Vorsicht Niemandsland
ankommen, ob wir eines Tages große Serummengen einfliegen können.«
Taly nickte wortlos. Sie schien sehr gefaßt. Mich überfiel jedoch nach wie vor ein ungutes Gefühl, sobald ich an ihre Begleitung dachte. Wenn das nur gutging!
Die führenden Männer der irdischen Abwehr brachten uns nach oben zur Landeplattform des GWA-Turmbunkers. Der schnelle Transporter wartete bereits. Als Taly im Druckschott verschwand, sagte der Chef rauh:
»Konnat, vergessen Sie nichts. Berücksichtigen Sie den winzigsten Punkt unserer Planung. Diese Maschine kann nur dann laufen, wenn jedes Rädchen genauestens seine Funktion erfüllt. Nach Ihrem Start werde ich das Hauptquartier auf den Mond verlegen, damit ich Sie mit der dortigen Großstation jederzeit ereichen kann. Die fünf Großraumtransporter befinden sich bereits auf der äußeren Kreisbahn. Sobald Sie gestartet sind, rasen die Schiffe hinter Ihnen her. Sie werden jedoch zwei Monate benötigen, um den Mars zu erreichen. Wenn Sie dringend Hilfe brauchen, greifen Sie auf Ausweichplan B zurück. Dazu ist es erforderlich, daß Sie Ihr Raumschiff jederzeit startklar haben.«
Ich fühlte seine breite Hand meinen Arm umspannen. Hilflos, verlegen um eine bessere Antwort, sagte ich:
»Chef, wir werden tun, was in unserer Macht steht. Sorgen Sie nur für die erforderlichen Ablenkungsmanöver. Und – machen Sie sich keine überspitzten Hoffnungen! Es ist durchaus noch nicht sicher, ob die Fremden überhaupt ein Heilmittel besitzen. Schließlich wollten sie mit der Seuche die Menschheit angreifen. Ich sehe nicht unbedingt ein, warum sie sich um ein Gegenmittel bemüht haben sollten. Irgendwie erscheint mir dieser Gedanke nicht ausreichend fundiert. Oder meinen Sie, die Intelligenzen trügen sich mit der Absicht, die erkrankten Menschen später wieder zu heilen?«
Reling wirkte plötzlich alt und müde.
»Behalten Sie Ihre Überlegungen für sich. Ich kenne sie bereits in noch besserer Ausführung. Das ›Gedächtnis‹ hat es nicht übersehen. Immerhin besteht eine große Wahrscheinlichkeit, zumindest die wahren Ursachen über die Seuche zu erfahren. Es genügt uns schon, wenn wir das genau wüßten. Dann könnten wir ein Heilmittel entwickeln. – Nun denn, Worte sind sinnlos. Fliegen Sie los, und denken Sie daran, daß wir auf Ihre Einsatzergebnisse warten. Wir alle – die gesamte Menschheit. Viel Glück!«
Fröstelnd bestieg ich die kleine Druckkabine unserer Maschine. Als ich mich angeschnallt hatte und die Gasturbine der Rotorkränze aufzuheulen begann, erschien Relings Gesicht für einen Augenblick im gedämpften Licht der Plattform-Scheinwerfer. Dann hoben wir im Vertikalstart ab. Die stürmische Novembernacht verschluckte uns.
Weit über dem Hauptquartier begann das kernchemische Atom-Strahltriebwerk zu arbeiten. Das Medium Luft wurde angesaugt, von der thermischen Energie des Kernprozesses erhitzt und mit hoher Strahlgeschwindigkeit durch die Düsen ausgestoßen.
Wir rasten auf dem tosenden Gasstrahl in den wolkenbedeckten Himmel. Der Flug zum gewaltigen Raumflughafen der Nevada-Fields sollte etwa fünfzehn Minuten dauern.
Als wir die Schallmauer im Steigflug durchbrochen hatten und sich das Donnern des Triebwerks mäßigte, meinte Taly mit nervösem Auflachen:
»Okay, dann wären wir also soweit. Wie fühlen Sie sich?«
Ich sah sie lange an. Die hohe Beschleunigung schien sie kaum zu bemerken. Also war sie wenigstens diesen rein körperlichen Belastungen gewachsen. Ich dachte jedoch an die üblichen Startmanöver der sehr schnellen Kurierboote, die beim Sechs-Stunden-Flug zum Mond mit wesentlich härteren Werten beschleunigt
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