Vorsicht Niemandsland
erschöpft; bis zur Inhaltslosigkeit ausgelotet. Das große Schweigen war eingetreten.
Vor vier Marstagen hatte sich der seltsame Überfall auf Kenonewes Zehnmann-Expedition ereignet. Seitdem war nichts mehr geschehen.
Vor zwei Tagen hatte ich deshalb einen verzweifelten Entschluß gefaßt. Ich hatte den Deneber unter strengster Geheimhaltung in die Festung bringen lassen. Dr. Mirnam hatte das Gesicht des weiblichen Trägerkörpers mit einer GWA-Einsatzmaske getarnt. Der Deneber war als irdischer Techniker erschienen.
Zusammen mit ihm hatten wir uns einige wichtige Anlagen der Festung angesehen. Das war mit großem Aufwand durchgeführt worden, nachdem es feststand, daß der Deneber nicht zu erkennen war.
Coatla hatte sich zu meiner Erleichterung zugänglich gezeigt. Er hatte mir in stundenlangen, ausgesprochen strapaziösen Kurzlehrgängen gezeigt, wie man sich in der Schaltzentrale für die titanischen Energiestationen der Festung zu bewegen hatte.
Weiter als über ein einfaches »Knopfdruck-Wissen« war ich nicht hinausgekommen; aber das reichte mir schon. Ich kannte auch die wichtigsten Symbole der marsianischen Kontrolleinheiten. Allerdings beschleunigte sich mein Herzschlag, wenn ich an die Gewalten dachte, die man mit einigen komplizierten Schaltvorgängen freisetzen konnte.
Der kleinste thermonukleare Stromreaktor der Festung lieferte runde fünf Millionen Kilowattstunden! Was mochte erst los sein, wenn man die Riesenaggregate anlaufen ließ! Es war nicht auszudenken.
Ich hatte Coatla zum Kreuzer zurückbringen lassen. Das lag nun zwei Tage zurück. Als sich heute früh wieder nichts ereignet hatte, war ich gezwungen gewesen, den letztmöglichen Köder auszulegen. Ich hatte über Oberst Minhoe die Nachricht verbreiten lassen, die vier »Deneber« sollten infolge taktischer Gründe zur Erde zurückgebracht werden. Wenn die Unbekannten jetzt nicht anbissen, dann war ich aber wirklich am Ende meiner Phantasie angelangt.
Die Ermittlungen durch TS-19 waren inzwischen auch abgeschlossen. Es hatten sich keine weiteren Anhaltspunkte ergeben. Der berühmte »rote Faden« war gerissen.
Von Pater Fernando, auf den wir allergrößte Hoffnungen gesetzt hatten, hörte man nichts. Er blieb ebenso verschollen wie der Chirurg Dr. Franklin Molmer. Auch der dritte, spurlos verschwundene Mann war nicht auffindbar. Es handelte sich um den italienischen Wissenschaftler Dr. Guido Tarabochia, der ebenfalls vor etwa elf Monaten zum Mars gekommen war.
Dr. Tarabochia hatte den Auftrag gehabt, den Mars auf gefährlich erscheinende Mikrolebewesen zu untersuchen. Aus seinen vorliegenden Forschungsberichten ging hervor, daß er hier noch nicht einmal Schnupfenerreger entdeckt hatte. Der Mars war wie tot. Sogar die zum Wachstum wichtigen Bodenbakterien konnten in nur geringem Maße nachgewiesen werden. Aus diesem Grunde war die geringe Vegetation des Planeten auch nicht mehr verwunderlich.
All das sagte uns, daß es auf dieser toten Welt nichts geben konnte, was die Marsseuche verursacht hatte. Da waren tatsächlich andere Kräfte am Werk.
Meine Falschmeldung über die Heimkehr der vier »Deneber« war bereits neun Stunden alt. Der fünfzehnte Tag unseres gefängnisähnlichen Aufenthaltes mußte bald beginnen. Draußen, jenseits der meterstarken Wände aus unzerstörbarem MA-Metall, war die Sonne schon untergegangen. Mars erlebte wieder eine seiner bitterkalten Nächte.
Wir ruhten auf unseren bequemen Liegen und starrten zur Decke empor. Die Beleuchtung hatte ich endlich abdämpfen können, nachdem mir
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