
    »Ja.«
    »Er ist ziemlich muskulös. Hatte echt Schiss, als ich dachte, wir müssten uns gegen ihn behaupten.« Eigentlich ist er ein lieber Kerl. Er wollte mich wirklich beschützen, dabei ist er fast einen Kopf kleiner als ich. Ich schmunzle halb. Dann geht das Spiel endlich weiter.
    »Was sagen eigentlich deine Eltern dazu, dass du schwul bist?«
    ‚Peng‘ . Tot. Ich schnaufe leise. Er ist doch nicht lieb. Jetzt muss ich zu dem Missionspunkt zurücklaufen. Er wartet auf meine Antwort. Ich tue ihm den Gefallen.
    »Nicht viel.«
    »Ach, sind sie so gesprächig wie du?«
    »Sie sind nicht begeistert. Das ist alles.«
    Ich bin kurz davor, ihm ein Pflaster auf den Mund zu kleben. Himmel. Sehnsüchtig schaue ich auf die Uhr. Es ist gerade mal halb zehn. Jetzt kann ich noch nicht abhauen. Mindestens eine halbe Stunde noch. Am besten ich lenke ihn ab.
    »Wie hast du Rita kennen gelernt?«
    »Internet.«
    Ich werfe ihm noch ein paar weitere Fragen zu, habe aber schon bald keine Ahnung mehr, was ich ihn noch zu Rita fragen könnte. Ihm sind allerdings auch die Fragen ausgegangen. Wir spielen noch eine ganze Weile schweigend weiter. Dann sage ich, dass ich müde bin.
    »Lass uns das mal wiederholen«, bittet Marcel, als er mich zur Tür bringt. »Hat Spaß gemacht.«
    »Mhm.« Anscheinend hat er außerhalb der Lerngruppe nicht viele Freunde, wenn er das als Spaß bezeichnet. Na ja, ich auch nicht wirklich. Aber ich brauche auch nicht so dringend welche.
    »Nach der Prüfungsphase, okay?«
    »Klar, muss ja auch lernen.«
    Wir nicken uns zu und ich eile nach Hause. Als ich das Radio anmache, bekomme ich noch die letzte halbe Stunde meiner Lieblingssendung mit. Gemächlich putze ich meine Zähne, während ich seiner Stimme lausche. Ich brauche dringend seine Telefonnummer. Die habe ich immer noch nicht. Sonst würde ich ihn gerne mal anrufen. Einfach um seine Stimme zu hören.
    Scheiße. Ich muss ihn auf die Wette ansprechen. Damit verderbe ich sicher wieder alles. Aber was verderben? Wenn er wirklich so etwas gemacht hat, ist es ohnehin vorbei. Wie soll ich dann noch mit ihm zusammen sein? Aber eigentlich… So schlimm ist es doch nicht. Vor sechs Jahren. Da war er achtundzwanzig. Vielleicht war ihm langweilig. Außerdem schläft Torben auch mit vielen Typen. Zwar hat er nicht gewettet, aber ob das groß etwas ändert… Und die meisten Männer gehen ja ohnehin nicht zimperlich mit ihrer Jungfräulichkeit um. Ich war froh, meine loszuwerden. Im Prinzip hat er ihnen einen Gefallen getan. Verdammt, ich würde ihm wahrscheinlich alles verzeihen. Aber zur Rede stellen werde ich ihn dennoch. Vielleicht nur nicht morgen Abend.
    Seine Stimme im Radio klingt sehr charmant. Ich wette die Schwulen, die da anrufen, wollen lieber mit ihm sprechen als mit den Typen, mit denen sie verkuppelt werden sollen. Als ich meinen Mund ausgespült habe und zurück ins Bett krieche, ist die Sendung fast vorbei. Zwei Typen, die sich garantiert vom Sehen her kennen, haben sich gefunden… Ich kapiere einfach nicht, wie man so verzweifelt sein kann.
    »So… Das war es mal wieder mit ‚Du bist nicht allein‘ «, erklingt seine tolle Stimme. »Mein Name ist Kilian Hubert und ich wünsche euch eine angenehme Nacht. Dir ganz besonders, Kleiner, falls du zuhörst.«
    Ich zucke unwillkürlich zusammen. Habe ich mir das eingebildet? Nein, bestimmt nicht. Aber… nennt er nur mich Kleiner oder gibt es noch mehr? Mein Herz pocht. Ich schätze zumindest, dass er mich gemeint hat. Ich sollte ihm mal beibringen, meinen Namen zu sagen. Wobei ich nicht möchte, dass er über Radio ausgestrahlt wird. Allerdings bin ich nicht klein. Nirgendwo. Das ist vielleicht lieb gemeint, aber irgendwie auch

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