Vorsicht Nachsicht (German Edition)
ja sogar im Radio dazu, dass er eine Beziehung hat«, raunt Torben mir überrascht zu.
Ich zucke mit den Schultern. »Er sagt mir auch am Ende der Sendung persönlich gute Nacht.«
»Oh…«, raunt Torben überrascht. Dann wird er vom Telefon abgelenkt. »Ja, ich bin noch da. Hm, noch ein Spiel, okay… Okay… — Wer denkt sich denn diese Fragen aus? Na gut, bin ganz Ohr.«
In der Sendung gibt es immer eine längere Unterbrechung mit Liedern und mittendrin kündigt Kilian in einem kleinen Beitrag noch Neuheiten und Besonderheiten zum schwulen und lesbischen Leben in unserer Region und näherer Umgebung an. Dann folgt noch einmal Musik und schließlich findet das letzte Spiel statt.
Es stellt sich heraus, dass Torben und dieser Manu ziemlich unterschiedlich geantwortet haben. Torben ist dennoch zuversichtlich und auch Manu will ihn trotzdem treffen und nicht mit dem Alternativpreis durchbrennen. Der Alternativpreis ist ein Kinogutschein jeweils für eine Person, damit die Beteiligten nicht leer ausgehen, falls sie sich wirklich nicht treffen wollen. Ein schäbiger Ersatz für ein komplettes Dinner in einem der Nobelhotels in Hamburg mit anschließender Übernachtung.
Nächstes Wochenende bin ich Torben also los. Dafür ist er jetzt total aufgedreht. Ich kann ihm gerade noch den Hörer wegnehmen, ehe er einfach vor Begeisterung auflegt, bevor man ihm die genaueren Informationen durchgeben kann. Mir liegt es vor allem am Herzen, weil ich danach noch einmal Kilian hören möchte. Tatsächlich will der mich nämlich auch noch einmal sprechen.
»Na, wie hat dir die Sendung gefallen?«
»War lustig«, meine ich.
»Ja, dank deinem Cousin. So hätte ich ihn nicht unbedingt eingeschätzt. Ich dachte nach dem letzten Gespräch mit ihm, er wäre ein Moralapostel«, gesteht Kilian überrascht. »Ich hoffe, es hat dich nicht gestört, dass er dich mit reingezogen hat.«
»Nicht unbedingt mich… War ja nur einer, der neben einem Justin saß und der angeblich dein Kleiner ist«, schwäche ich ab.
»Eben«, brummt Kilian. »Als hätte ich viele Kleine neben irgendwelchen Typen sitzen, die bei meiner Sendung mitmachen. Es gibt aber nur einen Kleinen und der sitzt bei sich im kleinen Zimmer neben seinem Cousin.«
»Also hat es dich gestört.«
»Ja, ich muss ja jetzt auf meinen Ruf achten, wenn ich mit dir zusammen bin.«
»Mir ist der egal«, beteuere ich.
»Ja, trotzdem. Hau Torben von mir auf die Finger«, bittet Kilian. Ich blicke mich nach meinem Cousin um, doch der zieht sich gerade die Schuhe an und winkt mir noch einmal zu, ehe er aus meiner Wohnung flattert. »Der ist gerade weg.«
»Mist, dann mache ich das, wenn ich ihn das nächste Mal sehe. Freut er sich wenigstens auf sein Date?«
»Schien mir ganz so.« Untertreibung des Jahres.
»Schön. Also habt ihr beiden euch wieder vertragen?«
»Einigermaßen«, schränke ich ein. Ich will ihm aber auch nicht unbedingt auf die Nase binden, dass Torben ihn nach wie vor für einen Arsch hält. Das ist eigentlich der einzige Streitpunkt zwischen uns.
»Einigermaßen?«, hakt Kilian jedoch nach.
»Er will sich nicht mehr einmischen, hält meine Entscheidung aber nach wie vor für falsch und meckert die ganze Zeit rum«, gestehe ich nun doch.
Kilian lacht leise. »Na ja, solange er keine Intrigen mehr ausheckt… Was ganz anderes: Soll ich morgen noch einen Film ausleihen oder bist du für so etwas zu müde?«
»Ich würde lieber früh ins Bett…« Von dem Film würde ich ohnehin nichts mitbekommen.
»So müde, ja?«, fragt er und lacht leise. Er weiß genau, was ich damit beabsichtige. Ich versuche auch gar nicht, es zu leugnen, und brumme nur eine vage Antwort, die alles heißen kann. Er lacht noch mehr. »Okay, dann freue ich mich auf morgen. Ich muss hier noch ein bisschen arbeiten…«
»Jetzt noch?«
»Ja, aber nur ein paar Vorbereitungen für morgen. Deshalb… Je eher ich fertig bin, desto schneller komme ich ins Bett.«
»Na dann, schlaf gut, wenn du dort ankommst.«
»Du auch. Bis morgen.«
»Bis morgen!« Wir legen auf und ich gehe tatsächlich sofort ins Bett. Es ist viel schöner mit ihm persönlich zu sprechen, als wenn er mir nur am Ende der Sendung ‚Gute Nacht‘ sagt. Vor allem kann er das ja nicht die ganze Zeit machen. Wäre ja blöd, wenn wir dann irgendwann nicht mehr zusammen sind und es allen dadurch auffallen würde. Ätzender Gedanke.
***
»Spielen wir heute Abend mal wieder Konsole?«, schlägt Marcel
Weitere Kostenlose Bücher