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Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Vorsicht Nachsicht (German Edition)

Titel: Vorsicht Nachsicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. C. Lelis
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meine mangelnde Dankbarkeit.
    Harald kommt mir zur Hilfe. »Andernfalls hätte er eben einen anderen Grund gefunden.«
    »Aber was ist denn passiert?«, will Ines dennoch wissen. »Torben hat nichts weiter gesagt. Er meinte, wir sollen dich fragen. Du willst ihn nicht mehr sehen.«
    »Das ist eine Sache zwischen uns und ich will ihn nicht bei euch anschwärzen«, entgegne ich schlicht.
    »Du schwärzt ihn doch nicht an, wenn er sagt, wir sollen dich fragen«, dringen sie weiter auf mich ein. Sie ist besorgter, als meine Mutter jemals sein könnte. Irgendwie genieße ich diese Aufmerksamkeit. Dennoch möchte ich es lieber für mich behalten. Unerwartet kommt mir meine Großmutter zu Hilfe.
    »Wann gehst du endlich mal zu einem vernünftigen Frisör, Ruben?«
    »Unser Torben hat seine Haare geschnitten und der ist ein vernünftiger Frisör, Tante Hannelore«, springt seine Mutter für uns beide ein. Meine Mutter hätte das nie gemacht. »Das trägt man heute eben so.«
    »Anständige junge Leute tragen ihre Haare anders«, meckert meine Großmutter unzufrieden. »Ich sehe ja welche in der Kirche. Gehst du eigentlich noch in die Kirche, Ruben?«
    »Selten«, antworte ich knapp.
    »Wie ist das eigentlich… dürfen Homosexuelle in die Kirche? Oder ist das nicht so gerne gesehen?«, mischt sich ihre Schwester ein. Sie klingt aber eher besorgt. Nicht so, als würde sie es böse meinen. Besorgt um Torben und mich, die in der Hölle schmoren würden, wenn wir nicht evangelisch wären. Dennoch ist sie besorgt.
    »Kommt auf die Kirche an, Mutter«, antwortet Harald ernst und nimmt mir damit wieder die Antwort ab. »Es gibt sogar Kirchen für Homosexuelle. Aber die jungen Leute gehen heute ohnehin kaum noch in die Kirche.«
    »Kein Wunder, dass sie dann vom rechten Weg abkommen«, mosert meine Großmutter, die wie immer kein Blatt vor den Mund nimmt. Ich wünschte, sie würden mit diesem Thema warten, bis ich nicht mehr da bin. So bleibt mir nichts übrig, als mich auf meine Suppe zu konzentrieren und es über mich ergehen zu lassen.
    »Heutzutage kannst du das so nicht mehr sagen«, entgegnet Ines. »Homosexuelle Paare werden inzwischen mit heterosexuellen Paaren gleichgestellt.«
    »Sie bekommen keine Kinder. Wenn der Staat das auch noch belohnen will, ist er selbst schuld, wenn die Renten nicht mehr bezahlt werden können«, mischt sich mein Vater hart ein.
    »Günther…«, murmelt meine Mutter beschwichtigend.
    Harald schnauft leise. Ich spüre seinen Blick auf mir, doch ich esse verbissen weiter. Ich werde mich auf keine weiteren Kämpfe einlassen. Ich hatte genug. Ich bin es leid.
    »Vielleicht könnten wir das Thema wechseln«, schlägt Walter besänftigend vor. »Wir sind doch hier, um einen gemeinsamen Nachmittag zu verbringen und Vater zu gedenken.«
    »Ja«, seufzt meine Großmutter andächtig und beginnt, von ihrem toten Gatten zu schwafeln. Ich atme erleichtert auf. Walter wirft mir ein aufbauendes Lächeln zu. Da der obere Tisch abgelenkt ist, hat meine Tante wieder freie Bahn. Sie ist immer noch neugierig.
    »Also? Ruben?«
    »Torben hat sich in etwas eingemischt, das ihn nichts angeht«, brumme ich und fühle mich dabei unglaublich unwohl. »Das ist alles und mehr sage ich dazu nicht.«
    »Das macht er doch ständig. Hat er von mir geerbt.« Ines lacht auf. »Deshalb willst du ihn nicht sehen?«
    »Vielleicht ist er damit zu weit gegangen. So etwas soll es ja auch geben«, mischt sich ihr Mann schmunzelnd ein. »Nicht wahr, Ines? Lass die Jungen das doch unter sich ausmachen. Die raufen sich schon wieder zusammen, oder, Ruben?«
    Ich nicke. Natürlich. Sobald Torben Kilian als meinen Freund akzeptiert und keine Spielchen mehr treibt, ist alles wieder in bester Ordnung. Meine Tante schaut dennoch nicht sehr zufrieden drein.
    »Ich wüsste den Grund schon gerne.«
    »Den hat er dir doch schon gesagt, Ines.«
    »Gibt es da denn etwas Neues bei dir, Ruben?« Sie lächelt mich raffiniert an. Vielleicht hat Torben ja doch schon eine Andeutung fallen lassen. Er und seine Mutter erzählen sich nahezu alles. Ich schätze, er macht gerade mal vor seinen Sexgeschichten Halt, wenn überhaupt. Aber ich bin nicht so offen. Darum zucke ich auch nur mit den Schultern und löffle weiter an meiner Suppe.
    »Ruben, hilfst du mir bitte dabei, den nächsten Gang aufzutragen?«, bittet mich meine Großmutter. Ich nicke schnell und stehe auf, um ihr in die Küche zu folgen. Dass ich gut im Kellnern bin, hat sie letztes Weihnachten

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