Vorsicht Niemandsland
jetzt einen Scherz machte, wirkte er inhaltslos und an den Haaren herbeigezogen.
Er erhob sich von der breiten Liege, die mit einem leisen Zischen in ihre alte Stellung zurückglitt. Hannibal fluchte unbeherrscht. Seine Stimmung war nicht die beste.
Etwas schwerfällig ging er auf mich zu. Ich stand vor der doppelwandigen Hermetiktür aus MA-Metall. In der Festung war jeder Raum in sich abgeschlossen. Kein Wunder, daß es den Denebern nicht gelungen war, das Fort zu erobern.
Hannibal blieb vor mir stehen und legte den Kopf in den Nacken. Ich sah in seine hellblauen Augen.
»So geht es nicht weiter«, flüsterte er gepreßt, »so nicht, Großer! Unser Plan schlägt fehl. Entweder glaubt man nicht an unser angebliches Denebertum, oder man hält es nicht für erforderlich, unsere Dienste zu beanspruchen. Das sagt mir meine Logik, verstehst du! Wenn wir für die Geschöpfe so unendlich wichtig wären wie angenommen, hätten sie sich längst gemeldet. Schmackhafter konnten wir es ihnen nicht machen. Leichter auch nicht mehr. Ich frage mich, was wir falsch gemacht oder was wir unterlassen haben.«
»Nichts, überhaupt nichts«, warf Taly ein. Sie brachte sogar ein Lächeln zustande.
Seit einigen Tagen Marszeit hatte sie darauf verzichtet, das Bild ihres Jungen in unserer Gegenwart aus der Tasche zu ziehen und zu betrachten. Sie tat es nur noch, wenn sie uns im tiefen Schlaf glaubte. Ich hatte sie oft heimlich beobachtet.
Taly war eine bewundernswerte Frau. Sie hatte sich zum ruhenden Pol innerhalb unserer kleinen Gemeinschaft entwickelt. Dabei war es für sie nicht immer leicht, mit zwei Männern und einem Mutanten auf engstem Raum zusammenzuleben.
Wir kamen praktisch nicht aus den Kleidern heraus. Die Waschgelegenheit in dem Nebenraum war marsianischen Ursprungs. Wir konnten sie nicht in Betrieb setzen, so daß wir auf Kunststoffschüsseln angewiesen waren.
»Abwarten«, ertönte Manzos Stimme. »Nur nicht den Mut verlieren. Sie melden sich noch, ich fühle es. Unsere Zeit wird kommen.«
Er formte seine prankenartigen Hände zu einem imaginären Griff. Mich fröstelte, als ich diese Bewegung sah. Der Mutant trug seit zehn Tagen seinen sogenannten »Einsatzhöcker«, der sich bei früheren Einsätzen glänzend bewährt hatte. Eine bessere Tarnung gab es nicht. Manzos ohnehin monströse Gestalt war durch den Höcker aus künstlich gezüchtetem Gewebe noch furchterregender geworden. In dem großen Hohlraum des von unseren Biomedizinern aufgepflanzten Buckels befand sich unsere Spezialausrüstung. Es war allerdings fraglich, ob wir sie diesmal anwenden konnten.
»Wir müßten Pater Fernando finden«, sagte Taly leise. »Ich glaube nicht, daß man ihn getötet hat, obwohl er bestimmt etwas zuviel wußte. Wo mag er sein? Kann er sich nicht melden?«
Mein Auflachen klang verbittert. Die Situation war wirklich verzweifelt. Obendrein war General Stafford nach wie vor der Meinung, Profeß Fernando befände sich längst auf der Erde. Eigenartigerweise gehörte der General nicht zu den beeinflußten Menschen. Man hatte ihn aus unerklärbaren Gründen verschont. Zumindest hatte Manzo bei dem unauffälligen Test nichts bemerken können.
Auch das war eine Niederlage gewesen, denn meiner Ansicht nach hätte man zuerst den Kommandierenden General des Marsstützpunktes angreifen müssen. All das zeugte für eine nichtmenschliche Logik; für ein durch und durch fremdes, unverständliches Verhalten.
»Setz dich wieder, es ist besser«, sagte ich mit möglichst ausgeglichen klingender Stimme. »Wir haben tagelang das Für und Wider diskutiert. Damit kommen wir nicht weiter. Setz dich, Kleiner. Wir haben keine
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