Vorsicht Niemandsland
Rolle als russische Wissenschaftlerin ausgezeichnet. Sie gab sich zurückhaltend, gelegentlich sogar etwas abweisend. Nun, besser konnte sie nicht handeln. Unser Einsatz war ins aktive Stadium getreten.
Mit einem prüfenden Blick zur summenden Klima- und Luftreinigungsanlage bot Oberst Flenchinger Zigaretten an. Der noch recht junge Mann mit den stahlblauen Augen schien nach geeigneten Worten zu suchen. Immer wieder musterte er mein Biogesicht. Schließlich ließ er die Katze aus dem Sack. Er wählte die englische Sprache, obwohl ich als europäisch-deutscher Wissenschaftler galt.
»Ihr Name ist mir nicht unbekannt, Dr. Keleman«, meinte er bedächtig. »Sie genießen ›unten‹ einen guten Ruf.«
Er deutete mit dem Zeigefinger auf den Fußboden, als befände sich die Erde direkt darunter. Es war seltsam, daß die Männer auf Luna von »unten« sprachen, wenn sie die Terra meinten.
Ich neigte leicht den Kopf. Das große Spiel um Sein oder Nichtsein hatte begonnen.
Innerlich begann ich zu fiebern. Wenn wir uns auf das Einsatzkommando der GWA verlassen konnten, mußte die Tatsache unserer Ankunft einen ziemlichen Wirbel auslösen.
Zwei Tage nach dem Funkspruch von Pater Fernando war eine übergeordnete Weltsicherheitsbehörde gegründet worden. Nachdem die militärische Allianz bereits bestanden hatte, waren die führenden Politiker der Erde zu dem Schluß gekommen, daß eine übergeordnete Instanz nach dem beispielhaften Muster der GWA unerläßlich wäre.
So war die »Internationale-Abwehr-Koalition« unter dem Vorsitz von General Reling genehmigt und geschaffen worden. Der GWA-Chef galt im Rahmen seiner nun weltweiten Verantwortung als Generalsekretär der IAK. General Reling war einstimmig gewählt worden.
Ich erwähne das an dieser Stelle, weil unsere Sonderlegitimationen vom Generalsekretär der IAK ausgestellt und unterzeichnet worden waren.
Mit dem Entstehen dieser gigantischen Organisation war es erstmalig in der Weltgeschichte gelungen, die Geheimdienste sämtlicher Völker unter »einen Hut« zu bringen. Welche Möglichkeiten sich dadurch ergaben, war mir bereits anläßlich der Einsatzbesprechung klargeworden.
Das endlich erreichte Zusammengehen war ein großer Vorteil zur Wahrung der Interessen aller Menschen. Der Zusammenschluß der Geheimdienste konnte unter Umständen im weiteren Verlauf zur Bildung einer echten Weltregierung führen. So betrachtet, war es fast zu begrüßen, daß sich erdenfremde Lebewesen in unsere Angelegenheiten eingemischt hatten. Die menschliche Vernunft und der gute Wille hatten die Oberhand gewonnen.
Das meinte auch Oberst Flenchinger, als er zögernd fortfuhr:
»Ich bin überrascht, Sie mit diesen Papieren ausgerüstet zu sehen. Sie kommen sozusagen im Auftrag der höchsten Instanz, die es jemals auf der Erde gegeben hat. Selbstverständlich bin ich neugierig, was Sie mir bitte verzeihen wollen. Darf ich einige Fragen stellen? Ich muß Sie pflichtgemäß darauf aufmerksam machen, daß ich keineswegs dazu berechtigt bin. Wenn Sie antworten wollen, kann ich Ihnen nur dankbar sein. Wir sind hier etwas abgeschnitten, wissen Sie!« fügte er mit einem kleinen Lächeln hinzu.
Taly sah mich an. Auch sie schien vom Verhalten des militärischen Kommandanten in Zonta beeindruckt zu sein. Ich bedauerte es, diesen Mann belügen zu müssen.
»Sir, ich kann Ihnen leider nicht viel sagen. Wie Sie wissen, ist über die Menschheit ein schweres Unheil hereingebrochen. Es ist uns bisher nicht gelungen, ein Heilmittel gegen die Seuche zu finden. Dr. Klara Petrowna und ich
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