Vorsicht Niemandsland
haben den Auftrag erhalten, im Interesse der Erkrankten bestimmte Untersuchungen vorzunehmen. Wir benötigen dazu alle Unterlagen, die Sie in den marsianischen Archiven gefunden haben.«
»Unterlagen über den Krieg zwischen Mars und Deneb?« fragte Flenchinger atemlos.
»Ungefähr«, wich ich aus.
Wo blieben nur die Leute unseres Kommandotrupps! Ich wurde unruhig. Talys Nervosität äußerte sich in einem unaufhörlichen Falten und Lösen ihrer Finger.
»Ich verstehe, Dr. Keleman. Wenn Sie auch nichts sagen dürfen, so nehme ich doch stark an, daß Sie an eine ehemals biologische Kriegsführung zwischen Mars und Deneb denken. Wenn darüber Unterlagen vorhanden sind, dann wünsche ich Ihnen bei der schwierigen Entzifferung viel Glück. Ihr Kurierboot ist das erste Raumschiff, das seit dem Startverbot bei uns gelandet ist. Wie sieht es auf der Erde aus? Es gehen die tollsten Gerüchte um. Ich habe eine Mitteilung meiner vorgesetzten Dienststelle erhalten, wonach die Seuche von diesen Intelligenzlebewesen aus dem System der Sonne Deneb eingeschleppt worden ist. Ich dachte immer, die Zentrale dieses Volkes wäre ausgeräuchert worden. Jetzt tauchen sie doch wieder auf.«
Taly hielt die Hand vor den Mund, um einen Hustenreiz zu unterdrücken. Oberst Flenchinger war genau auf den Punkt zu sprechen gekommen, der mit unserer Planung übereinstimmte. Für die Männer auf dem Mond waren die Deneber an der Seuche schuld. Es mußte unter allen Umständen vermieden werden, die Sprache auf die Venus-Intelligenzen zu bringen, die für die Militärs auf Luna ohnehin ein unbekannter Begriff waren. Die Auseinandersetzungen mit diesen metabolischen Lebewesen waren vor zwei Jahren unter Ausschluß der militärischen Dienststellen allein von der GWA geführt worden.
Man sollte hier glauben, Lebewesen aus einem anderen Sonnensystem hätten sich in der Form der Seuchen bemerkbar gemacht. Nun war Flenchinger ganz von selbst auf das gewünschte Thema gekommen. Unser Plan lief gut an.
»Ich kenne keine genauen Daten«, lenkte ich ab. »Es mag sein, daß es einigen der Fremden gelungen ist, der großen Deneb-Aktion zu entgehen. Das zu klären, gehört nicht zu unseren Aufgaben.«
Flenchinger wollte gerade etwas entgegnen, als die Schiebetüren aus MA-Metall aufglitten.
Sechs GWA-Angehörige in den blauschwarzen Uniformen der »Elitedivision Luna-Port« traten ein. Der siebente Mann war ein Zivilist mit einer deutlich erkennbaren Dienstmaske.
Die Uniformierten verteilten sich im Raum und ließen uns in die Mündungen der Maschinenkarabiner sehen. Endlich waren sie da!
»Bleiben Sie sitzen, legen Sie die Hände auf die Sessellehnen«, klang die scharfe Stimme des Zivilisten auf. »Das gilt auch für Sie, Doktor Petrowna.«
Oberst Flenchinger sah mich starr an. Das plötzlich erwachte Mißtrauen in seinen Augen sagte mir alles. Er war ein beherrschter Mann. Ohne den Blick von mir zu wenden, fragte er betont:
»Darf ich um eine Erklärung bitten? Was ist los?«
Augenblicke später sah er auf die rötlichflimmernde Identifizierungsmarke eines aktiven GWA-Agenten. Damit hatte Flenchinger seine Kommandogewalt verloren.
»Captain LG-67«, stellte sich mein Kollege vor. »Wir haben soeben eine Nachricht aus dem GWAHauptquartier erhalten. Ich muß Sie bitten, für die Dauer meiner Anwesenheit auf jede Aktion zu verzichten. Es tut mir leid, Sir. Dies ist eine Sache der Internationalen Abwehr.«
Flenchinger zog sich hinter seinen Schreibtisch zurück, während Captain LG-67 näher trat, immer darauf bedacht, seinen Soldaten nicht die Schußlinie zu
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