Vorsicht Niemandsland
Fehler gemacht.«
»Keine erkennbaren, ja«, murrte er. »Eben das macht mich nervös.«
Als er sich umdrehte, vernahm ich das Zischen der äußeren Hermetiktür. Gleich darauf glitt das Innenschott auf.
Meine angespannte Haltung lockerte sich. TS-19 trat in Begleitung einiger unserer Männer ein. Kapitän Stepan Tronsskij war zur Zeit Chef der Wache. Er grinste mich breit an. Die Atemmaske seines Luftverdichters baumelte an den Halteklammern des Absorberhelms. Wir sprachen kein Wort, bis Manzo die Prüfung beendet hatte. Seine Weisung lautete dahingehend, jeden eintretenden Menschen, egal um wen es sich handelte, augenblicklich zu testen. Mehr konnten wir zu unserer Sicherheit nicht tun.
»Okay, Sir«, dröhnte es durch den Raum. »Einwandfrei.«
»Welch ein Glück.« Tronsskij atmete auf. Er hatte seinen Zynismus noch nicht verloren. »Wer fängt an? Sie?«
Er sah TS-19 so auffordernd an, daß ich jäh unruhig wurde. Der Kollege zog die unbequeme Dienstmaske vom Gesicht. Er war schweißüberströmt. Dennoch gab sich TS-19 ruhig und gelassen. Er schien in der Tat keine Nerven zu besitzen.
»Damit ich einmal Luft in die Poren bekomme«, meinte er entschuldigend. »Schlechte Nachrichten, Sir. Wir haben wieder einen Funkspruch der großen Mondstation aufgefangen. Neue Daten liegen nicht vor. Der Chef wird bald verrückt, und die Wissenschaft der Erde kommt nicht voran. Die Seuchengebiete müssen immer schärfer abgeriegelt werden. Sämtliche Truppeneinheiten der Welt sind dafür aufgeboten worden. Die Kranken haben nun fast ausnahmslos die letzten Nervenreflexe verloren. Es zeigen sich äußerst bedenkliche Verfallserscheinungen an den Gewebewucherungen. Das ist alles, Sir. Mehr wurde uns nicht mitgeteilt. Es ist klar, daß der Chef am Ende ist. Neue Einflüge ins Weltraum-Hoheitsgebiet der Erde sind nicht erfolgt. Haben Sie besondere Anweisungen? Oberst Minhoe fragte danach. Vielleicht einen Funkspruch?«
Ich schüttelte wortlos den Kopf. Nein, keine besonderen Anweisungen. Es war wie jeden Tag, wenn TS-19 zur Berichterstattung erschien.
»Schön, dann bin ich an der Reihe!« erklärte Tronsskij mit einem so eigenartigen Unterton, daß meine depressive Stimmung unverhofft rasch verflog. Hannibal fuhr von seinem Lager hoch. Tronsskijs Gesichtsausdruck glich dem eines Mannes, der nach schwersten Mühen einen Sieg errungen hat.
»Vor einer knappen Stunde wurde unsere Zehnmann-Expedition unter der Führung von Naru Kenonewe jenseits der östlichen Hügelketten und dicht vor dem äquatorialen Ringkanal angegriffen!«
Es war, als wäre eine Bombe explodiert. Niemand sagte etwas, aber unsere Blicke und angespannten Gesichter drückten genug aus.
»Weiter!« stöhnte ich. »Mensch, reden Sie doch schon. Was geschah sonst noch?«
»Zum Glück nicht viel. Kenonewe war auf der Hut. Natürlich trugen er und seine Männer die Absorberhelme, sonst wäre bestimmt etwas passiert. Er wurde von einem flachgebauten, offenbar unbemannten Fahrzeug überraschend angegriffen, aber nicht mit normalen Waffen. Er berichtete über Funk, er hätte plötzlich ein hartes, suggestives Ziehen im Kopf bemerkt. Danach hätte ein schnelles Hämmern eingesetzt, aus dem eine befehlende aber unklare Stimme herauszuhören gewesen wäre. Ein rein mechanisches Ding war bestrebt, die Willenskraft unserer Männer auszuschalten. Kenonewe ließ das Fahrzeug sofort unter Feuer nehmen. Unsere normalen Maschinenwaffen versagten kläglich. Die Explosionsgeschosse erreichten nicht einmal die Wandungen des fremden Wagens. Sie detonierten vorher in einem rötlichen Flimmern.
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