Vorsicht Niemandsland
›zwingen‹ ist in unserer verzweifelten Situation mehr als relativ. Wir wollen nicht angreifen; nicht einen Planeten, dessen Oberfläche wir noch niemals gesehen haben. Der Erfolg eines atomaren Überfalls wäre zweifelhaft, zumal wir damit nicht in den Besitz der erforderlichen Heilmittel kämen. Mit Zerstörung allein wäre uns nicht gedient. Wir könnten in letzter Konsequenz mit der atomaren Vernichtung des Planeten drohen. Aber auch das ist kein klarer Ausweg, zumal wir über die waffentechnische Entwicklung der Venus-Intelligenzen nicht so genau informiert sind, wie es erforderlich wäre. Dagegen spricht die Tatsache der grauenhaften Seuche. Allein in Großasien sind über drei Millionen Menschen erkrankt. Es ist unvorstellbar, was diese wenigen Bazillenträger angerichtet haben. Wenn wir nach unserem gesunden Menschenverstand handeln wollen, müssen wir auf einen bewaffneten Konflikt verzichten. Wir sind sozusagen die Erpreßten, verstehen Sie! Sie werden von einer vereinten Menschheit mit größten Vollmachten ausgestattet und zum Mars geschickt. Finden Sie eine Kompromißlösung, die letztlich zur Bereitstellung eines heilenden Serums führt.«
Der Chinese senkte bei meinem humorlosen Auflachen den Kopf. Er wußte zweifellos, was er mit seinen Worten gefordert hatte. Wir alle wußten es.
»Konnat …!«
Ich fuhr erschreckt zusammen, als der Chef meinen Namen nannte. Das war bisher nur unter vier Augen geschehen. Nun, er spielte in dieser Situation kaum noch eine Rolle. Ich drehte den Kopf.
»Konnat, wenn Sie erst einmal oben sind, können wir Ihnen keine besonderen Hilfen mehr geben. Das habe ich schon erwähnt, nicht wahr? Auf dem Mars sind etwa zwölfhundert Mann stationiert. Wir wissen aber nicht genau, wie sich diese hervorragenden Spezialtruppen verhalten werden. Bis zur Stunde haben wir darauf verzichtet, die führenden Offiziere und Wissenschaftler auf Mars von der Seuche zu unterrichten. Das wird jedoch über Funk geschehen, sobald Sie Ihre Startbereitschaft melden. Wir sind gezwungen, das Unternehmen zu tarnen. Sie und Ihre Mitarbeiter müssen interessant gemacht werden. Man muß sich direkt an Sie wenden, da Sie andernfalls nicht die geringste Aussicht hätten, die Urheber des Seuchen-Unheils aufzuspüren. Passen Sie also auf, daß Sie nicht von unseren eigenen Leuten angegriffen werden. Auf dem Mars befindet sich natürlich ein Sonderkommando der GWA. Für die notwendigen Ermittlungen sind diese Männer kaum noch einzusetzen, da sie dem Gegner längst bekannt sein dürften. Sie kommen in der Maske und haben auch in der Maske zu handeln. Nochmals: Bringen Sie uns ein Serum! Wenn wir das haben, sehen wir weiter. Denken Sie immer daran, daß der Gegner Mittel und Wege finden kann, weitere immune Bazillenträger auf der Erde zu landen. Künftig wird er nicht mehr mit großen Raumschiffen ankommen, die wir leicht orten und abschießen können. Kleine Raumsonden könnten unsere Raumabwehr durchbrechen. Zehn namentlich unbekannte Bazillenträger auf der Erde bedeuten den Untergang. Wir sind natürlich wachsam, aber …«
Er schwieg. Sein Schulterzucken ließ mich frösteln.
»Es ist Zeit, Sir«, sagte der afrikanische Oberst.
General Reling nickte. Der in starrer Haltung neben mir stehenden Bakteriologin schenkte er ein aufmunterndes Lächeln.
»Sie sollten sich um Ihren Jungen keine Sorgen machen. Wir tun alles, was im Bereich unserer Möglichkeiten liegt. Augenblicklich müssen wir uns darauf beschränken, die Menschen in den Seuchengebieten mit Lebensmitteln und Bedarfsgütern aller Art zu versorgen. Es wird auf Ihren Erfolg
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