Vorsicht Nachsicht (German Edition)
nicht viel.« Ich kann sein Schmunzeln aus seinen Worten heraushören. Er amüsiert sich über mich. Aber dann spricht er weiter. Ich lausche andächtig der Zusammenfassung seines Tages. Was er gegessen hat, was er dann gemacht hat und so weiter. Ich muss gar nicht viel sagen und kann auf seine Stimme lauschen. Zufrieden sitze ich an meinem Schreibtisch und halte mir das alte Telefon ans Ohr. Doch irgendwann ist sein Erzählschwall vorbei.
»Und was gab es bei euch zu essen?«
»Standard: Suppe und dann Braten mit den üblichen Beilagen.«
»Rustikal«, feixt er leise. »Hat‘s geschmeckt?«
»Ja, war lecker…« Nur, dass mir das Gespräch über Homosexualität den Appetit verdorben hat.
»Und sonst? War es nett? Wer war denn da?«, fragt er weiter.
Interessiert ihn das wirklich? Ich bezweifle es ganz stark. Darum weiche ich auch aus.
»Na ja, eben typisch Familientreffen. Wir sind nicht so viele. Meine Großmutter, meine Eltern, der Bruder meiner Mutter, meine Großtante und Torbens Eltern.«
»Torben nicht?«
»Der drückt sich immer.«
»Also waren da keine in deinem Alter? Du Armer. Muss ja tierisch langweilig gewesen sein«, folgert Kilian mitleidig. Ich mag es nicht, wenn man mich bemitleidet. Dafür gibt es keinen Grund. Ich komme zurecht.
»Mhm«, murmle ich verlegen. »Ich komme gut mit Torbens Eltern klar. Es war ganz okay.«
»Was ist mit deinen Eltern? Haben sie etwas dazu gesagt, dass ich dich hingefahren habe?«, will er interessiert wissen.
Ich zögere. Wenn ich nein sage, wird er wissen wollen, warum. Wenn ich ja sage, wird er wissen wollen, was. Stimmen tut eigentlich beides. Ich begrenze es auf ein »Nicht wirklich.«
Es entsteht eine kurze Pause. Unangenehmes Schweigen. Vielleicht wartet Kilian auf eine Erläuterung. Als die ausbleibt, seufzt er leise.
»Nicht wirklich? Das Verhältnis zwischen euch ist wirklich nicht das beste, was? Oder interessiert es sie einfach nicht, mit wem du dich triffst?«
»Meine Mutter hat gefragt«, gestehe ich unwohl. »Aber ich habe nicht viel gesagt.«
»Okay.« Er gibt sich damit zufrieden. »Das ist vielleicht auch kein gutes Thema für ein Telefonat. Gibt es eigentlich einen bestimmten Grund, warum du anrufst?«
»Nein«, gestehe ich leise. Will er mich loswerden? Ist sicher nicht so toll, mit mir zu telefonieren. Wenn wir uns richtig sehen, kann er wenigstens mit mir schlafen und hat auch seinen Spaß. Gott. Ich bin so scheiße. Sicher störe ich ihn gerade bei irgendetwas.
»Ich… ich wollte nur mal kurz deine Stimme hören, bevor ich ins Bett gehe«, stammle ich verlegen. Wieder kurzes Schweigen. Aber diesmal ist er dran mit Sprechen. Ich lausche angespannt. Schließlich ist da seine Stimme. Er klingt sanft.
»Das ist schön.«
Ist es das? Es hört sich zumindest so an, als würde er es ehrlich meinen. Und diese Erkenntnis wühlt mich ziemlich auf. Hilfe, ich bin so in ihn verliebt.
»Ich…«
»Hm?«, murmelt er auffordernd.
»Ich habe… dich auch vermisst«, hauche ich und würde am liebsten im Boden versinken. Er muss mich für den Obertrottel halten. Er lacht jetzt auch tatsächlich. Scheiße, warum muss ich mich immer so blamieren?
»Ich dich auch«, beteuert er dann noch einmal. »Schade, dass du jetzt nicht hier bist… Ich würde dich gerne in den Arm nehmen.«
»Mhm«, murmle ich. Da würde ich jetzt auch gerne sein.
»Willst du gleich ins Bett?«
»Ja…«
»Hast du schon Schlafsachen an?« Da ist ein rauer Unterton in seiner Stimme.
Ich schlucke verhalten. Ich kenne diesen Tonfall. Ist er erregt? Eigentlich sitze ich noch in meinen normalen Sachen hier am Schreibtisch, doch die Tatsache ignoriere ich einfach.
»Ja.«
»Was hast du denn genau an?«, möchte er lauernd wissen.
Meine Ohren glühen. Scheiße, das habe ich noch nie gemacht. Was sage ich jetzt?
»…nur Pants.«
»Denkst du an mich, wenn du ins Bett gehst?«
»Ja«, hauche ich leise. Natürlich, denke ich an ihn. Ich denke die ganze Zeit an ihn. Vielleicht sollte ich ihm das jetzt sagen. Aber vielleicht zerstört es auch die Stimmung. Ich bin ziemlich planlos, was das angeht. Jedenfalls erregt mich allein der Klang seiner Stimme, wenn er sich so anhört wie jetzt und diese Dinge fragt.
»Was machst du dann?«, will er wissen.
Ich schließe die Augen. Verdammt, was soll ich jetzt sagen? Vielleicht einfach die Wahrheit… Es ist peinlich, aber immerhin stimmt es.
»Ich stelle mir vor, du wärst bei mir.«
»Hm…«, haucht Kilian und ich
Weitere Kostenlose Bücher