Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorsicht, Zickenzone

Vorsicht, Zickenzone

Titel: Vorsicht, Zickenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Koller , Claudia Rieß
Vom Netzwerk:
Frage stellte: »Warum holen Sie Ihren Sohn auch schon um 15 Uhr ab?«, fragte ich fassungslos: »Sie haben keine Kinder?«.
    Â»Doch«, entgegnete sie knapp und meinte: »Das hält mich nicht davon ab, bis abends zu arbeiten.«
    Lange Rede, kurzer Sinn. Es ging darum, mir ein Abfindungsangebot zu unterbreiten. Kein Win-Win. Natürlich nicht. Sondern eines, das der Gegenseite gefiel. Nach weiteren Monaten des zermürbenden Tauziehens einigte man sich. Dass meine Anwältin dann ganz anders abrechnete als vereinbart, steht auf einem anderen Blatt. Blöd nur, dass dieser Erfahrungswert in der Höhe eines Kleinwagens lag. Rechnet man die Kosten fürs Familiengericht dazu: inklusive Metallic-Lackierung, beheizbaren Sitzen und Einparkhilfe für Schwachmotoriker. Das nächste Mal weiß ich: Job ist Job. Tatsächlich habe ich bis heute nicht begriffen, warum hier plötzlich andere Regeln galten. Weil Geld geflossen ist? Bei meinem Ex-Mann, einem versierten Zahlengenie, war’s – schwacher Trost – im Übrigen auch so.

Süße Droge Macht
    M acht verleiht einem das Gefühl zu schweben, großartig und etwas ganz Besonderes zu sein. Sie erhebt einen mittels Position über andere und lässt einen – Ihre Nase gefällt mir oder nicht – jemanden fördern oder versanden. Vorstände, Manager und Managerinnen, Teamleiter und Teamleiterinnen, Politiker und Politikerinnen besitzen sie. Aber auch Frauen, die sich im Glanze ihres Gatten sonnen, und natürlich Leiterinnen von Kindertagesstätten.
    Und weil der Weg ins Aufnahmeverfahren solcher Stätten nicht einfach ist, ist man als Mutter sensibilisiert. Vor allem als Greenhorn beim ersten Kind. Doch der Reihe nach: Um gleich nach der Entbindung wieder arbeiten zu können, hatte ich mich bereits mit Babybauch in den Krippen meiner nächsten Umgebung angemeldet. Meine Bekannte Franka gab mir den Tipp. Sie hatte einen Platz ergattert, da war ihr Sohn noch keine neun Monate alt. Natürlich war es ein seltsames Gefühl, das Eisen in dem Stadium schon zu schmieden. Doch war ich nicht die einzige: Fast jede zweite Frau hier in der Dienstags-Sprechstunde der Krippe war schwanger.
    Bis zum Geburtstermin hatte ich jedoch keine Zusage. Von keiner der sechs Kindertagesstätten, bei denen ich vorsprach. Mehrmals rief ich zwischendurch an, um mein ganz besonderes Interesse zu bekunden. Denn »dringlich« war mein Status nicht. Ich war keine 16 Jahre und ungewollt schwanger oder arbeitslos und Single. In einem solchen Fall würde man bevorzugt behandelt, nicht aber als Selbstständige. Also musste ich ein weiteres Register ziehen und griff zu Stift und Papier. Im Namen meines Sohnes schilderte ich, wie er das Licht der Welt erblickt hatte und sich nun bei der Krippenleitung persönlich vorstellen wollte (ich ging denen vermutlich gehörig auf den Zeiger!). Mit dem Abdruck seines kleinen Händchens unterzeichnete ich das Schreiben und legte es dem Anmeldeformular bei. Mit dem bestätigte ich die Geburt meines Kindes und die weitere Notwendigkeit für einen Krippenplatz.
    Wieder blieb ein Echo aus. Also verbreiterte ich den Radius meiner Suche und nahm noch ein paar Krippen dazu. Dienstag zwischen 14 und 16 Uhr fand ich mich wieder zu den Sprechstunden ein und harrte in einem Pulk von wartenden und werdenden Müttern aus. Manch eine hatte ihr Strickzeug dabei, andere ihr Kind oder den Vater. Einige der männlichen Beisitzer führten dicke Aktenordner mit, die da raunten: »Guck mal, was ich schon alles unternommen habe, um einen Krippenplatz zu ergattern. Obendrein bin ich ordentlich, das beste Vorbild für meinen Sprössling.«
    Den Blick dösig in eine endlose Weite gerichtet, saßen wir da, aber wehe die Tür des Büros ging auf. Dann wurde die freundlichste Miene angeknipst und man zeigte sich – wie beim Vorstellungsgespräch für den Traumjob – von seiner allerbesten Seite. Man wollte gefallen und diesen verdammten Betreuungsplatz ergattern! Umso ernüchternder die Aufnahmeprozedur. Keine der Leiterinnen wollte einen persönlich kennenlernen. Wie eine Aktennummer wurde man durchgeschleust, hatte auf vorgefertigten Formularen seine Angaben und Kreuzchen zu machen. Das war’s. »Und falls Sie bis Januar nichts von uns hören und noch Interesse haben, melden Sie sich wieder«, so die lapidare Abschiedsformel.
    Als ich versuchte, mich aus

Weitere Kostenlose Bücher