Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorsicht Niemandsland

Vorsicht Niemandsland

Titel: Vorsicht Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
jetzt einen Scherz mach­te, wirk­te er in­halts­los und an den Haa­ren her­bei­ge­zo­gen.
    Er er­hob sich von der brei­ten Lie­ge, die mit ei­nem lei­sen Zi­schen in ih­re al­te Stel­lung zu­rück­g­litt. Han­ni­bal fluch­te un­be­herrscht. Sei­ne Stim­mung war nicht die bes­te.
    Et­was schwer­fäl­lig ging er auf mich zu. Ich stand vor der dop­pel­wan­di­gen Her­me­tik­tür aus MA-Me­tall. In der Fes­tung war je­der Raum in sich ab­ge­schlos­sen. Kein Wun­der, daß es den De­ne­bern nicht ge­lun­gen war, das Fort zu er­obern.
    Han­ni­bal blieb vor mir ste­hen und leg­te den Kopf in den Nacken. Ich sah in sei­ne hell­blau­en Au­gen.
    »So geht es nicht wei­ter«, flüs­ter­te er ge­preßt, »so nicht, Großer! Un­ser Plan schlägt fehl. Ent­we­der glaubt man nicht an un­ser an­geb­li­ches De­ne­ber­tum, oder man hält es nicht für er­for­der­lich, un­se­re Diens­te zu be­an­spru­chen. Das sagt mir mei­ne Lo­gik, ver­stehst du! Wenn wir für die Ge­schöp­fe so un­end­lich wich­tig wä­ren wie an­ge­nom­men, hät­ten sie sich längst ge­mel­det. Schmack­haf­ter konn­ten wir es ih­nen nicht ma­chen. Leich­ter auch nicht mehr. Ich fra­ge mich, was wir falsch ge­macht oder was wir un­ter­las­sen ha­ben.«
    »Nichts, über­haupt nichts«, warf Ta­ly ein. Sie brach­te so­gar ein Lä­cheln zu­stan­de.
    Seit ei­ni­gen Ta­gen Mars­zeit hat­te sie dar­auf ver­zich­tet, das Bild ih­res Jun­gen in un­se­rer Ge­gen­wart aus der Ta­sche zu zie­hen und zu be­trach­ten. Sie tat es nur noch, wenn sie uns im tie­fen Schlaf glaub­te. Ich hat­te sie oft heim­lich be­ob­ach­tet.
    Ta­ly war ei­ne be­wun­derns­wer­te Frau. Sie hat­te sich zum ru­hen­den Pol in­ner­halb un­se­rer klei­nen Ge­mein­schaft ent­wi­ckelt. Da­bei war es für sie nicht im­mer leicht, mit zwei Män­nern und ei­nem Mu­tan­ten auf engs­tem Raum zu­sam­men­zu­le­ben.
    Wir ka­men prak­tisch nicht aus den Klei­dern her­aus. Die Wasch­ge­le­gen­heit in dem Ne­ben­raum war mar­sia­ni­schen Ur­sprungs. Wir konn­ten sie nicht in Be­trieb set­zen, so daß wir auf Kunst­stoff­schüs­seln an­ge­wie­sen wa­ren.
    »Ab­war­ten«, er­tön­te Man­zos Stim­me. »Nur nicht den Mut ver­lie­ren. Sie mel­den sich noch, ich füh­le es. Un­se­re Zeit wird kom­men.«
    Er form­te sei­ne pran­ken­ar­ti­gen Hän­de zu ei­nem ima­gi­nären Griff. Mich frös­tel­te, als ich die­se Be­we­gung sah. Der Mu­tant trug seit zehn Ta­gen sei­nen so­ge­nann­ten »Ein­satz­hö­cker«, der sich bei frü­he­ren Ein­sät­zen glän­zend be­währt hat­te. Ei­ne bes­se­re Tar­nung gab es nicht. Man­zos oh­ne­hin mons­trö­se Ge­stalt war durch den Hö­cker aus künst­lich ge­züch­te­tem Ge­we­be noch furchter­re­gen­der ge­wor­den. In dem großen Hohl­raum des von un­se­ren Bio­me­di­zi­nern auf­ge­pflanz­ten Bu­ckels be­fand sich un­se­re Spe­zi­al­aus­rüs­tung. Es war al­ler­dings frag­lich, ob wir sie dies­mal an­wen­den konn­ten.
    »Wir müß­ten Pa­ter Fer­n­an­do fin­den«, sag­te Ta­ly lei­se. »Ich glau­be nicht, daß man ihn ge­tö­tet hat, ob­wohl er be­stimmt et­was zu­viel wuß­te. Wo mag er sein? Kann er sich nicht mel­den?«
    Mein Auf­la­chen klang ver­bit­tert. Die Si­tua­ti­on war wirk­lich ver­zwei­felt. Oben­drein war Ge­ne­ral Staf­ford nach wie vor der Mei­nung, Pro­feß Fer­n­an­do be­fän­de sich längst auf der Er­de. Ei­gen­ar­ti­ger­wei­se ge­hör­te der Ge­ne­ral nicht zu den be­ein­fluß­ten Men­schen. Man hat­te ihn aus un­er­klär­ba­ren Grün­den ver­schont. Zu­min­dest hat­te Man­zo bei dem un­auf­fäl­li­gen Test nichts be­mer­ken kön­nen.
    Auch das war ei­ne Nie­der­la­ge ge­we­sen, denn mei­ner An­sicht nach hät­te man zu­erst den Kom­man­die­ren­den Ge­ne­ral des Mar­s­stütz­punk­tes an­grei­fen müs­sen. All das zeug­te für ei­ne nicht­mensch­li­che Lo­gik; für ein durch und durch frem­des, un­ver­ständ­li­ches Ver­hal­ten.
    »Setz dich wie­der, es ist bes­ser«, sag­te ich mit mög­lichst aus­ge­gli­chen klin­gen­der Stim­me. »Wir ha­ben ta­ge­lang das Für und Wi­der dis­ku­tiert. Da­mit kom­men wir nicht wei­ter. Setz dich, Klei­ner. Wir ha­ben kei­ne

Weitere Kostenlose Bücher