Vorsicht Playboy
kam, vergaß sie alle guten Vorsätze.
Ihr wurde bewusst, dass er den Telefonhörer auflegte, und sie öffnete die Augen wieder. Joel kam zu ihr zurück und strich ihr über die Arme.
“Das war mein Nachbar Wilf, der wissen wollte, ob wir das Schneechaos gut überstanden haben”, berichtete er. „Er ist mit seinem Traktor unterwegs, um die Straßen zu den entfernter liegenden Häusern räumen zu helfen. Wenn das Schneetreiben heute noch aufhört, kommt er rüber und räumt die Zufahrtsstraße.
Falls nicht, meldet er sich hier frühestens morgen.” Nachdenklich blickte Joel auf Kathryns Mund. “Wo sind wir stehen geblieben …“ Er wollte sie erneut in die Arme ziehen, doch sie hatte sich wieder etwas gefangen und hob abwehrend die Hände.
“Nein. Bitte nicht.”
“Ehe Wilf anrief, waren Sie nur zu bereit, mit mir oben im Bett zu landen”, gab Joel zu bedenken.
Das konnte sie nicht abstreiten. “Ihr Freund hat genau im richtigen Moment angerufen”, erklärte sie gefasst.
“Sie meinen, er hat Ihnen Zeit gegeben, es sich anders zu überlegen”, bemerkte Joel trocken.
“Dieses Vorrecht nehmen wir Frauen für uns in Anspruch.” Kathryn war klar, dass sie ihn mit ihrem Verhalten hatte glauben machen, sie würde mit ihm schlafen. Und sie hätte es wohl auch getan, wenn das Telefon sie nicht gestört hätte. “Tut mir Leid.”
Joel gab sie frei und trat etwas zurück. “Es braucht Ihnen nicht Leid zu tun.
Zugegeben, ich bin enttäuscht, aber es gibt andere Male. Und ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich eine Frau niemals bedrängen würde.” Er kehrte zur Anrichte zurück, wo sein Becher stand, hielt die Kanne hoch und warf Kathryn einen fragenden Blick zu. “Kaffee?”
“Ja, bitte.” Sie hatte sich jetzt wieder voll im Griff. “Offenbar sind Sie ein Gentleman, wie meine Mutter sagen würde, während ich mich nicht gerade damenhaft benommen habe. Ich hätte mich nicht herausfordern lassen dürfen”, fügte sie hinzu und kam zögernd auf Joel zu.
Er drehte sich um und reichte ihr einen Becher Kaffee. “Glauben Sie mir, Kathryn, Sie können einem ganz schön einheizen. Deshalb werde ich jetzt erst mal kalt duschen”, erklärte er.
Sie sah ihm in die blauen Augen und entdeckte etwas Beängstigendes: Sie hatte sich in ihn verliebt.
Die Erkenntnis machte alles, was bisher gewesen war, so einfach und auch wieder unglaublich kompliziert. Jetzt wusste sie, dass sie schon beim ersten Blick in diese Augen verloren gewesen war. Sie hatte sich auf einen Kampf eingelassen, den sie nicht gewinnen konnte. Während sie noch geglaubt hatte, mit Joel zu flirten, hatte sie sich in ihn verliebt. Das Problem war nur: Er liebte die Frauen, aber er glaubte nicht an die Liebe. Zu einem Flirt, einer unverbindlichen Affäre war Joel nur allzu zu bereit. Zu mehr nicht. Er war ihre große Liebe, doch er liebte sie nicht und würde sie niemals lieben …
“Alles in Ordnung, Kathryn?” fragte er besorgt.
Unwillkürlich wich sie zurück und umklammerte den Becher, wie um daran Halt zu finden. “Alles bestens”, erwiderte sie ein wenig zu schnell. “Mir ist nur gerade etwas eingefallen.”
“Zu den fehlenden Dateien?”
“Nein, nein. Es war etwas Persönliches, das nichts mit der Arbeit zu tun hat.”
“Möchten Sie darüber sprechen, Kathryn?” Joel nahm seinen Becher auf und folgte ihr zum Tisch.
Ihr Lachen klang leicht hysterisch. Das war das Allerletzte, worüber sie mit Joel reden wollte. „Im Moment nicht. Es ist weiter nichts.”
Er hatte sich ihr gegenüber an den Tisch gesetzt und wirkte keineswegs überzeugt. “Sie haben ein Gesicht gemacht, als hätten Sie einen Geist gesehen”, bemerkte er.
Damit lag er gar nicht so falsch. Den Geist all ihrer Träume und Hoffnungen.
Sie hatte es immer für selbstverständlich gehalten, dass der Mann, in den sie sich einmal verliebte, ihre Gefühle erwiderte. Wie naiv sie doch gewesen war!
Man konnte sich auch in jemand verlieben, der. gar nicht zur Liebe fähig war, weil er nicht an die Liebe glaubte.
Mit bebenden Fingern strich Kathryn sich eine ungebärdige Haarsträhne hinters Ohr, dann lächelte sie und schlug einen lockeren Ton an. “Nein, keinen Geist. Mir ist nur plötzlich eine bittere Wahrheit aufgegangen.” Joel durfte nicht einmal ahnen, wie es um sie stand. Wenn sie seine Liebe nicht haben konnte, sein Mitleid wollte sie schon gar nicht.
Mitfühlend betrachtete er sie. “Das haben Wahrheiten nun mal so an sich”, pflichtete er ihr
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