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Vorsicht Niemandsland

Vorsicht Niemandsland

Titel: Vorsicht Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Par­ti­kel-Strahl­dü­se zu er­zeu­gen. Wenn der Plas­ma­strahl nur für den Bruch­teil ei­ner Se­kun­de mit dem ma­te­ri­ell sta­bi­len Werk­stoff in Be­rüh­rung ge­kom­men wä­re, hät­te sich un­ser Raum­fahr­zeug schon dicht über der Ab­schuß­ram­pe in ein ver­glü­hen­des Ge­bil­de ver­wan­delt.
    »Schön ru­hig blei­ben, Ta­ly. Es geht vor­über«, sag­te ich mit ge­zwun­ge­nem Lä­cheln.
    Se­kun­den spä­ter schrill­ten die Warnglo­cken. Die Ein­spritz­pum­pen be­gan­nen me­tal­lisch zu kli­cken. Das Ar­beits­ge­räusch der an­lau­fen­den Re­ak­tor-Brenn­kam­mer, in der das spalt­freu­di­ge Plas­ma zur Re­ak­ti­on ge­zwun­gen wur­de, war zu ver­neh­men.
    Das To­sen stei­ger­te sich. Auf den Bild­flä­chen sah ich den weiß­glü­hen­den Plas­ma­strahl in den An­saug­schacht der Star­tram­pe ja­gen. Wir ho­ben fast ruck­frei ab; gleich dar­auf er­folg­te auch schon der An­druck.
    Das Don­nern hin­ter der Strahl­schutz­wand des Ma­schi­nen­rau­mes nahm noch zu. Ei­ne un­sicht­ba­re Ge­walt preß­te mich in das Kon­tur­la­ger. Es war wie im­mer: qual­voll und durch­aus da­zu ge­eig­net, den letz­ten Fun­ken von Idea­lis­mus zu er­sti­cken.
    Ich dach­te an die en­thu­sias­ti­schen Träu­mer und pseu­do­wis­sen­schaft­li­chen Bes­ser­wis­ser, die in der Raum­fahrt nur herr­li­che Aben­teu­er und be­rau­schen­de Er­leb­nis­se sa­hen.
    Die­se Theo­ri­en stimm­ten mit der Wirk­lich­keit nur teil­wei­se über­ein. Die Er­obe­rung und Er­for­schung des Welt­raums ist ein ge­wal­ti­ger Schritt in der Ent­wick­lungs­ge­schich­te der Mensch­heit. Wa­ge­mu­ti­ge Män­ner set­zen ihr Le­ben und ih­re Ge­sund­heit im­mer wie­der aufs Spiel, um die er­reich­ten Er­fol­ge zu fes­ti­gen und fort­zu­füh­ren und die Si­cher­heit der Erd­be­woh­ner zu ga­ran­tie­ren.
    Für al­le Men­schen, die bis­her die ir­di­sche Schwer­kraft über­wun­den hat­ten, war die­ses Er­leb­nis mit großen Stra­pa­zen und Angst­ge­füh­len ver­bun­den ge­we­sen. Von ei­nem rei­nen Ver­gnü­gen konn­te man kei­nes­wegs spre­chen.
    Auch mir war we­ni­ge Au­gen­bli­cke nach dem Start nicht da­nach zu­mu­te, auf die Bild­flä­che zu se­hen, um die lang­sam klei­ner wer­den­de Er­de zu be­wun­dern, un­se­ren blau­en Pla­ne­ten. Ich sehn­te das En­de der Pro­ze­dur her­bei und war froh über je­de ver­strei­chen­de Se­kun­de, die mich die­sem Ziel nä­her­brach­te. In sol­chen Si­tua­tio­nen wer­den Au­gen­bli­cke zu Ewig­kei­ten, denn je hö­her die Be­schleu­ni­gungs­wer­te an­stei­gen, um so stär­ker wer­den die Be­las­tun­gen, die auf den Kör­per ein­wir­ken.
    Ich hör­te das in­fer­na­li­sche To­sen der Re­ak­ti­ons-Brenn­kam­mer, in der das ver­flüs­sig­te Kern­plas­ma an­ge­grif­fen wur­de. Wir rit­ten auf ei­nem sehr dich­ten, schub­star­ken Par­ti­kel­strahl mit ei­ner Aus­ström­ge­schwin­dig­keit von 10.000 km/sec dem Welt­raum ent­ge­gen. Wenn man das hört und die Be­las­tung bis zum Fünf­zehn­fa­chen des nor­ma­len Kör­per­ge­wich­tes spürt, dann ver­ge­hen den Be­trof­fe­nen ver­ständ­li­cher­wei­se die Il­lu­sio­nen von amüsan­ter Welt­raum­fahrt und la­chen­den Astro­nau­ten.
    Wenn Sie ein­mal auf dem An­druck­la­ger ei­nes mit fünf­zehn Gra­vos star­ten­den Raum­schif­fes lie­gen soll­ten, wer­den Sie sich be­stimmt an mei­ne Wor­te er­in­nern.
    Ta­ly ver­lor schon nach we­ni­gen Au­gen­bli­cken die Be­sin­nung; bei ei­nem Wert von nur 9,8 Gra­vos. Wir gin­gen aber hö­her, auf et­wa über 15 g. Ich muß­te die Qua­len bis zur Nei­ge aus­kos­ten. In­fol­ge des ab­sol­vier­ten Zen­tri­fu­gen­trai­nings wur­de mir die er­lö­sen­de Be­wußt­lo­sig­keit ver­wehrt.
    Im ers­ten Schub­ef­fekt des in­ter­mit­tie­ren­den Trieb­werks er­reich­ten wir die Flucht­ge­schwin­dig­keit von fast 11,5 km/sec. Nach ei­ner Dros­sel­pau­se von ge­nau fünf­und­fünf­zig Se­kun­den be­gann das zwei­te Be­schleu­ni­gungs­ma­nö­ver. Wie­der wur­de ich vom Mo­loch Tech­nik bis zur Gren­ze der or­ga­ni­schen Leis­tungs­fä­hig­keit ge­schun­den. Die drit­te Pha­se raub­te mir

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