Vorsicht Niemandsland
wurden. Ich kannte das fürchterliche Gefühl bei einem Andruck von fünfzehn Gravos. Deshalb sagte ich warnend:
»Darüber reden wir, wenn wir die dritte Intervallbeschleunigung hinter uns haben und das Plasma-Triebwerk auf den Reisewert von ›normal Eins‹ gedrosselt wird. Diese Belastungen sind etwas für harte und kerngesunde Männer. Leider ist unsere Wissenschaft noch nicht so weit entwickelt, um derartige Qualen beseitigen zu können. Man muß sie aushalten.«
»Sind Sie schadenfroh?«
Ich winkte ärgerlich, ab. Sie war ein seltsames Menschenkind.
»Reden Sie keinen Unsinn. Ich kann schadenfroh lachen, wenn sich ein ›Alleskönner‹ mit dem Hammer auf den Finger schlägt und einen Wutanfall bekommt. Es gibt jedoch keinen Mann, der in einem startenden Raumschiff über einen anderen Menschen grinst. Das ist eine Tortur, verstehen Sie! Ich kenne erfahrene Raumpiloten, die vor jedem Start immer wieder mit Schluckbeschwerden zu kämpfen haben. Nehmen Sie also unbedingt Ihre Kreislaufinjektion, und versuchen Sie nicht, mir gegenüber die Heldin zu spielen. Okay, sagen Sie nichts. Ich will Ihnen doch nur helfen.«
Die Landung auf den Nevada-Fields wurde zum Alptraum. Wir setzten direkt neben dem startklaren Kurierboot auf, das seine Bugspitzen in den Himmel richtete.
Es handelte sich um eine knapp dreißig Meter lange, einstufige Plasma-Rakete, deren Atom-Strahltriebwerk eine moderne Großstadt mit Strom hätte versorgen können. Die vier- und fünf stufigen Raketen der Vergangenheit waren im Verhältnis zu dem Kurierboot turmhohe Giganten gewesen, die einige tausend Tonnen eines chemischen Treibstoffs mitzuschleppen hatten.
Das war längst vorbei! In etwa fünfzehn Minuten würden wir auf dem Plasmastrahl entfesselter und gebändigter Atomenergien in den Raum rasen.
Der Chef hatte ein Wachkommando der GWA zum Platz befohlen. Die Ausweiskontrolle war kurz. Niemand stellte überflüssige Fragen. Unsere Leute wußten genau, worum es bei dem Einsatz ging.
Die beiden Piloten des Raumschnellbootes halfen uns in die vorgeschriebenen Druckanzüge. Nach meinem bezeichnenden Blick auf Taly, meinte der Captain zögernd:
»Okay, Madam, lassen Sie den Druckhelm unten. Eigentlich ist das verboten, aber es ist kein angenehmes Gefühl, dieses Gebilde über dem Kopf zu tragen. Wollen wir hoffen, daß wir keinen Druckverlust erleben. Größere Meteore kommen zwar ziemlich selten vor, aber behalten Sie den Helm in Griffweite. Wenn es in der Wandung zu pfeifen beginnt, lassen Sie ihn schleunigst in die Magnetverschlüsse einrasten. Ich, eh, Sie auch?«
Er sah mich unwillig an.
»Ich auch«, sagte ich kompromißlos. »Ich sehe nicht ein, daß man unbedingt mit einem hermetisch geschlossenen Anzug starten muß. Letztens habe ich mir auf dem Nackenwulst des Helmes bald das Genick gebrochen.«
»Unmöglich«, wehrte der Erste Pilot ab. »Die Nackenstütze paßt sich pneumatisch an. Weicher können Sie überhaupt nicht liegen.«
Wir kletterten dennoch ohne Druckhelme auf unsere Konturlager und ließen uns anschnallen. Dann wurden uns die Kreislaufinjektionen gegen den Andruck verabreicht. Die Spritzen wirkten ausgezeichnet, nur vermittelten sie hinterher ein Gefühl der Taubheit. Nervenreflexe wurden dadurch weitgehend ausgeschaltet.
Unser Spezialgepäck war verladen. Die Luftschleuse wurde geschlossen. Die Klimaanlage begann zu arbeiten. Gleich darauf lief der kleine Stromreaktor an.
Als Hilfsaggregat hatte er den notwendigen Strom zum Aufbau der hochgespannten Schirmfelder für die Reaktions-Brennkammer und die energetische Abschirmung der
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