Vorsicht, Zickenzone
Eine Tatsache, die eine junge Grundschullehrerin deutlich zu spüren bekam. »Die wird regelrecht gemobbt«, meinte meine Freundin Brigitte beim Brunch in Regensburg. »Die ersten zwei Stunden ist sie von 8 bis 9:30 Uhr in Mainburg und die ersten Stunden nachmittags mit einer halben Stunde Fahrzeit in Neunburg.« Als sie beim Schulrat um andere Zeiten bat, weil sie zwei Kinder habe, brachte der nur das Killerargument: »Sie sind in erster Linie Lehrerin!«. Noch Fragen? Das saÃ.
Auch bei Anna saà der letzte Rüffel ihres Chefs. Angeschwärzt von einer Kollegin, die petzte, dass sie ihren Urlaub im Büro online buchte (was so ziemlich jeder Angestellte tut, den ich kenne), stellte dieser gleich die Vertrauensfrage. Er sei sehr enttäuscht und würde sich nun Gedanken machen, was sie an ihrem Telearbeits-Freitag so alles unternehme. Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, deutete er an, diesen aufzukündigen. Anna war auÃer sich. Wusste der Teamleiter doch, dass sie an diesem Tag keine Betreuung für ihren schulpflichtigen Sohn hatte. Und die Kollegin lachte sich ins Fäustchen. Ãfter schon hatte sie sich darüber geärgert, dass Anna immer pünktlich Feierabend machte.
Klar, ist es nicht immer leicht, zu verstehen, dass Mütter rechtzeitig gehen müssen (aber hallo, wir wollen ja nicht zum Shoppen oder zur Maniküre, sondern hetzen â ewig Zeitdruck im Nacken, und wehe, auf der Stadtautobahn ist Stau! â in den Kiga oder in den Hort, um unsere Kids abzuholen). Auch wegen Krankheit fallen wir oft flach. Das alles gehört zu unserem Alltag und ist für AuÃenstehende deshalb nicht verständlich. Im Büro ist ja nur unser Arbeitsplatz leer, sind wir diejenigen, die Urlaub spieÃig zu Schulferienzeiten buchen und zu Hause bleiben müssen, weil das Kleingemüse krank ist (doch wer ahnt schon, wie durchwachte Nächte, Sorgen und Ãngste einem dabei zusetzen?). Weit davon entfernt, blau zu machen! Das sind zwei Jobs in einem mit Heulen, Zähneknirschen und latent schlechtem Gewissen â dem Kind und den lieben Kollegen gegenüber. »Würde man den Job einer Mutter ausschreiben«, meinte die Hebamme meiner Freundin Sabine, »würde keine Sau den nehmen.«
Ihre Begründung: »Bereitschaftsdienst Tag und Nacht! Das macht kein Mensch.«
Richtig. Als Mutter aber bist du zu Hause und im Job gefordert. Du bist die Ãber-Supermami. Aber die gibtâs nur im Comic â diese Superwoman! Ein echtes Dilemma, wenn nicht auch im Arbeitsleben mehr Empathie und Verständnis einziehen. AuÃer Frage allerdings steht: Professionalität gegenüber Kunden muss sein â und ein Wort Geltung besitzen! Aber dass Frauen zum Beispiel im Beruf »einen Termin« vorgeben, wenn sie in den Kindergarten müssen, das sollte endlich ein Ende haben. Denn in Wahrheit wünschen sie sich vor allem: Abschied vom Ideal der Supermama, so ein weiteres Ergebnis der Rheingold-Studie. SchlieÃlich ist eine zufriedene Mutter die beste Kollegin, Partnerin, Mutter, Freundin, Verbündete! In diesem Sinne viele Allianzen und alles Gute im Job, auf der StraÃe, im Leben â beim täglichen »Müttereinander« eben!
Nachwort
Solidarität statt Zickenkrieg
D ass wir als Mütter die Tendenz haben, zu zicken, wissen wir. Warum das so ist, auch. Unsere Motive, besonders ausgeprägt in den Anfangsjahren als Mom: hohe Ansprüche, Ãberfordertsein, Muttertier-Machtrausch, Scheuklappen, Ignoranz, Egoismus. Geschürt vom eigenen Perfektionszwang und dem prominenter Schwestern. Schlägt man die Hochglanz-Gazetten mit Heidi, Victoria & Co. auf (die blättert man als Jung-Mutter wegen der schnellen Infos im Café, bevor das Kind wieder kräht, am liebsten) â sind diese immer top-gestylt, super glücklich und meistern ihren Alltag auch in High Heels und mit brombeerfarbenen Fingernägeln. Schöne falsche Scheinwelt. Auch die haben ihre Probleme, geraten an ihre Grenzen, schwitzen, wüten, fluchen. Nur zeigt das Bild das nicht. Nicht den Hauch davon. Im Gegenteil: wurde alles hübsch retuschiert.
Und weilâs im wirklichen Leben keine Retuschen gibt, sollten wir uns von diesen Vorbildern nicht runterziehen lassen, dem Glamour nicht auf den Leim gehen. Das stresst nämlich nur noch mehr, neben den Muttis, die im Umfeld ihren Alltag scheinbar so mühelos und »alles subba« im Griff haben.
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